In der Formel 1 möchte jeder gerne wissen, was es braucht, um wirklich schnell zu sein. Lewis Hamilton glaubt, für sich den Schlüssel gefunden zu haben: Risiko und keine Eile bei der Familienplanung. Der Brite sieht sich eher wie die Rennfahrer aus früherer Zeit. "Ich denke, die Jungs in den früheren Tagen nahmen Risiken, ihr Leben war mehr einem Risiko ausgesetzt. Ich wäre gerne in den früheren Tagen gefahren. Ich weiß nicht, warum ich so bin, aber ich war immer so, mehr auf der riskanten Seite. Nicht auf der Risiko-Seite, die andere in Gefahr bringt, ich bin einfach nur bereit, etwas mehr zu versuchen", sagte Hamilton laut Reuters.

Dass er sich damit nicht immer Freunde macht, durfte der McLaren-Pilot auch schon merken, denn es gab einige Kritik, wenn er wieder einmal in einen Zwischenfall verwickelt war. Die Stewards kennt er mittlerweile auch besser als ihm lieb ist. Und obwohl er versprochen hat, alles zu tun, um sich aus Problemen herauszuhalten, ist er nicht bereit, seinen Fahrstil zu ändern. Hans Joachim Stuck hatte Hamilton vor kurzem empfohlen, vielleicht eine Therapie zu machen. "Für mich? Wie gut war er in der Formel 1?", fragte er.

Die Vorsicht eines Vaters

Da Stuck zwei Mal in seiner Karriere auf dem Podest stand und nie über WM-Rang elf hinauskam, wurde Hamilton gesagt, er sei nicht so gut gewesen. "Genau. Genau. Das sagt doch alles", meinte der Brite darauf. "Ich denke, wenn man etwas riskanter fährt, trennt das die schnelleren Fahrer von den vielleicht nicht so schnellen Fahrern. Man sieht generell bei älteren Fahrern, die manchmal Familien oder so haben, dass sie ein wenig verlieren. David Coulthard hat mir gesagt, als er Vater geworden war: 'Ich wollte nicht viel mehr riskieren, denn ich wollte sicherstellen, dass ich am nächsten Tag da war, um mein Kind zu sehen.' Also war er bereit, weniger zu riskieren und vielleicht ist das nur natürlich."

Bei hoher Geschwindigkeit passieren zwangsläufig Zwischenfälle, Foto: Sutton
Bei hoher Geschwindigkeit passieren zwangsläufig Zwischenfälle, Foto: Sutton

Hamilton gab aber zu, dass er noch jung ist und daher auch nicht in der Position sei, um zu sagen, was passieren wird, wenn er selbst eine Familie gegründet hat. "Das ist noch weit weg", erklärte er. Vorerst geht er noch den riskanten Weg, so wie auch Marco Simoncelli in der MotoGP, der dort als aggressiv angesehen wird und einiges an Kritik einstecken musste. Hamilton glaubte durchaus, dass er und der Italiener etwas gemeinsam haben. "Er ist eindeutig ein talentierter Fahrer, sonst wäre er nicht da, wo er ist. Sein Fahrstil brachte ihn dahin, wo er ist, aber ich denke, im Motorsport gibt es eine feine Linie zwischen sehr gefährlich, der Gefährdung des Lebens anderer und gerade außerhalb der Gefahrenzone", sagte er.

Nur der Sieg ist das Ziel

Wichtig sei es, nie über die Linie zu kommen. Da man im Motorsport aber mit über 300 km/h Rad an Rad fahre, werde eben irgendwann einmal etwas passieren. "Es gibt immer Unfälle und die Leute werden sich an einem gewissen Punkt berühren. Ich habe auch Kommentare von Fahrern bekommen, die sagen, ich bin zu aggressiv, aber es geht eben nur darum, eine Balance zu finden. Ich bin nicht da, um anderen das Rennen kaputtzumachen. Ich will sie einfach nur schlagen und damit bringt man die besten Argumente auf den Tisch."

Dass er teilweise zu aggressiv war, gab Hamilton aber zu und nannte Monaco als Beispiel. "Dann nimmt man sich ein wenig zurück, ändert aber die Herangehensweise nicht, denn das ist mein Leben, so mache ich das." Andere machen aber auch etwas, etwa die FIA, die ab 2013 eine reine Elektro-Rennserie plant. Mit so einem Auto würde Hamilton keine Rennen fahren wollen, auch nicht, wenn die Formel 1 irgendwann rein elektrisch fahren sollte. "Hoffentlich bin ich dann nicht mehr dabei. Ich werde weg sein. Ich werde die besten Jahre der Formel 1 erlebt haben und dann werde ich mich etwas anderem zugewandt haben", meinte er.

Der Sound und der Geruch

Hamilton gefällt der Motoren-Sound einfach zu gut, um darauf verzichten zu können. Der V10, den es früher gab, hat er toll gefunden und Autos mit V12-Motoren mag er ebenfalls. "Ich liebe den Geruch von Benzin, wenn ich in die Garage komme, die Dämpfe. Wenn sie mein Auto auftanken und ich im Cockpit sitze, dann liebe ich den Geruch, der da aufsteigt. Ich bin aber sehr für grün. Ich habe Solar-Paneele auf meinem Haus, ich nutze keine Elektrizität oder Gas aus der Stadt. Ich nutze die geothermische Heizung aus der Erde, solche Sachen. Ich habe ein Hybrid-Auto - wobei ich auch ein reines Benzin-Auto habe. Aber Motorsport ist immer noch was Besonderes. Da ist der Aspekt der Gefahr in der Formel 1, das ist besonders. Und dann sind da der Geruch und der Klang der Motoren. Wenn man den Klang und den Geruch wegnähme, wäre der Motorsport nicht mehr der gleiche."