Fernando Alonso untermauerte in Hockenheim wieder einmal seine Stellung als einer der besten Regenpiloten der Formel 1. Mit zwei sensationellen Runden am Schluss, war der Ferrari-Star im nassen Qualifying von Deutschland nicht zu schlagen. Als besonders hilfreich erwies sich dabei die Entscheidung, kurz vor Ende der Session noch einmal einen frischen Satz Regenreifen aufzuziehen. Mit den neuen Pneus nahm er der versammelten Weltelite bei äußerst schwierigen Bedingungen vier Zehntel ab. Dementsprechend zufrieden zeigte sich der WM-Leader nach dem Ende des Zeittrainings.

Einfach sei es auf der Strecke aber trotz seiner Pole-Position zu keiner Zeit gewesen. "Es war am Limit. Zwar ist das für alle gleich, aber manchmal ist es besser, die Verhältnisse zu prüfen", so Alonso, der vor dem Beginn von Q3, ob des vielen Wassers auf der Strecke, via Funk eigentlich noch eine Verschiebung der Session gefordert hatte. "In Kurve sechs hatte ich Aquaplaning - es war nicht leicht, da mit 280 bis 290 Sachen reinzufahren", erklärte sich der Asturier, der aber trotzdem mit einem breiten Grinsen feststellen konnte: "Es lief gut für uns - aber wir hatten heute mit dem Aquaplaning auch haarige Momente."

Alles gegeben

Vettel-Finger Vol. 2: Alonso zeigt seine Startposition an, Foto: Sutton
Vettel-Finger Vol. 2: Alonso zeigt seine Startposition an, Foto: Sutton

In Q2 entschied sich Ferrari zunächst, mit den Intermediates auf die Strecke gehen, um früh eine Runde zu setzen, zog am Ende der Session jedoch die Regenreifen auf, da man zumindest eine grobe Ahnung davon haben wollte, die sich der Wagen auf diesen verhält. In Q3 konnte Alonso schlussendlich auf Grund der Wassermassen nicht mehr auf KERS zurückgreifen und auch der siebte Gang konnte nicht genützt werden. "Unter solchen Bedingungen auf Pole Position zu fahren, ist wirklich erfreulich", strahlte der Spanier. "Wenn man dann aus dem Boxenfunk hört, dass man geschafft hat, ist das sehr zufriedenstellend, weil es einem das Gefühl verleiht, alles gegeben zu haben."

Hervorheben wollte Alonso die kluge Entscheidung, für die Schlussminuten abermals frische Pneus aufzuziehen. "Der zusätzliche Stopp in Q3 war eine gute Strategieentscheidung. Ich bin dann mit dem frischen Satz noch einmal raus und habe damit eine gute, nämlich die Pole-Position geholt." Trotzdem sei das Wochenende seiner Meinung nach bisher eigenartig. "Die Verhältnisse auf der Strecke waren unterschiedlich und das Auto immer gut - wir fuhren auf Regenreifen, Intermediates und Slicks", so Alonso, der angab: "Für morgen ist die Wettervorhersage besser. Das Auto fühlte sich bisher immer gut an, daher bin ich optimistisch." Dennoch würde das Rennen für alle ein gewisses Fragezeichen darstellen, da es wenig Daten über die Reifen im Trockenen gebe.

Laudas Prognose trifft ein

Alonso ging nicht davon aus, dass sich die Strategien der Top-Teams stark unterscheiden würden - an eine gewisse Flexibilität glaubte er aber schon. "Was die Weltmeisterschaft angeht, kann ich damit nicht unzufrieden sein, wenn starke Gegner wie Hamilton und Webber aus der vierten Reihe starten", blickte er auch auf die Konkurrenz. "Der Start wird wichtig, aber nicht entscheidend, denn es gilt 67 Runden zu überstehen", analysierte Alonso, um auch noch einen Scherz hinterherzuschicken: "Ein Spanier mit einem italienischen Auto in Deutschland auf Pole? Ich möchte nicht politisch werden aber, das sind schon einige kuriose Umstände."

Von Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali erhielt der Doppelweltmeister nach seiner Weltklasse-Leistung ein dickes Sonderlob: "Fernando hat einen super Job gemacht, denn die Konkurrenz war heute sehr stark." Überbewerten wollte er aber noch nichts. "Wir haben in Silverstone gesehen, dass das nur die halbe Miete ist", meinte Domenicali mit Blick auf die neuerliche Pole-Position. Angesprochen auf Niki Laudas Prognose vor dem Zeittraining, dass heute der intelligenteste Fahrer ganz vorne stehen würde, lachte der Italiener mit einem Zwinkern: "Niki hat eben immer Recht."