Viele fragten sich vor dem Rennsonntag: welchen Wert hat die erste Startreihe für Mercedes in China? In beiden vorangegangenen GPs hatten die Silberpfeile noch arg mit den Reifen zu kämpfen und auch für den dritten Lauf wurde zunächst einmal keine Besserung erwartet. "Vor dem Rennen sprach jeder über die Mercedes-Probleme, den Reifen in den Griff zu bekommen", bestätigt Paul Hembery. "Ich sagte daraufhin, dass Ross Brawn mir erzählt hatte, dass sie dachten, viele dieser Probleme verstanden zu haben. Es ist ziemlich deutlich, dass ihnen das auch gelungen ist."

Nico Rosberg schaffte es, mit lediglich zwei Boxenstopps durchs Rennen zu kommen, während die meisten Rivalen dreimal neue Reifen aufziehen ließen. "Sie waren vom Start bis ins Ziel hervorragend und das ist gut zu sehen", lobte Hembery die Silberpfeile. Vor dem Rennen hatte Pirelli eine Drei-Stopp-Strategie für die wahrscheinlichste Variante gehalten. "Zwei waren auch eine Möglichkeit, aber wohl am Limit", so Hembery. "Selbst Mercedes fragte sich wohl, ob sie nicht doch einen dritten Stopp einlegen sollten."

Hembery glaubt, dass Rosberg auch wegen der Ausgangsposition einen Stopp weniger einlegen konnte. Schließlich hatte der Mercedes-Fahrer vom Start weg freie Fahrt, während sich die Verfolger durchs Feld kämpfen mussten. "Und wir wissen, wie viel Vorteil es einem in der Formel 1 verschafft, wenn man nicht durch schmutzige Luft oder Ähnliches muss und stattdessen freie Fahrt hat", sagte Hembery. "Diesen Vorteil haben sie ausgezeichnet ausgenutzt."

Der eine oder andere zweifelte Rosbergs ersten Boxenstopp an. Button hatte in der 11. Runde wieder auf die weichen Reifen gewechselt, Rosberg ließ zwei Runden später mit dem Medium die etwas langsamere Variante aufziehen. So hätte Button theoretisch zum Führenden aufholen können. Laut Hembery traf Mercedes allerdings keine falsche Wahl: "Nein, das denke ich nicht. Ich glaube, dass sie das Level des Reifenabbaus ausloten wollten, weshalb sie ihre Strategie quasi in realer Zeit änderten."