Lotus ist zurück: Das Team aus Enstone kämpft heuer erstmals seit Jahren wieder um den Titel mit. Auch wenn ein Sieg in der Saison 2012 bislang noch aussteht, ist er nach Meinung vieler Experten längst überfällig. Davor, dass der schwarz-goldene Höhenflug indes nur ein kurzes Strohfeuer sein könnte, hat man beim Team selbst keine Angst. Die Truppe von Eric Boullier wisse, dass man auch im Hintergrund durch die ein oder andere Veränderung die Weichen auf langfristigen Erfolg gestellt habe, beteuert Technikdirektor James Allison. So könne man sich nun in den letzten neun Saisonrennen auf den Titelkampf konzentrieren, ohne unter dieser Fokussierung mit dem nächstjährigen Boliden zu leiden.

Möglich machen soll es eine entwicklungstaktische Umorientierung, die laut Allison bereits in der ersten Saisonhälfte erfolgreich durchgezogen wurde. So habe man bereits frühzeitig mehr Arbeit als sonst in die Konstruktion des neuen Boliden gesteckt, wodurch man nun genügend Vorsprung habe, um sich aktuell ganz auf die Weiterverbesserung des derzeit eingesetzten E20 zu konzentrieren. Im Duell mit der Konkurrenz erhofft man sich dadurch in den kommenden Monaten einen entscheidenden Vorteil. "Was unser Team in den letzten Jahren meiner Meinung nach ein bisschen falsch gemacht hat, ist der Umstand, dass wir immer schon ein bisschen zu früh auf die Entwicklung des neuen Autos umgestiegen sind."

Preis bereits bezahlt

"Dieses Jahr haben wir deshalb mit der Intention begonnen, das aktuelle Auto länger als gewöhnlich zu entwickeln. Wir haben uns dafür entschieden, das nächstjährige Auto schon in der ersten Saisonhälfte ein bisschen weiter voranzubringen und früher mehr Aufwand hineinzustecken, als wir das in den vergangenen Saisons gemacht haben", so Allison. Das Gute an der neuen Gewichtung sei, dass man den Preis für den Mehraufwand nun schon bezahlt habe. "Wir haben bereits investiert und jegliche Auswirkung, die das auf unser aktuelles Entwicklungsprogramm gehabt hat, hat sich bereits in den Resultaten und dem, was wir in diesem Jahr erreicht haben, widergespiegelt."

Dass sich diese Neugewichtung noch negativ auswirken könnte, glaubte der Technikchef nicht. "Es ist ja nicht so, dass wir deshalb nun weniger in das nächste Jahr hineingelegt hätten. Wir haben eben nur ein bisschen an der Ausführung gedreht", erklärte der Lotus-Mann. "An den momentanen Entwicklungen gemessen, muss man sagen: Wir haben es geschafft, die Pace der anderen Teams mitzugehen, zu einem Zeitpunkt, zu dem wir uns mehr aufs nächste Jahr konzentriert haben - mit Blick auf die zweite Saisonhälfte gibt mir das natürlich ein gutes Gefühl." In der Teamwertung liegt Lotus mit 192 Zählern derzeit auf Rang drei, direkt hinter McLaren. Auch Kimi Räikkönen befindet sich mit 48 Punkten Rückstand auf die Spitze noch in Schlagdistanz.