Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Saison?
Otmar Szafnauer: Das Auto sieht nun ganz gut aus. Es geht vornehmlich darum, wie wir im Vergleich zur Konkurrenz unter den neuen Regularien weiterentwickelt haben, was jedoch vor dem ersten Rennen schwierig zu beurteilen ist. Aus unserer Perspektive haben wir über den Winter aber einige gute Verbesserungen erzielt. Unser Ziel ist es, die Saison stark zu beginnen und dann mit unserer Entwicklung fortzufahren.

Letzten Winter gab es einen Wechsel der Philosophie und das Team wusste bereits vorab, dass das es einen schwierigen Start in die Saison geben wird. Liefen die Dinge dieses Jahr glatter ab?
Otmar Szafnauer: Dieses Jahr haben wir das nicht gemacht, deswegen war es im Winter eher ein traditionelles Entwicklungsprogramm. Allerdings war es im Vergleich natürlich auch verkürzt, weil wir die Saison im Prinzip erst im Dezember beendet haben!

Erwarten Sie in Bezug darauf, wie die Teams die Veränderungen des angeblasenen Diffusors umgesetzt haben, in den nächsten Wochen noch irgendwelche Kontroversen?
Otmar Szafnauer: Das ist momentan noch schwer absehbar. Wir haben uns an die Regeln gehalten. Ich weiß nicht, wer bis an die Grenzen gehen wird, aber das werden wir ja bald herausfinden! Die FIA hat ziemlich eindeutig klargestellt, dass sie nicht wollen, dass Auspuffgase irgendeinen aerodynamischen Effekt haben. Das war zu verbannen, besonders bei der Beschleunigung und sollte keinen Effekt mehr auslösen.

Sind Sie mit der im Winter verrichteten Arbeit zufrieden?
Otmar Szafnauer: Vom Standpunkt der Aerodynamik her, haben wir einen soliden Job gemacht. Und ich bin sicher, dass auch Mercedes mit Blick auf die neuen Regeln einen guten Job gemacht hat. Mit unseren guten Fahrern sollten wir alles in allem im Mittelfeld konkurrenzfähig sein.

Di Resta & Hülkenberg: Von seinem neuen Fahrerduo ist Szafnauer überzeugt, Foto: Force India
Di Resta & Hülkenberg: Von seinem neuen Fahrerduo ist Szafnauer überzeugt, Foto: Force India

Nico wurde zum Stammfahrer befördert. Was hat Sie letztes Jahr so beeindruckt?
Otmar Szafnauer: Wir hatten drei sehr gute Fahrer, aus denen wir auswählen mussten und die Entscheidung war nicht einfach. Wir wollten uns personell aber mittel- und langfristig aufstellen und sahen in Nico gutes Potenzial - auch abhängig von seinen Leistungen an den Freitagen, genauso wie von seiner Einstellung, seinem Feedback und seinem Speed. All das zusammengenommen bewies uns großes Potenzial.

Erwarten Sie, in seiner zweiten Saison einen noch stärkeren Paul zu sehen?
Otmar Szafnauer: Wenn man sich die Fahrer ansieht, die in die F1 kommen, sieht man, dass sie zumeist im zweiten Jahr einen signifikanten Schritt machen - das erwarten wir auch von Paul, denn für ihn sind die Dinge nun nicht mehr neu. 2010 konnte er sich viele Strecken bereits am Freitag einmal ansehen, nun ist er auf ihnen auch tatsächlich schon Rennen gefahren. Er hat entscheidende Erfahrungen gesammelt, die es ihm nun ermöglichen werden, seine Performance insgesamt noch einmal zu steigern.

Beide Fahrer haben in anderen Serien schon eine Menge gewonnen. Wie schätzen Sie sie als Kombination ein?
Otmar Szafnauer: Besonders in Bezug auf die Teams, mit denen wir konkurrieren, denke ich, dass wir ein sehr gutes Fahrerduo zur Verfügung haben.

P5 im Blick - die Konkurrenz im Nacken: Force India hat viel vor, Foto: Force India
P5 im Blick - die Konkurrenz im Nacken: Force India hat viel vor, Foto: Force India

Der Wettkampf ist in diesem Jahr eng. Wie hart wird es, die angepeilten Ziele auch zu erreichen?
Otmar Szafnauer: Meiner Meinung nach wird es sehr schwer. Aber nichts desto trotz, ist der fünfte Platz unser Ziel. Ich denke, Sauber hat letzte Saison sehr stark begonnen und am Ende ihren angeblasenen Diffusor nicht weiterentwickelt, was ihnen geschadet hat. Auf der anderen Seite wird ihnen genau das natürlich für dieses Jahr helfen, denn die übrigen Entwicklungen, die sie so angebracht haben, gelten immer noch. Sie haben zwei schnelle Piloten, einen guten Antrieb, viel Erfahrung als Team und verfügen über eine gute Infrastruktur - deshalb wird es nicht einfach, sie zu schlagen. Lotus war etwas durch ihr Konzept des angeblasenen Unterbodens eingeschränkt. Dieses Jahr werden sie das aber nicht mehr haben, also werden sie wieder konkurrenzfähig sein. Williams hat mit Renault einen neuen Motor, ein neues Technikteam und viel Erfahrung. Toro Rosso hat sich letztes Jahr enorm gesteigert. Nun haben sie neue Fahrer und obwohl das alles noch ziemlich unbekannt ist, nimmt man Veränderungen normalerweise ja mit der Absicht vor, sich zu verbessern! Es wird im Bereich des Mittelfelds, in dem auch wir uns befinden, also sehr konkurrenzfähig zugehen.

Auf der anderen Seite gibt es aber doch auch keinen Grund, warum Force India nicht da weitermachen kann, wo man letztes Jahr aufgehört hat...
Otmar Szafnauer: Ganz genau. Wir haben Kontinuität bei unseren ranghohen Mitarbeitern und im Management und Konstanz bei unserem Antrieb - Mercedes macht mit dem Motor und dem KERS einen großartigen Job. Wir haben erneut zwei gute Fahrer. Wir beginnen zudem auch damit, die Reifen ein bisschen besser zu verstehen. All diese Sachen miteinbezogen, wird es zwar schwer, aber ich denke, dass wir konkurrenzfähig sein werden. Wo wir dann ankommen? Es ist schwierig das vorherzusagen. Aber unser Ziel ist der fünfte Platz und ich denke darum werden wir auch kämpfen.

Sahara kam letztes Jahr erst spät hinzu. Welchen Einfluss hat das mit Blick auf die Zukunft?
Otmar Szafnauer: Es bringt uns einfach noch mehr finanzielle Stabilität, was immer gut und willkommen ist. Auch bedeutet es, dass unsere Zukunftsplanung mittelfristig einige Veränderungen erfahren wird, da wir zwei Teilhaber haben, die Kapazitäten besitzen, dass das Team auch wachsen kann. Wir durchschreiten diesen Prozess nun und es könnte sein, dass wir schon bald einige Verbesserungen an der Infrastruktur bekanntgeben können, die es uns erlauben das Mittelfeld hinter uns zu lassen.

Wie würden Sie die Erwartungen für 2012 zusammenfassen?
Otmar Szafnauer: Ich denke, dass wir im Winter einen soliden Job abgeliefert haben und uns dabei wie gesagt an die Regeln der FIA gehalten haben. Alles hängt davon ab, was die Anderen gemacht haben und ob sie es geschafft haben durch ihre Winterentwicklungen eine bessere Form zu finden. Es wird im Mittelfeld schwierig, aber unser Fokus liegt darauf, unsere Position im Vergleich zum Vorjahr zu verbessern. Wir werden das Jahr über hart arbeiten, um uns regelmäßig in Q3 zu qualifizieren und in den Punkten anzukommen. Und um den fünften Platz zu erreichen, müssen wir das auch.