Die gute Laune vom Qualifying war bei Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nach dem Rennen in Melbourne nicht mehr zu spüren. Denn ausgerechnet die zwei Disziplinen, auf die Mercedes bei den Tests stolz war, wurden beim Saisonauftakt nicht gemeistert. So stimmte einerseits die Zuverlässigkeit nicht, da bei Michael Schumacher das Getriebe streikte, andererseits wollten bei Nico Rosberg die Reifen nicht halten, nachdem das während der Tests und auch noch bei längeren Runs am Samstag einigermaßen gut geklappt hatte.

Für Haug war deswegen klar, dass es nun eine genaue Analyse der Probleme geben wird, denn vor allem das Reifen-Dilemma wurmte ihn. Daher fand er es gar nicht mehr so schlimm, dass Rosberg in der letzten Runde noch einen Reifenschaden erlitt, als er eine Kollision hatte. "Bei Nico war der Speed überhaupt nicht so da, wie man sich das vorgestellt hat, denn vorher war er ja da. Das müssen wir untersuchen. Ich denke, dass es bei den Reifen im Umgang anders war als wir das vorher gemacht haben. Wir haben hier getestet und auch längere Runs gemacht, auch am Samstagvormittag noch", betonte Haug.

Ein bisschen Rätselraten

Der Motorsportchef erklärte noch einmal, dass Mercedes auch in Barcelona realistische Rennsimulationen gefahren war und dort alles konstant aussah. "Hier war das anderes. Wie es bei Michael weitergegangen wäre, wissen wir nicht. Es ist schade, dass er das Getriebeproblem hatte. Ich habe keine Ahnung, wie er ins Ziel hätte fahren können und ob er anders durchgekommen wäre. Es ist ein bisschen Rätselraten. Natürlich verspricht man sich von so einem Auftakt mehr, weil wir im Vorfeld eigentlich immer ganz ordentlich ausgesehen haben. Jetzt untersuchen wir das Auto und schauen, wo wir in Malaysia sind. Das sind sicher ganz andere Strecken- und Temperaturbedingungen."

Michael Schumacher lag bei seinem Ausfall vor Sebastian Vettel, Foto: Sutton
Michael Schumacher lag bei seinem Ausfall vor Sebastian Vettel, Foto: Sutton

Schumachers Getriebeproblem war ziemlich plötzlich gekommen, wobei Haug sagte, dass so etwas meist relativ rasch auftritt. Für Mercedes sind solche Defekte eigentlich untypisch, sogar so untypisch, dass nicht einmal Haug sich daran erinnern konnte, wann es so etwas das letzte Mal gegeben hatte. Ein fundamentales Problem erwartete er beim Getriebe aber nicht. "Beim Testen gab es hier und da eine höhere Belastung, aber das ist etwas, wo man auch die Limits austestet. Es gab da nichts Spezifisches, wo wir sagen könnten, da haben wir was", meinte der Motorsportchef.

Kein typischer Zustand

Bei den Reifen war das aber anders, die Probleme gaben Haug und dem Team durchaus zu denken. "Das war bei den Tests kein typischer Zustand. Barcelona ist ein harter Kurs für die Reifen, bei den Tests am Samstagmorgen waren die Temperaturen auch nicht viel anders. Da fuhren wir zwar nur acht oder neun Runden, waren aber auch sehr konstant." Für ein Team wie Mercedes sind solche Dinge besonders dann ärgerlich, wenn das Potential eigentlich viel höher eingestuft wird. Aufgrund der Tests und der Trainings war das auch so gewesen und Mercedes hatte primär daran gearbeitet, im Rennen und nicht nur über eine Runde schnell zu sein.

"Wir haben dafür gearbeitet, dass wir im Rennen den Speed haben. Das Qualifying sollte dann das Abfallprodukt daraus sein und das haben wir sicher nicht perfekt umgesetzt. Hier hatten wir aber das Handicap, ein Auto nur elf Runden zu haben und das andere nicht gut positioniert zu haben, während es nicht gut mit den Reifen umging. Ich weiß nicht, ob es mit dem anderen Auto besser gewesen wäre, das ist Rätselraten. Melbourne ist speziell, auch was den Speed von Autos betrifft. Es ist nicht die typische Rennstrecke, aber wir sind hier angetreten, um einen besseren Job zu machen. Dass Nico einen besseren Speed hat, als heute gezeigt wurde, ist auch klar. Das liegt nicht an Nico, sondern an der Kombination Auto und Reifen", sagte Haug und wollte den Weg zurück zur Testform finden. Er ging aber nicht davon aus, dass es ein grundsätzliches Problem mit den Reifen gibt.