Bis zum Italien Grand Prix gab es unter Sebastian Vettels Gegnern immer noch den kleinen Hoffnungsschimmer, dass mit einem Wunder in der Weltmeisterschaft noch etwas möglich wäre. Doch spätestens nach Vettels Sieg in Monza haben auch die Überzeugtesten erkannt, dass der Deutsche praktisch nicht mehr abzufangen ist. 112 Punkte liegt er vor Fernando Alonso, 117 vor Jenson Button und Mark Webber und bereits 121 vor Lewis Hamilton, 125 Zähler sind noch zu vergeben. Das hieße, sollte Vettel in Singapur 13 Punkte mehr holen als Alonso, beziehungsweise acht mehr als Button und Webber und vier mehr als Hamilton, wäre er Weltmeister.

Auf den ersten Verfolger Alonso herunter gebrochen bedeutet das, bei einem Sieg des Deutschen und einem vierten Platz des Spaniers wäre alles vorbei. "Die Weltmeisterschaft ist offensichtlich unmöglich. Nicht mathematisch, aber wir sind nicht mehr in Reichweite", gestand Alonso ein. Webber sah es ähnlich: "Es ist alles vorbei, oder nicht Kumpel? Ich denke, der Rest von uns kämpft nur noch um Platz zwei."

Hamilton will zumindest pushen

Wie immer kämpferisch gab sich Hamilton, der zwar daran zweifelte, dass es noch möglich sein wird, Vettel zu schlagen, aber gleichzeitig betonte: "Wir werden weiter pushen." Etwas resignierter drückte sich Button aus: "Ja, er [der Titel] ist weg und das ist er schon seit einigen Rennen." Und nicht nur Vettels letzte verbliebene Verfolger waren der Ansicht, es sei alles vorbei, auch von anderen Piloten und Verantwortlichen wurde ihm beinahe schon zum Titel gratuliert. "Ich sehe nicht viele Wege, wie er verlieren kann, aber man muss es noch bis zum Ende schaffen", meinte Michael Schumacher.

Entspannen will sich Sebastian Vettel noch nicht, Foto: Sutton
Entspannen will sich Sebastian Vettel noch nicht, Foto: Sutton

Ferraris Teamchef Stefano Domenicali erklärte, es werde sehr, sehr, sehr schwierig, Vettel noch zu schlagen. "Es ist vollkommen klar, dass es nun in Sebastians Händen liegt." Ein nicht ganz ernst gemeintes Szenario, wie es doch noch anders ausgehen könnte, lieferte Felipe Massa. "Der einzige Weg, wie er noch verlieren kann, ist wenn er nicht mehr zu den Rennen kommt", sagte der Brasilianer. Der Vorschlag brachte Vettel zum Schmunzeln und er gab darauf zurück: "Ich bin vertraglich verpflichtet, alle Rennen zu machen, also muss man da vielleicht mit Christian [Horner] reden."

Singapur ein Rennen wie andere auch

Aber auch wenn er die restlichen Rennen der Saison in aller Ruhe bestreiten könnte, wollte der Deutsche das nicht tun, sondern weiter Gas geben. "Ich denke, wir werden Singapur so fahren wie alle anderen Rennen dieses Jahr. Wir fahren hin, nehmen es Schritt für Schritt und schauen, was wir tun können", meinte er. Große Rechenspiele wollte Vettel vor dem Singapur-Wochenende auch nicht anstellen, da er meinte, dass Mathematik ohnehin nie seine Stärke war. Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko erklärte laut offizieller Website der Formel 1 zu einem möglichen vorzeitigen Titelgewinn: "Singapur oder Japan wäre schön, aber ich würde wohl Korea vorziehen. Nach dem schlechten Wochenende, das wir dort voriges Jahr hatten, wäre das eine Art Wiedergutmachung."

Bei der Konkurrenz geht der Blick derweil Richtung 2012. Mercedes hat ebenso bereits umgeschaltet wie Ferrari und bei McLaren ist es ähnlich, auch wenn Teamchef Martin Whitmarsh es nicht mag, nichts mehr am aktuellen Auto zu tun. McLaren-Tester Pedro de la Rosa sah die Sache mit Blick auf nächstes Jahr aber etwas anders. "Sebastian Vettel und Red Bull haben mit dem angeblasenen Diffusor einen großen Vorteil, aber nächstes Jahr wird der Verboten und deswegen hoffen wir, dass sich die Dinge ändern. Ich muss sagen, Vettel fährt fehlerlos, perfekt, also sollten wir das nicht mindern", meinte De la Rosa laut Nachrichtenagentur EFE.