Der Brasilien Grand Prix ist aus einigen Gründen speziell: Die Strecke liegt an einem See in einem Vorort Sao Paulos. Die traditionell leidenschaftlichen Fans können von ihren Plätzen aus den Großteil der Rennstrecke einsehen. Mit über 800 Metern Höhe ist der Veranstaltungsort zudem einer der höchsten in der Formel 1. Der Luftdruck ist um etwa 10 Prozent geringer als auf Meeresniveau. Das kostet die Motoren Leistung und einen ähnlich hohen Wert an Abtrieb.

Die gefahrenen Rundenzeiten sind in Brasilien die schnellsten des Jahres. Eine Runde dauert unter 1:12 Minuten. Der erste Sektor verläuft bergab und ist sehr schnell. Der letzte Teil der Strecke verläuft hingegen bergauf mit einem engen Teil im Mittelsektor. Die Strecke in Brasilien ist eine von fünf im Kalender, die gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird.

Die Strecke in Interlagos verspricht Spannung, Foto: Sutton
Die Strecke in Interlagos verspricht Spannung, Foto: Sutton

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Safety-Car ausrückt, ist in Brasilien sehr hoch. Pirelli liefert zwei neue Reifenmischungen an, wodurch die Reifen-Typen enger zusammen liegen sollten. Auch aus strategischer Sicht sollte der Brasilien Grand Prix einer der interessantesten des Jahres werden.

Das Wetter

Zu dieser Jahreszeit sind Regenschauer in Sao Paulo nicht unüblich. In der Vergangenheit sind bereits mehrere Grand Prix in Sao Paulo vom Regen beeinträchtigt worden. Die Temperaturen sollten am kommenden Wochenende laut Vorhersage bei etwa 25 Grad Celsius liegen. Am Freitag könnte es zu Stürmen kommen, während für Samstag und Sonntag Regen prognostiziert ist.

Die Reifenfrage

Pirelli liefert in Brasilien den soften- (gelbe Markierung) und den medium-Reifen (weiße Markierung) an die Strecke. Diese Kombination gab es dieses Jahr schon häufiger. Allerdings unterscheidet sich der soft-Reifen von den bisher verwendeten weichen Reifen.

Pirelli hat eine neue Mischung entwickelt, die bereits am Nürburgring und während der Young Driver Testfahrten in Abu Dhabi gefahren worden ist. Der Reifen ist ein wenig härter als der bisherige soft-Reifen und von der Wettbewerbsfähigkeit näher am medium-Reifen. Der Unterschied zwischen den beiden Typen sollte zwischen einer halben Sekunde und sieben Zehnteln liegen.

Zwei neue Reifentypen sind am Wochenende im Einsatz, Foto: Sutton
Zwei neue Reifentypen sind am Wochenende im Einsatz, Foto: Sutton

Der neue Reifen hat eine längere Haltbarkeit bei hohen Temperaturen. Es ist möglich, den Reifen länger zu verwenden als bisher - das sollte einige neue Möglichkeiten bei der Strategie eröffnen.

Der Streckenbelag ist nicht sonderlich rau, so dass die Reifen nicht sehr gefordert werden, höchstens durch die Linkskurven im Mittelsektor. Auf den beiden langen Geraden wird ihnen dann allerdings wieder die Möglichkeit zum Abkühlen gegeben.

Die Hinterreifen werden durch die vielen engen Kurven im Mittelteil und die letzte Kurve auf die Bergaufpassage mit ihren vielen Beschleunigungs- und Bremsmanövern eher gefordert.

Im Falle eines Regenrennens sind die Fahrer nicht dazu verpflichtet, die beiden Trockenreifen-Sätze zu verwenden. Pirelli wird aber natürlich auch Regenreifen und Intermediates im Sortiment haben.

Die Boxenstopps

Die Boxengasse ist in Interlagos kurz. Die Durchfahrt dauert etwa 15 Sekunden, ohne den eigentlichen Reifenwechsel. Wahrscheinlich sind in Brasilien zwei Stopps, abhängig vom individuellen Reifenabbau.

Der neue weiche Reifentyp wird längere Runs erlauben als sein Vorgänger. Durch die hohe Wahrscheinlichkeit einer Safety-Car-Phase könnten es einige Teams in Brasilien aber auch mit nur einem Stopp versuchen. Manche Teams werden zudem ihre Strategien aufteilen.

Auch in Brasilien wird wieder rege gefunkt werden, Foto: Sutton
Auch in Brasilien wird wieder rege gefunkt werden, Foto: Sutton

In Interlagos sollte ohne Probleme überholt werden können. Dank der langen Bergauf-Passage, die in das enge Senna-S führt. Durch den in diesem Jahr verwendeten DRS-Flügel sollte das Überholen zusätzlich noch vereinfacht werden.

Die SC-Wahrscheinlichkeit

Die Wahrscheinlichkeit eines Safety Cars beträgt in Brasilien 71 Prozent. In den letzten zehn Jahren kam das Safety Car sieben Mal zum Einsatz. Häufig bereits in der ersten Runde, bedingt durch die kurze Runde mit ihren engen Kurven, die von 24 Autos durchfahren werden müssen.

Das Safety Car ist ein wichtiger Bestandteil der Strategieplanung. Es verleitet Teams dazu, sich mit unterschiedlichen Strategien für ihre beiden Autos abzusichern. Ein Auto mit einer konventionellen Zweistopp-Strategie, während das andere auf einen Stopp ausgelegt wird und vom Safety Car profitieren könnte. Der Safety-Car-Einsatz bringt das Feld wieder zusammen und die Abstände schmilzen. Bei einem guten Timing könnte ein Einstopper einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen.