Das Rennen des Jean-Eric Vergne in Monte Carlo war vor allem mit einem Wort zu beschreiben: Antizyklisch. Nach seinem Start vom 16. Platz war der Rookie in der ersten Runde zunächst um eine Position zurückgefallen. Nach 17 Umläufen entschied man sich daher, den Franzosen zu einem frühen ersten Boxenstopp hereinzuholen. Dabei wechselte das Team die Reifen, aus den superweichen Pneus wurde die härtere Mischung. Auf dieser fuhr Vergne anschließend bis zur 70. Runde - zwischenzeitlich hatte ihn diese Strategie bis auf den starken siebten Platz vorgespült.

Der späte Splash & Dash spülte Vergne jedoch unweigerlich aus den Top-10 heraus. Auf Platz elf kehrte er zurück auf die Strecke. Manch Beobachter wollte da jedoch kaum seinen Augen trauen: Anstatt abermals auf die superweichen Pneus zu wechseln und zu versuchen, dem Zehnplatzierten Bruno Senna auf dessen alten Reifen in den Schlussrunden noch ordentlich einzuheizen, setzte Toro Rosso auf Intermediates. Das ganze Rennen hing die Bedrohung des Regens wie ein Damoklesschwert über dem Stadtkurs im Fürstentum. Zwar begann es in den letzten Minuten ein wenig zu Tröpfeln, der große Guss blieb jedoch bei Leibe aus - und damit auch die Chance für Vergne.

Sieg möglich gewesen

Bereits vor seinem langen Mittelstint bekam Vergne Druck von Perez, Foto: Sutton
Bereits vor seinem langen Mittelstint bekam Vergne Druck von Perez, Foto: Sutton

Auch wenn sich das Risiko letztendlich nicht auszahlte und der 22-Jährige im weiteren Rennverlauf auf den dann wenig brauchbaren Intermediates noch eine weitere Position verlor, sei die Strategie laut Ex-Ferrari-Pilot Patrick Tambay richtig gewesen. Der Franzose meinte, Toro Rossos Mut hätte durchaus belohnt werden können. "Wenn es richtig zu regnen angefangen hätte, hätte Vergne das Rennen gewinnen können", so Tambay. "Alle waren so spät im Rennen auf stark abgefahrenen Trockenreifen. Damit auf der Strecke zu bleiben, wäre schwierig geworden."

Nach Meinung Tambays seien der Konkurrenz aber die Hände gebunden gewesen. Innerhalb der Punkteränge habe man zu viel zu verlieren gehabt, um solche Risiken einzugehen. "Auch andere hätten an die Box kommen können. So wenige Runden vor Schluss wäre das aber sehr riskant gewesen." Bei höherer Intensität des Regens, wäre aber wohl das ganze Feld zum Handeln gezwungen gewesen. "Mit den Intermediates hätte Vergne dann ein Auto nach dem anderen überholt. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass er den Großen Preis von Monaco hätte gewinnen können", war sich Tambay sicher.