Singapur war nun wirklich nicht unser Wochenende. Wir hatten ja erwartet, dass es durch die Streckencharakteristik für uns schwieriger werden würde als zuletzt in Monza - aber vielleicht doch nicht, dass es ganz so dramatisch werden würde. Aber ich war ja in dieser Woche wieder in England im Werk, wir sind noch mal alles durchgegangen, alle Daten - und es war tatsächlich so, dass man nicht sagen kann, dass wir jetzt direkt irgendetwas falsch gemacht hätten und deshalb im Vergleich zur Konkurrenz so langsam waren.

Es ist schlicht und einfach so, dass der R31 mit seinem speziellen Auspuffsystem in langsamen Kurven nicht richtig funktioniert, weil wir da zu wenig Traktion haben. Und in Singapur gibt es nun mal zehn Zweite-Gang-Kurven, dazu noch ein paar relativ langsame im dritten - und dann wächst sich dieses Problem natürlich zu einem gewaltigen Zeitrückstand aus. Das ist auch nichts, was man über die Abstimmung wirklich beheben kann, das liegt einfach in der Charakteristik des Autos begründet, man kann höchstens versuchen, ein bisschen Feintuning zu betreiben, um noch das Beste draus zu machen. Aber zum Glück dürften alle anderen Strecken, die jetzt noch kommen, für uns besser sein.

Es gab auch Positives

Immerhin habe ich ja zusammen mit meinen Ingenieuren insgesamt noch ein etwas besseres Setup gefunden als Vitaly, was sich an den Rundenzeiten im Qualifying und auch im Rennen gezeigt hat. Das ist es auch, was ich vor allem an Positivem aus dem Wochenende mitnehmen kann: Dass ich das Auto immer besser verstehe und dementsprechend auch in diesem Bereich Fortschritte mache, mich mehr einbringen und das gesamte Team weiterbringen kann. Es war auch wichtig, trotz der Probleme, denen wir von Anfang an gegenüberstanden, ruhig weiterzuarbeiten, ohne in Hektik oder Panik zu verfallen, und das ist mir wohl ganz gut gelungen, wie mir auch das Team bestätigt hat.

Der Fehler nach dem Stopp ärgerte Bruno Senna, Foto: Sutton
Der Fehler nach dem Stopp ärgerte Bruno Senna, Foto: Sutton

Der Fehler im Rennen, die Mauerberührung direkt nach dem Boxenstopp, hat mich natürlich schon geärgert, auch wenn es im Endeffekt gar nicht so viel geändert hat - mehr als ein, zwei Plätze weiter nach vorn wären sowieso nicht gegangen, Punkte völlig außer Reichweite gewesen. Passiert ist das wohl aus zwei Gründen: Erstens, weil ich ja eben mit dem superweichen Satz Reifen vorher die Bremskraft ziemlich weit nach vorn verstellen musste, was dann mit dem neuen weichen nicht mehr gepasst hat. Und dann kam auch noch dazu, dass der Boxenstopp auch nicht gerade gut gewesen war, es gab da ein Problem, ich hatte ein paar Sekunden verloren, wusste aber auch, dass Buemi, den ich ja am Start überholt hatte und vor dem ich bis zum Stopp gelegen hatte, wohl eine oder zwei Runden nach mir auch reinkommen würde. Also wollte ich natürlich so schnell wie möglich so viel Zeit wie möglich gutmachen, damit er bei seinem Stopp nicht vor mich kommt...

Kommunikationsfehler

Ich habe jedenfalls danach auch wieder alles versucht, noch so gut wie möglich eine Aufholjagd zu starten, einige Leute zu überholen - es macht mir einfach auch unglaublich Spaß, endlich mit einem guten Auto zu fahren, alles herauszuholen. Dabei kam es dann auch beim Neustart zu dieser etwas unglücklichen Situation mit Sergio Perez, für die das Team dann nachher noch eine Geldstrafe bekommen hat. Als wir zu den Stewards mussten, haben wir auch erst mal gar nicht gewusst, worum es eigentlich ging, aber es hat sich dann schnell aufgeklärt.

Ich hatte ja hinter dem Safety-Car keinen Überblick, mit wem ich nun noch in einer Runde war und mit wem nicht. Also habe ich gefragt, was mit Sergio ist, der da ja vor mir lag, und bekam über Funk gesagt, dass ich direkt gegen den kämpfen würde... Also habe ich beim Neustart, als ich relativ gut wegkam, versucht, ihn gleich in der ersten Kurve zu überholen. Dabei haben wir uns berührt - wobei ja nicht viel passiert ist, er hat sich nicht gedreht oder was, konnte normal weiterfahren, und auch an meinem Auto war nichts. Aber es war halt eine Fehlinformation gewesen, ich war ihm gegenüber eine Runde zurück... Sorry - wenn ich das gewusst hätte, hätte ich natürlich nicht attackiert.

Freude auf Suzuka

Jetzt freue ich mich schon auf Suzuka: Wir gehen davon aus, dass das dort für Lotus-Renault wieder ganz anders aussehen wird, dass wir da vom Speed her in etwa da sein werden, wo wir auch in Spa und Monza waren - das Ziel ist also ganz klar, im Qualifying wieder ins Q3 zu kommen und dann im Rennen auch wieder Punkte zu holen. Ich fliege jetzt schon am Wochenende nach Japan, wir haben vor dem Rennwochenende noch einige PR-Events, zum Beispiel am Dienstag in Tokio. Suzuka ist ja neben Spa meine absolute Lieblingsstrecke, ich war da letztes Jahr schon wirklich begeistert, jetzt bin ich natürlich erst recht gespannt, wie sie sich mit einem guten Auto fahren wird, das macht dann garantiert noch mal um einiges mehr Spaß. Ich bin auch mal gespannt auf den Wirbel dort, auf die Fans - schon letztes Jahr war da ja ein ziemliches Chaos, wo immer ich aufgetaucht bin. Ich glaube, auf die Idee, zu Fuß vom Hotel an die Strecke zu laufen, komme ich diesmal nicht mehr - auch nicht Donnerstagvormittag...