Mein Rückblick auf das Abu Dhabi-Wochenende fällt zwiespältig aus: Denn natürlich war das Ergebnis alles andere als zufriedenstellend, wir hatten die erwarteten Probleme in den langsamen Kurven, dazu hatte ich jetzt schon zum zweiten Mal einen Großteil des Rennens kein KERS, am Ende des ersten Stints hat es sich wieder verabschiedet, dann bekam ich auch noch die Strafe wegen angeblichem Missachtens blauer Flaggen, die ich aber wirklich nicht verstehe, denn ich habe Jenson, der vor Kurve sieben, der Haarnadel, auf mich aufgelaufen ist, direkt darauf auf der Geraden vorbei gelassen.

Wie auch immer, unter diesen Umständen konnte unsere sehr aggressive Strategie, gleich in der ersten Runde die harten Reifen wegzugeben und dann nur mit weichen voll zu attackieren, natürlich nicht aufgehen. Aber andererseits kann ich mir sagen, dass ich unter den gegebenen Umständen immer - bis auf den Fehler im Qualifying - den optimal möglichen Speed hatte und wirklich das herausgeholt habe, was möglich war und das Team war damit auch sehr zufrieden.

Nett war in Abu Dhabi die Begegnung mit unserem brasilianischen Fußballidol Ronaldo. Er hat mich zu einem Wettkampf auf der Strecke herausgefordert, den wir dann allerdings nicht mit echten Rennautos, sondern mit ferngesteuerten Modellautos ausgetragen haben, unser gemeinsamer Sponsor PG hat das eingefädelt, das hat eine Menge Spaß gemacht.

Die Dinger waren gar nicht so einfach zu fahren, aber ich habe schon gewonnen, nur hat dann Ronaldo eine Revanche auf dem Fußballplatz gefordert, die jetzt irgendwann in Brasilien stattfinden soll. Das wird schwierig für mich, denn da habe ich doch eher zwei linke Füße, da muss ich noch viel trainieren, die besten Chancen hätte ich vielleicht, wenn ich mich ins Tor stelle... Ronaldo und Néné, ein junger brasilianischer Nationalspieler, sind auch noch in der Startaufstellung bei mir vorbei gekommen - aber das hat mir leider für das Rennen auch kein Glück gebracht.

Jetzt hoffe ich natürlich, dass es in Brasilien beim Saisonfinale vor meinen eigenen Fans besser läuft und es vielleicht doch noch einmal mit Punkten klappt. Die Strecke von Interlagos sollte uns ein bisschen besser liegen, weil sie nicht ganz so viele langsame Kurven hat, da sollten uns auch die Bodenwellen nicht so viel ausmachen, hoffe ich - und außerdem ist die Strecke ein bisschen selektiver als Abu Dhabi, was das Fahrerische angeht, mal sehen, was ich da raus holen kann, auch mit der Unterstützung der brasilianischen Fans im Rücken.

Bruno traf in Abu Dhabi auf Ronaldo, Foto: Red Bull
Bruno traf in Abu Dhabi auf Ronaldo, Foto: Red Bull

Das war letztes Jahr schon toll, die Stimmung, die Begeisterung, und ich denke, dieses Jahr, wo ich ein konkurrenzfähigeres Auto habe, wird das sicher noch extremer werden. Es wäre toll, wenn ich ihnen mit einem guten Ergebnis ein bisschen was zurück geben könnte - und außerdem ist das letzte Rennen des Jahres ja immer das, was in Erinnerung bleibt.

Die brasilianischen Fans sind wirklich sehr nett zu mir, und auch die Öffentlichkeit allgemein: Was ich so lese und höre an Kommentaren im Internet, ist im Schnitt sehr freundlich, ich hätte sogar gedacht, dass da mehr Kritik und Druck kommen würde, weil die Mentalität halt oft doch so ist, dass nur Siege zählen. Aber sie scheinen wirklich zu verstehen, in welcher Situation ich bin, dass ich oft im Moment einfach nicht mehr erreichen kann, weil die Umstände eben so sind, wie sie sind.

Ich freue mich schon, dass ich einen großen Teil meiner Familie beim Rennen dabei haben werde, das gibt auch immer noch mal Rückhalt. In Abu Dhabi war meine jüngere Schwester Paulinha mit dabei, mit ihr zusammen bin ich Montag früh gleich nach Brasilien geflogen, um dort mehr Zeit zu haben, die ganzen Medien- und PR-Termine, die anstehen, zu absolvieren und auch noch etwas zu trainieren, bevor spätestens am Donnerstag die echte Vorbereitung auf das Rennwochenende ansteht, so dass ich mich ganz auf meine eigentliche Aufgabe konzentrieren kann.

Ich habe schon einiges gemacht: Am Sonntag gab's zum Beispiel wieder eine Herausforderung durch einen brasilianischen Spitzensportler, diesmal den Tennisspieler Thomaz Bellucci. Erst in einem Rennsimulator - da konnte ich gerade noch gewinnen, aber ich muss sagen, er hat sich wirklich gut angestellt, vielleicht sollte er sich mal als Rennfahrer versuchen. Wobei er mir erzählt hat, dass er, was entsprechende Videospiele angeht, ein ziemlicher Profi ist, er ist in der Szene wohl recht bekannt.

Insofern hatte er einen gewissen Vorteil auf "meinem" Terrain, gegenüber mir auf seinem: Denn beim Tennis spielen ging das nicht per Videogame, da musste ich richtig auf dem Platz gegen ihn antreten, und da hat man als Laie, der nur ab und zu mal spielt, gegen Aufschläge, die mit 170 km/h daher kommen, nicht den Hauch einer Chance.

Was aber leider nicht klappen wird, ist mein Auftritt am Wochenende nach dem Brasilien GP bei Felipe Massas Kartrennen in Florianopolis. Ich musste ihm absagen, weil mich Lotus-Renault an diesem Wochenende braucht, zur großen Weihnachtsfeier und auch für einen Event in Tschechien. Aber logisch, dass so etwas vorgeht, dafür sind wir Profis, das versteht auch Felipe...