Für Teamchef Ross Brawn ist die Saison 2012 ein Schlüsseljahr für Mercedes. Nach zwei aufeinanderfolgenden vierten Plätzen in der Konstrukteursweltmeisterschaft müsse den Silberpfeilen in diesem Jahr ein Schritt nach vorne gelingen. Zumindest müsse man in Zukunft regelmäßig um Podestplätze kämpfen, denn dazu sei das Potenzial in Brackley zweifelsfrei da. "Wir müssen vorankommen. Niemand von uns ist mit einem sich wiederholenden vierten Platz glücklich. Deshalb sind wir nicht hier", schlug Brawn am Rande der Präsentation des neuen F1 W03 ungewohnt angriffslustige Töne an.

"Wir müssen nach vorne kommen, aber ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir das mit den Stärken und Ressourcen, sowie dem Team, das wir aufbauen, auch schaffen können." Besonders die personellen Zugewinne im technischen Bereich des Teams hätten eine Menge Mut gemacht - gerade auch die Verpflichtungen von Bob Bell, Geoff Willis und Aldo Costa. "Meiner Meinung nach ist die wichtigste Sache, die wir geschafft haben, die Verstärkung des Teams. Wir haben nun im Ingenieurskader viel mehr Tiefe als noch vor zwölf Monaten", so Brawn, der explizit die drei prominenten Neuerwerbungen der Stuttgarter hervorhob.

Bessere Reaktion möglich

Erste Gehversuche in Spanien: Mercedes neuer F1 W03 ist der große Hoffnungsträger, Foto: Sutton
Erste Gehversuche in Spanien: Mercedes neuer F1 W03 ist der große Hoffnungsträger, Foto: Sutton

"Wir hatten bereits ein großartiges und intelligentes Ingenieursteam - aber nun noch diese Erfahrung und Stärke hinzugefügt zu haben, gibt mir die Zuversicht, dass wir viel stärker auf alles reagieren können, was so auf uns zukommt", meinte der Brite. Wo man mit dem neuen Auto nun genau stehe, sei schwer abzuschätzen. "Ich bin aber sehr zufrieden mit dem, was wir gemacht haben. Wo auch immer wir landen, ich bin mir sicher, dass wir viel stärker werden antworten können", glaubte der Teamchef. Die Zielsetzung für 2012 sei klar.

"Wir greifen natürlich das Podest an. Jedes Team, das die Weltmeisterschaft noch nicht gewonnen hat, muss sehen, wo es sich verbessern und verstärken kann, um bessere Resultate einzufahren. Darauf konzentriert man sich sogar dann noch, wenn man den Titel holt", erklärte Brawn die einfache Philosophie in der Formel 1. "Wenn man keine Rennen gewinnt und auch keine Meisterschaft, dann muss man sich vielleicht noch stärker um Verbesserungen bemühen. Der Schlüssel ist es, dabei nicht das zu ruinieren, was man schon hat, nur um etwas noch stärkeres aufzubauen. Und darauf haben wir uns konzentriert", so Brawn.

Vielversprechende Heckansicht: Michael Schumacher im neuen Auto, Foto: Sutton
Vielversprechende Heckansicht: Michael Schumacher im neuen Auto, Foto: Sutton

Man habe im Team bereits großartige Leute vereint. "Aber ich war sehr erfreut, auch noch Geoff, Aldo und Bob hinzuzufügen, denn das sind Leute, von denen ich weiß, dass sie in die bestehende Struktur hineinpassen, diese parallel aber auch aufbessern und noch stärker machen." Dass man den ersten Wintertest der F1 in Jerez zumindest mit dem neuen Auto verpasst hat, bereitet Brawn keine Sorgen. "Für uns war Jerez zumindest insofern wichtig, da wir das neue und das alte Auto, genauso wie die neuen und die alten Reifen in eine Wechselbeziehung setzen wollten, um zu verstehen, wo wir stehen", verriet der Brite.

Solider Test als Basis

"Dadurch, dass das alte Auto so zuverlässig war, konnten wir dort drei sehr solide Testtage absolvieren und fast so viele Kilometer zurücklegen, wie andere Teams an vier Tagen. Das bedeutete, dass wir einfach sehr viele nützliche Reifentests durchführen konnten", sagte der Teamchef, der glücklich war, sich nun voll auf das neue Auto konzentrieren zu können. Dieses hat, wie die Mehrzahl der Konkurrenz, im Frontbereich die diskussionswürdige Stufennase. Laut Brawn habe man aus der vergangenen Saison auch in Sachen Design seine Lehren gezogen, da einige radikale Merkmale des Vorgängermodells W02 nicht die gewünschten Effekte gehabt hätten.

"Trotz des unverkennbaren Designs der Fahrzeugnase, die mit Sicherheit einen etwas akquirierten Geschmack hat, ist der F1 W03 eine elegante Interpretation des aktuellen Reglements und im Vergleich zu seinem Vorgänger ein klarer Fortschritt in Sachen Design-Details und Perfektion", lobte Brawn das neueste Konstrukt, das die Werkshallen in Brackley verlassen hat. "Letztes Jahr haben wir ein sehr mutiges Auto produziert und auch wenn seine radikaleren Elemente vielleicht nicht immer die erhofften Auswirkungen mit sich gebracht haben, war die dabei gesammelte Erfahrung unglaublich wichtig für den Bau des Autos für die Saison 2012."