Zwei Rennen, zwei Sieger - so sieht die Bilanz der Saison 2012 bisher aus. In Australien triumphierte Jenson Button, beim Regenrennen in Malaysia schwamm Fernando Alonso allen davon. In China könnte nun ein dritter Name auf der Ergebnisliste hinzukommen.

Nach zwei Pole Positions, die er jeweils nicht in einem Sieg umwandeln konnte, will Lewis Hamilton endlich einen Sieg. Dass er aufgrund eines Getriebewechsels in der Startaufstellung um fünf Plätze zurückversetzt wird, wertet er dabei nicht als schlechtes Omen - ganz im Gegenteil. "Ich liebe Racing und es gefällt mir, wenn ich von hinten durch das Feld kommen muss", sagte der Brite. "Wenn man wie wir ein schnelles Auto hat, kann man auch von einem schlechteren Startplatz aus ein gutes Resultat erreichen", ist er überzeugt und glaubt an eine Aufholjagd à la Fernando Alonso in Sepang.

Lewis Hamilton feierte 2011 einen emotionalen Sieg, Foto: Pirelli
Lewis Hamilton feierte 2011 einen emotionalen Sieg, Foto: Pirelli

Für Hamilton wäre es nach 2008 und 2011 der dritte Erfolg auf dem Shanghai International Circuit. Der Sieg vor einem Jahr in einem spannenden Rennen war für den Briten dabei besonders emotional. "Mir fehlen die Worte. Das ist eines der besten Rennen, die ich je erlebt habe", sagte er damals überwältigt. Ein Grund hierfür dürfte gewesen sein, dass er es trotz eines Benzinlecks kurz vor dem Start noch in die Startaufstellung schaffte und das Rennen von P3 aus gewann.

Der Dominator des Wochenendes, Sebastian Vettel, musste sich mit der zweiten Stufe auf dem Treppchen zufrieden geben. Im Qualifying hatte er Hamilton und Button noch um mehr als sieben Zehntel distanzierten können. Für Teamkollege Mark Webber war dagegen das Qualifying bereits nach der ersten Session zu Ende gewesen, da der Reifenpoker nach hinten losging. Immerhin nutzte der Australier die nicht benötigten Reifensätze um sich im Rennen in einer furiosen Aufholjagd von Position 18 auf drei nach vorne zu schieben.

Wie Jenson Button am Donnerstag zu Protokoll gab, könne man aus dem vergangenen Jahr jedoch kaum Schlüsse ziehen, da man damals die neuen Pirelli-Reifen noch zu verstehen versuchte. Deshalb kam es zu einigen Strategiewechseln. "Ich hatte fast den Eindruck, dass manche keine Strategie hatten", mutmaßte der Brite gar scherzhaft. Ihm dürfte vor allem eine kuriose Szene aus dem vergangenen Jahr im Gedächtnis hängen geblieben sein: bei seinem ersten Boxenstopp steuerte der McLaren-Pilot zunächst versehentlich die Red-Bull-Crew an, ehe er den Weg zu seinen Mechanikern fand.

Für Überraschungen könnte an diesem Wochenende das Wetter sorgen. Derzeit sieht es so aus, als würde es nur am Freitag regnen, Samstag und Sonntag soll die Strecke vom Regen verschont bleiben. Demnach wären vor allem die Testfahrer von widrigen Bedingungen betroffen. "Regen hat keinen Einfluss auf mich - jedenfalls nicht auf mein Programm", beteuert jedoch Williams-Testfahrer Valtteri Bottas.

Doch auch die Luftverschmutzung spielt auf dem Kurs, der unweit von Betonfabriken gelegen ist, eine Rolle. Die mit Zementstaub angereicherte Luft könnte so manchem Boliden zu schaffen machen. Die Strecke, die von oben betrachtet dem chinesischen Schriftzeichen "shang" ähnelt, weist mit einer Länge von 1,3 Kilometern die längste Gerade aller Strecken im Rennkalender auf. Aufgrund des hohen Vollgasanteils und der wenigen langsamen Kurven werden die Motoren besonders stark beansprucht, weshalb es durchaus in den letzten Runden noch zu Motorplatzern wie zuletzt in Malaysia bei Pastor Maldonados Williams kommen könnte.

Es ist alles angerichtet für einen Thriller wie im vergangenen Jahr. Erzielt McLaren die 150. Pole Position? Spült ein Regenschauer erneut Fernando Alonso nach vorn? Schlägt Red Bull zurück? All diese Fragen werden am Wochenende beim Großen Preis von China geklärt.