Es ist eine Saison der Superlative für Sebastian Vettel, die im vorzeitigen Titelgewinn in Suzuka ihren Höhepunkt gefunden hat. Viel prasselt derzeit auf den 24-Jährigen ein - er wäre nicht der erste Fahrer in der F1-Historie, dem der Ruhm zu Kopfe steigt. Doch der Red-Bull-Star versucht, die Füße auf dem Boden zu halten. "Trotz viel Red Bull sind mir noch keine Flügel gewachsen", scherzt Vettel vor dem Korea GP. "Alles, was irgendwann abhebt, muss auch wieder runter kommen."

Zusätzliche Hilfe gibt es von außen. "Leute, die ich um mich herum habe - die ich mir zum Teil aussuchen kann - erinnern mich an das Wesentliche, wenn man vielleicht mal abschweift", so Vettel. "Das Ganze hat viel mit Disziplin zu tun. Alle wollen gewinnen, aber ganz oben ist nur Platz für Einen." Dass es vom Platz an der Sonne auch ganz schnell wieder runter gehen kann, dessen ist sich Vettel bewusst. Der Trick sei, auf die schwierigen Zeiten vorbereitet zu sein. "Wir hoffen zwar, dass das noch lange dauert, bis es soweit ist", sagt der Heppenheimer. "Aber wenn man diese schwierigen Zeiten durchlebt, dann zeigt das, aus welchem Holz man geschnitzt ist."

Natürlich hofft Vettel, auch in der kommenden Saison wieder ganz oben mitmischen zu können, doch er sieht dies nach den vergangenen Erfolgen mit Red Bull nicht als selbstverständlich an. Ein gutes Beispiel dafür ist Michael Schumacher, der nach der Ferrari-Ära nun mit Mercedes GP nun mehr oder weniger im trüben Mittelfeld herum dümpelt. Der Rekord-Champion ließ es sich in Suzuka nicht nehmen, Vettel zur Titelverteidigung zu gratulieren.

Dass die beiden seit geraumer Zeit Freunde sind, ist kein Geheimnis. Trotzdem fällt es Vettel manchmal nicht ganz leicht zu realisieren, neben wem er da eigentlich steht. "Manchmal kneift man sich, wenn man versteht, dass auch er einiges auf dem Deckel hat", spielt Vettel auf Schumachers sieben Titel an. Vettel fehlen derweil noch fünf, um gleichzuziehen. Nicht wenige trauen dem Heppenheimer zu, dies zu schaffen.

Doch Vettel selbst bleibt angesichts seines Freundes demütig. "Man kann sich nur schwer vorstellen, dass das, was Michael geschafft hat, noch einmal jemand erreichen kann", glaubt er. Vettel habe viel von Schumacher lernen können auf seinem eigenen Weg nach oben. "Aber kopieren kann man niemanden, man muss seinen eigenen Weg finden", ist Vettel überzeugt. Auf die Feststellung eines Journalisten, dass neun deutsche WM-Titel in der Startaufstellung eine explosive Mischung und positiv für das Heimatland seien, antwortet der Doppel-Champ: "Michael ist mit Sicherheit explosiver als ich, was die Granate angeht."