1. Wie schaffte es Alonso beim Start von Platz vier auf eins?

Der ein oder andere Tifosi dürfte bei 29 Grad und Sonnenschein an einen Hitzeschlag gedacht haben, als er Fernando Alonso noch vor der ersten Kurve in Führung gehen sah. Der Ferrari-Pilot erwischte bei seinem Heimrennen einen absoluten Traumstart und schob sich an Jenson Button, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel auf der Geraden zu Turn 1 vorbei. Button hatte den Start verpennt, doch kurzzeitig lag das Trio Alonso/Vettel/Hamilton gleichauf.

"Wir haben schon oft gute Stars gehabt, aber normalerweise dann nicht genug Platz, um auch zu überholen, wenn man von hinten kommt", erklärte Alonso. Die Ferraris hatten in dieser Saison wirklich häufig starke Starts hingelegt - allerdings auch meist starke Autos vor sich. Beim prestigeträchtigen Heimrennen passte alles. Hamilton schien sich eher auf Vettel als auf Alonso zu konzentrieren und zog leicht nach links in Richtung RB7. Vettel musste seinerseits etwas ausweichen - das brachte Alonso die nötigen Tausendstel zur Führung.

2. Wer hatte Schuld am Massen-Crash in der ersten Runde?

Kurz nach Alonsos Raketenstart krachte es im Autodromo gewaltig. In der Rettifilo kegelte Vitantonio Liuzzi gleichzeitig Nico Rosberg und Vitaly Petrov aus dem Rennen und sorgte für weiteres Blech in Monza. Der HRT-Pilot kam auf weit vor der Anfahrt auf die erste Kurve ins Schlingern, unternahm einen wilden Ausritt durch die Wiese und schlug pünktlich wieder auf der Strecke ein. Für den anstehenden Grand Prix in Singapur wurde Liuzzi um fünf Startplätze strafversetzt.

Rumms - Chaos in der 1. Runde, Foto: Sutton
Rumms - Chaos in der 1. Runde, Foto: Sutton

Der Italiener schob die Schuld am Crash allerdings weiter in Richtung Team Lotus. "Es war schade und ich entschuldige mich bei Rosberg und Petrov, aber es war nicht mein Fehler, weil ich von Kovalainen auf das Gras gedrückt wurde", so Liuzzi. Er wollte auf der Innenseite überholen, doch Kovalainen zog ein wenig nach rechts - Liuzzis Räder berührten das Gras - der Rest ist Geschichte.

Liuzzi meinte, dass er nicht gewusst habe, was auf der anderen Seite des Lotus-Piloten los gewesen sei und dieser vielleicht auch abgedrängt wurde. In das Mittelfeld-Gewusel nach dem Start waren mehrere Autos involviert, so lässt sich nur schwierig nachvollziehen, wer wo ausgeschert ist. Liuzzi war auf jeden Fall sicher, dass der Unfall vermeidbar war: "Hätte Kovalainen nicht zugemacht, wäre es gut ausgegangen, denn es war Platz genug."

3. Warum dominierte Vettel das Rennen?

Horror- und Albtraumstrecke für Red Bull waren nur einige der Synonyme, die Monza vor dem Rennen angehängt wurden. Der RB7 habe auf dem Highspeed-Kurs keinen Stich gegen die Mercedes- und Ferrari-Motoren. Das Gegenteil war der Fall. Vettel dominierte das 13. Rennen der Saison ab der fünften Runde, als der Weltmeister mit einem starken Manöver am führenden Alonso vorbei zog und in der Folge nicht mehr einzuholen war.

Dabei profitierte Vettel auch von seinem Landsmann Michael Schumacher, der sich tapfer gegen die McLarens wehrte und ihnen so einiges an Zeit stahl. Alonso selbst gab zu, einfach nicht schnell genug für Vettel gewesen zu sein. Vettel kam die restlichen 48 Runden nicht in DRS-Bedrängnis. "Man kann nicht hoch genug einschätzen, mit welcher unglaublichen Souveränität er das nach Hause gefahren hat", zog etwa Christian Danner den Hut.

Die Boxenstopps bei Red Bull funktionierten abermals perfekt, die Reifen machten keine Probleme - so stand dem ungefährdeten Sieg nichts im Wege. "Einfach unglaublich, das war eine großartige Performance des Teams", lobte Christian Horner im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

4. Warum kam Hamilton so lange nicht an Schumacher vorbei?

"Das war der alte Michael", beschrieb Ross Brawn Schumachers Performance in Monza, wo er wie bereits in Spa auf Platz fünf fuhr. In der Tat lieferte der Rekord-Champion eine starke Vorstellung und wehrte sich lange Zeit tapfer gegen seine technisch überlegene Konkurrenz. "Der Zweikampf mit Lewis Hamilton hat viel Spaß gemacht und meine Rückspiegel schienen zeitweise sehr klein zu sein", grinste Schumacher nach dem Rennen. "Wir sind beide dafür bekannt, am Limit zu fahren - genauso war es heute. Ich musste mein Auto so breit wie einen Lkw machen."

Hamilton und Schumacher: Auf der letzten Rille, Foto: Sutton
Hamilton und Schumacher: Auf der letzten Rille, Foto: Sutton

Trotz Schumacher lag das eigentliche Problem bei Hamilton. Der McLaren-Fahrer schaffte es trotz DRS-Einsatz nicht, auf der Geraden den Mercedes-Piloten zu überholen. Der Grund dafür war ein zu kurz übersetzter siebter Gang, wie Hamilton bestätigte: "Ja, der siebte Gang machte Ärger. Michael war selbst mit meinem DRS auf der Geraden schneller als ich." Der Brite schlug immer wieder am Begrenzer an und kam bis zur Rennhälfte nicht an seinem Vordermann vorbei. Es klappte erst auf dem Weg zur Ascari-Schikane, als Hamilton außen herum passierte und dann weg zog.

5. Ist Schumacher fair gefahren?

Fairness ist wohl gerade im Sport immer eine Auslegungssache - mit extremer Bandbreite. Fakt ist allerdings, dass Schumacher nach Meinung der Renn-Stewards innerhalb der Grenzen arbeitete, als er sich Runde um Runde gegen einen wütenden Hamilton wehrte. Allerdings hatten die Oberen nach Hamilton-Klage mehrmals bei Mercedes an die Tür geklopft und das Team angehalten, Schumacher mitzuteilen, dass er aufpassen müsse.

Schumacher wehrte sich tapfer gegen Hamilton, wechselte allerdings immer wieder mal die Linie und drängte den McLaren-Piloten einmal sogar leicht in Richtung Wiese. "Er kommt aus einer Kurve auf eine Gerade, aber warum blieb er nicht links? Er fuhr immer nach rechts, dann nach links, und dann wieder nach rechts", beschrieb Button seine Sicht der Dinge. Der Angeklagte sah die Situation freilich anders. "Solange die FIA nicht meint es war unrecht, ist alles okay", meinte der Deutsche, der zugab, die Grenzen ans Machbare auszudehnen. "Aber das ist mein Job, meine Berufung und der Grund, warum ich hier bin."

Hamilton selbst war nach dem Rennen sichtlich angefressen und mehr als kurzsilbig - die Zeit hinter Schumacher hatte ihn wohl einen Platz auf dem Podium gekostet. "That's Racing", zuckte er mit den Schultern und ließ die Reporter über seine wahre Gefühlslage im Unklaren. Ob fair oder nicht - Schumachers Fahrstil kam nicht mit dem Regelbuch ins Gehege, und nur darum ging es in diesem Fall. "Es war genau an der Grenze, die Stewards sind ja nicht eingeschritten", brachte es Niki Lauda auf den Punkt.

6. Warum fuhr Button statt Hamilton aufs Podium?

Buttons zweiter Platz in Monza ist eng mit einem Namen verbunden: Schumacher. Der Brite und Teamkollege Hamilton lieferten sich ein rundenlanges Duell mit dem Mercedes-Piloten und kamen lange Zeit nicht vorbei. McLaren hatte schlichtweg nicht geplant, im Rennen Mercedes überholen zu müssen und das Setup des MP4-26 so eingestellt, um beste Chancen im Kampf mit Vettel zu haben. In Kurve drei profitierte Button davon, dass Hamilton von schumacher aus die Wiese gedrängt wurde und konnte ihn daher überholen.

Im Gegensatz zu Hamilton, hatte Button keine großen Probleme, Schumacher stehen zu lassen. "Der ist an den beiden vorbei und hat sich nicht auf das eingelassen, wofür Lewis ewig brauchte, nämlich an Schumacher vorbei zu kommen", so Niki Lauda. Es war deutlich zu sehen, dass Button nach seinem Überholmanöver gegen Schumacher sofort wegziehen und die Verfolgungsjagd auf Fernando Alonso aufnehmen konnte. Der Ferrari-Pilot stellte schließlich aufgrund seiner Probleme mit den harten Reifen keine allzu große Hürde mehr dar.

7. Warum kam Webber nicht ins Ziel?

Mark Webber startete den Großen Preis von Italien als Zweiter der Gesamtwertung hinter seinem Teamkollegen. Nach Monza liegt der Australier nur noch auf dem dritten Platz, musste Alonso vorbei ziehen lassen. Was war passiert? In der fünften Runde des Rennens kollidierte Webber in einem Zweikampf mit Massa. Nach Start- und Ziel kam er von außen an den Ferrari heran und wollte in der ersten Schikane vorbeigehen. Doch der Brasilianer spielte nicht mit, wurde umgedreht und Webber zerstörte dabei seinen Frontflügel - ein Ausflug in die Streckenbegrenzung war die Folge.

"Es war nicht nur Felipes Fehler", gestand der Red-Bull-Pilot. "Natürlich hätte ich gerne etwas mehr Platz gehabt. Aber der Kerb ist innen sehr hoch. Ich versuchte von ihm wegzukommen, bin dann vorne etwas abgehoben und wir haben uns berührt." Christian Horner sprach von einem etwas zu optimistischen Überholmanöver seitens Webber und Massa forderte gar eine Strafe, wäre sein Kontrahent nicht ausgefallen. "Ich bin mir sicher, wenn er nicht danach ohnehin draußen gewesen wäre, hätte er einen Durchfahrtsstrafe bekommen", war Massa überzeugt. "Denn er hat mich getroffen und er war das größte Problem für mein Rennen."

Jaime, wie machst du das nur immer?, Foto: Sutton
Jaime, wie machst du das nur immer?, Foto: Sutton

8. Wie konnte Alguersuari von P18 in die Punkte fahren?

Dieser Alguersuari erlebt eine Saison mit Auf und Abs in ganz großer Manier. Die Daten: Fünf Mal landete der Toro-Rosso-Pilot in dieser Saison in den Punkten - dabei scheiterte er im jeweiligen Qualifying zum Rennen jeweils in Q1. So auch in Monza. Wieder einmal hatte Alguersuari am Samstag nur den 18. Startplatz erreicht - zum vierten Mal in dieser Saison. Am Ende schnappte er sich als Siebter weitere WM-Punkte. Das bislang beste F1-Resultat des Spaniers.

"Beim nächsten Rennen würde ich fast lieber noch weiter hinten starten, denn es scheint so, dass ich immer, wenn ich einen schlechten Startplatz habe, in die Punkte komme", witzelte er anschließend. Wie schaffte er es in Monza? Zunächst einmal profitierte er davon, mehr Sätze frischer Reifen als seine Rivalen zu haben. Dann umschiffte er glücklicherweise das Anfangs-Chaos und fand sich schnell auf Platz elf wieder. Der STR zeigte abermals einen ansprechenden Speed und war schneller als die direkten Rivalen Maldonado und Di Resta.