Der neue Bolide aus dem Hause McLaren sticht bereits beim ersten Blick aus der breiten Masse des F1-Starterfeldes. Als einziges der bisher vorgestellten neuen Autos hat der MP4-27 keine Stufennase. Während sich die Mehrzahl der Fans über den dieser Tage fast schon ungewohnt schönen Anblick freut, steckt seitens des Teams hinter der eigenen Lösung durchaus Kalkül. Bei McLaren ist man davon überzeugt, mit dem Verzicht auf den Knick in der Front den richtigen Weg gewählt zu haben, wenngleich man damit klar gegen den Trend setzt. Möglich gemacht hat das individuelle Design das insgesamt tieferliegende Chassis des McLaren - eine Philosophie, die das Team schon länger verfolgt.

McLarens Technikdirektor Paddy Lowe erklärte, man habe das Stufennasen-Konzept auch in Woking durchaus evaluiert, sei aber zu dem Schluss gekommen, dass man auch eine normale Nase bauen könne und damit wohl besser fahre. "Die neue Regel kam auf und wie jedes Jahr sieht man sich die Sache dann genau an", erklärte der Brite gegenüber Autosport. "Wir haben das geprüft, sind es durchgegangen und haben uns dazu entschieden, bei der Philosophie zu bleiben, die wir haben", so der McLaren-Technikchef, der davon überzeugt war, dass bei solchen Spitzfindigkeiten im Reglement verschiedene Teams immer verschiedene Wege beschreiten würden. "Es gibt keinen guten oder schlechten Weg - die Regelung hat uns einfach nicht betroffen", stellte Lowe klar.

Eigene Philosophie

"Die Teams, die dem Trend hin zum hohen Chassisende gefolgt sind, den Red Bull begründet hat, haben die Front und die Nase sehr hochgezogen - diese Ideologie haben sie beibehalten. Und da sie das schnellste Auto waren, ist es keine Überraschung, dass sie die Richtung vorgeben", erklärte der Brite. Der Großteil der Konkurrenz sei dem Trend 2012 gefolgt - mehr noch als im Vorjahr - hätte dadurch aber auch die Stufennasen-Problematik mitübernommen. "Sie sind jetzt die, die von den neuen Regeln betroffen sind und müssen die Nase abfallen lassen und einen Kompromiss vorstellen", meinte Lowe. Von der Kreativität der Konkurrenz war er dabei dennoch beeindruckt.

"Einige Leute sind mit interessanten Ideen im Umgang mit der Stufe angekommen." Man beobachte die Situation bei den anderen Teams deshalb genau - beeinflussen lassen wollte man sich beim Bau des MP4-27 davon aber bewusst nicht. "Meiner Meinung nach haben wir durch den Verzicht keinen besonderen Clou verpasst. Es ist nicht so, dass das ein Trick oder ein Schlupfloch im Reglement ist, das wir verpasst haben", sagte Lowe. "Wir wussten immer, dass wir unser Chassis dort anheben könnten, haben uns aber dazu entschlossen, es nicht zu tun und das war auch schon der Fall, bevor es die Einschränkung gab", so der McLaren-Techniker, der anfügte: "Das ist einfach unsere Philosophie."