Während ein Großteil der F1-Welt Lewis Hamilton als Schuldigen für die Kollision mit Felipe Massa beim Singapur Grand Prix sah und daher auch verstand, dass er dafür eine Durchfahrtsstrafe ausfasste, konnte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh die Entscheidung der Stewards nicht ganz nachvollziehen. "Es war hart. Was passiert, passiert eben und wenn es eine Durchfahrtsstrafe gibt, gibt es eben eine Durchfahrtsstrafe. Ich bin da parteiisch und denke, es war hart. Die Stewards wollten es aber so lösen", sagte Whitmarsh.

Dass Hamilton durchaus die Schuld getroffen haben könnte, wollte er nicht so gerne hören. So wurde er darauf angesprochen, dass Hamilton immerhin Massas rechtes Hinterrad mit seinem Vorderflügel aufgeschlitzt hatte, weil er zu früh einlenkte. "Wenn man an der Box bleibt, ist jeder Unfall vermeidbar", meinte der Teamchef und erkundigte sich, ob es ernste Fragen gibt. Whitmarsh fand die Strafe einfach nicht angemessen, vor allem deswegen, weil Hamilton ja selbst einen Schaden am Auto hatte. Er erinnerte zudem daran, dass es nach Monza auch Stewards gab, die Michael Schumacher dort vielleicht anders behandelt und ihn bestraft hätten.

Charakterbildende Maßnahme

"Viele Dinge sind falsch gelaufen und liefen gegen Lewis. Das passiert im Leben und im Sport. Es testet den Charakter, wenn man durch schwierige Zeiten muss und Lewis wird das durchstehen. Nach den ganzen Schwierigkeiten davor fuhr Lewis hier brillant und überholte im Rennen mehr Autos als jeder andere, was ihn auf den guten fünften Platz brachte", erklärte Whitmarsh. Er wollte aber nicht verneinen, dass es für Hamilton und das Team frustrierend ist, wenn es nicht gut läuft. Doch es zeige von Größe, wenn man weitermache. So hätte Hamilton zur Mitte des Rennens auch sagen können, er habe keine Lust mehr. "Lewis tat das nicht. Er machte die besten Überholmanöver, fuhr fantastisch und holte Punkte."

Jenson Button konnte Martin Whitmarsh Freude machen, Foto: Sutton
Jenson Button konnte Martin Whitmarsh Freude machen, Foto: Sutton

Trotzdem leugnete Whitmarsh nicht, dass Hamilton und auch McLaren ein wenig Schuld daran treffe, dass es nicht perfekt laufe. Im Motorsport sei es eben manchmal so. "Es war eine harte Saison. Wir werden trotzdem versuchen, die letzten fünf Rennen zu gewinnen und Lewis wird das auch. Er ging mit der Situation ausgezeichnet um, als ihm gesagt wurde, wie weit hinten er ist. Normalerweise ist das frustrierend, aber man muss ihn loben, wie er das handhabte. Niemand ist perfekt, auch das Team macht Fehler und wird sie wieder machen. Wir wollen das nicht, aber so ist das Leben."

Button war nicht ganz fit

Kaum Fehler machte am Sonntag Hamiltons Teamkollege Jenson Button. Das war auch für Whitmarsh ein Lichtblick und er war begeistert davon, wie Button sich durch das schwierige Wochenende gekämpft hatte. "Das tolle an Jenson ist seine Fähigkeit, sich zurück zu kämpfen. Er hatte einen schlechten Freitag und fühlte sich heute und gestern nicht gut, nachdem es am Freitag schon nicht für ihn gelaufen war. Man hätte heute nicht gedacht, dass wir uns um ihn Sorgen machen mussten und heute Morgen mit den Ärzten sprachen. In den letzten Runden fuhr er fantastisch und machte Druck, den man von ihm nicht erwartet."

Hilfreich war wieder einmal, dass Button gut mit den Reifen umging. Denn Probleme mit den weicheren Gummis hatte jeder, Button aber nicht so sehr wie andere. "Wir haben gute Fortschritte gemacht. Das Team hat das gut gemanagt. Ich denke, wir waren besser zu den Reifen als die anderen Spitzenteams. Wir waren besser als Ferrari und ähnlich oder besser als Red Bull. Es war hier sehr einfach, die Reifen zu überhitzen. Die Jungs haben da einen guten Job gemacht."