"Ich persönlich finde das Auto nicht hübsch, aber das hat in der F1 keinen Wert." Stefano Domenicali machte bei der Präsentation des neuen Ferrari-Boliden keinen Hehl aus seiner ästhetischen Abneigung gegen den F2012. Vielmehr liegt Domenicalis Fokus auf dem Wesentlichen: "Wir brauchen ein zuverlässiges Auto und ich bin sicher, dass wir bei Ferrari die nötigen Zutaten besitzen, um bis zum Ende um das große Ziel zu kämpfen."

Auf Domenicali und Maranello lastet eine Menge Druck, nachdem das Team seit Jahren dem begehrten WM-Titel hinterher fährt. Im vergangenen Jahr wurde Ferrari für sein konservatives Design des Autos kritisiert, dieses Jahr soll es hässlich sein. Fernando Alonso hat seine Ziele jedoch nicht geändert. "Das Auto sieht anders aus als in den letzten zwei Jahren", so der Spanier. "Ich gehe mit der gleichen Hingabe wie in den letzten Saisons ins Jahr und bin überzeugt, dass wir toll abschneiden werden. Ich will um den WM-Titel kämpfen und Rennen gewinnen."

Der F2012 soll den Titel holen, Foto: Ferrari
Der F2012 soll den Titel holen, Foto: Ferrari

Die Schnabeltier-Front der neuen Roten Göttin zieht zwar die meisten Blicke auf sich, doch am Rest des Autos hat sich einiges getan - auch wegen des Verbots des angeblasenen Diffusors. Angefangen bei der Aufhängungsgeometrie, die nun vorne wie hinten eine Pull-Rod-Aufhängung aufweist, über den bereits bekannten Flatterflügel, bis hin zum kompakteren Heck. Der Motor wurde in Detailarbeit überholt, um dem Aero-Team eine gute Basis zu liefern. Konservatismus muss man sich in Maranello zumindest nicht vorwerfen lassen. Neues Auto - alte Strukturen? Weit gefehlt.

Pat Fry hat seit seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr einiges in den Hallen von Maranello umgekrempelt und das Team zum Teil neu zusammengestellt. "Steve Clark übernimmt den Job des Head of Race Engineering", erklärte der Technik-Direktor. "Das ist eine gute Hilfe für mich, denn so kann ich mich mehr auf das Autoprojekt als Ganzes konzentrieren." Zudem habe es Änderungen in vielen wichtigen Abteilungen gegeben, etwa beim Simulator- und dem Strategie-Team. Fry zog ein erstes Fazit, nachdem der F2012 nun das Licht der Weltöffentlichkeit erblickt hat: "Jeder in Maranello hat in den vergangenen acht Monaten hart gearbeitet und es ist schön zu sehen, dass das Projekt zusammen kommt."

Sollte das Projekt Titel jedoch aus dem Ruder laufen und Ferrari am Ende mit leeren Händen dastehen, könnten schnell wieder Köpfe rollen. "Die Zukunft dieses Unternehmens hängt davon ab, was wir hier erreichen", kündigte Teamchef Domenicali bedeutungsschwer an. Vor allem Massa steht dabei in der Pflicht, nach mittelmäßigen Vorjahren wieder in der Spitze mitzumischen. Sollte es wieder nur für "Best of the Rest" reichen, dürfte seine Zeit Ende 2012 endgültig abgelaufen sein.

"Felipe weiß, dass er dieses Jahr besser sein muss. Wir geben ihm die besten Konditionen, um eine starke Arbeit zu leisten", übte Luca di Montezemolo vor dem Saisonstart zusätzlichen Druck auf den Brasilianer aus. Der Ferrari-Boss schaffte es selbst nicht zum Ferrari-Launch, die Schneemassen forderten ihren Tribut. Doch per Video-Botschaft ließ er es sich nicht nehmen, eine Kampfansage an die F1-Welt zu richten: "Diese Saison wird Rot. Wir wollen dieses Jahr gewinnen und haben alle Zutaten für eine großartige Saison."