Großer Rückschlag im Titelkampf für Sebastian Vettel und Red Bull: In Monza schied der Doppelweltmeister sechs Runden vor Schluss mit einer defekten Lichtmaschine aus. Doch auch schon vor dem Auftreten des technischen Problems, das das Team via Funk bereits ein paar Runden vor dem letztendlichen Ausscheiden angekündigt hatte, lief für den Deutschen am Sonntag bei weitem nicht alles glatt. Am Start hatte Vettel noch Glück - obwohl Kimi Räikkönen innen eigentlich schon vorbei war, konnte der Heppenheimer auf der Außenbahn im Verkehr der ersten Schikane kontern und seine fünfte Startposition auch nach der ersten Runde halten. Anschließend machte er Jagd auf Michael Schumacher - diesen überholte er relativ einfach in Runde vier.

Anschließend kam von hinten jedoch Titelrivale Fernando Alonso immer näher. Schlussendlich gipfelte das Duell in einem äußerst harten Zweikampf in der Curva Grande. Ähnlich wie im Vorjahr, nur mit heuer vertauschten Rollen, durchfuhren die beiden Kontrahenten nebeneinander die ultraschnelle Rechtskurve. Vettel konnte Alonsos Angriff abwehren, drängte den Spanier dabei aber ins Gras. Mit zwei Rädern im Kies hatte der Ferrari-Pilot Schwierigkeiten die Kontrolle über seinen F2012 zu behalten - letztendlich ging die gefährliche Aktion glimpflich aus. Zwei Runden später konnte Vettel den zu diesem Zeitpunkt klar schnelleren Ferrari an gleicher Stelle jedoch nicht mehr hinter sich halten. Anschließend setzte es von den Regelhütern auch noch eine Durchfahrtsstrafe für das harte Manöver gegen Alonso.

Immer wieder die Lichtmaschine

Immerhin gegen Teamkollege Mark Webber kämpfte sich Vettel nach dem Durchfahren der Box wieder zurück und weiter nach vorne - dann streikte allerdings sein RB8 und machte alle Punkte- und Podiumshoffnungen zunichte. "Es war das gleiche Problem wie am Samstag. Und das wiederum hatten wir ja auch schon in Valencia - ein Defekt an der Lichtmaschine", zeigte sich Vettel nach seinem Ausscheiden enttäuscht. Auf Motorenpartner Renault rumhacken wollte er deshalb aber nicht. "Das macht keinen Sinn. Sie wissen ja genauso, dass wir heute wegen dieses Problems nicht angekommen sind." Außerdem müsse man nach Vettels Meinung fairerweise dazusagen, dass es sich um kein reines Renault-Problem handele, sondern um eines des Zulieferers. "Wenigstens haben wir bis zum Ausfall das Maximum aus dem Auto rausgeholt - mehr war nicht drin, aber ich glaube, das hat man sowieso gesehen."

Vettel: Im Ferrari-Land im Fokus der Regelwächter, Foto: Sutton
Vettel: Im Ferrari-Land im Fokus der Regelwächter, Foto: Sutton

Zufrieden sein konnte Vettel mit seinem Sonntag aber natürlich trotzdem nicht. "Das wären heute wichtige Punkte gewesen. Aber auch vor dem Ausfall waren wir auf der Geraden zu langsam und haben uns nicht leicht getan. Manchmal ist man einfach nicht schnell genug - dann muss man trotzdem die maximal möglichen Punkte mitnehmen. Leider ist uns das auf Grund der Zuverlässigkeit nicht gelungen", zog der 25-Jährige ein ernüchterndes Fazit. Mit Blick auf die seine Strafe und den ähnlichen Ablauf des Alonso-Manövers zu 2011, meinte der Red-Bull-Pilot: "Es war ein bisschen ein Déjà-vu zu letztem Jahr. Fernando kam mir sehr nah, aber ich denke, dass genug Platz da war. Wenn man dann aufs Gras kommt, verliert man das Auto natürlich ein bisschen, aber letztes Jahr war es die gleiche Situation - damals habe ich mich auch nicht beschwert. Vielleicht hätte ich das machen sollen."

Strafe akzeptiert

Anzumerken ist in Bezug auf die Szene allerdings, dass die Zweikampfregeln nach dem Bahrain GP in diesem Jahr angepasst und verschärft wurden - ein direkter Vergleich wäre folglich nicht korrekt. An irgendwelchen Verschwörungstheorien um die italienischen Sportkommissare wollte sich Vettel daher nicht beteiligen. "Ich glaube nicht an einen Ferrari-Bonus. Natürlich war ich in dem Moment sehr sauer, weil es Plätze kostet", so der Deutsche, der anfügte: "Aber was soll man machen? Letztes Jahr habe ich es nicht kommentiert und ich werde das auch in Zukunft nicht kommentieren - das ist meine Art. Wir machen jetzt weiter und fertig." Zudem sei es nicht seine Aufgabe, über derlei Szenen zu entscheiden. "Die Entscheidung stand dann fest und wir mussten das so hinnehmen, reinkommen und durchfahren. Mehr blieb uns nicht übrig", sagte der Heppenheimer gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Im Nachhinein würde die überlegene Pace Alonsos sowie sein eigener Ausfall die Strafe zudem in ein anderes Licht rücken, da sie nun ohnehin nichts verändern würde. Daran, dass er den Spanier dauerhaft hätte hinter sich halten können, glaubte er nicht. "Für Fernando gab es gar keine Eile, denn sie waren klar schneller. Insofern ist mein Ärger jetzt sowieso schon verraucht." Mit Blick auf die WM-Wertung, in der er nun zwar 39 Zähler hinter seinem spanischen Widersacher, aber nur zwei Punkte hinter Tagessieger Lewis Hamilton und einen hinter Räikkönen liegt, meinte er: "Es wird jetzt sehr spannend, aber genau wegen dieser Herausforderung sind wir ja hier. Letzte Woche hatten wir noch ein gutes Rennen, heute eben nicht. Wir haben aber noch einen langen Weg vor uns und es sind noch viele Punkte zu vergeben."