Eddie, diese Frage wirst du an diesem Wochenende schon oft gehört haben, aber wie sah es heute vor 20 Jahren aus?
Eddie Jordan: Damals kam vieles zusammen. Wir brauchten im Team Geld, um die Motoren zu bezahlen und mir wurde Michael Schumacher als Fahrer angeboten. Ich war echt beeindruckt, wie schnell er war - ich konnte es kaum glauben. Das war unglaublich. Er hat die gesamte Formel-1-Welt im Sturm erobert.

Du hast ihn in die Formel 1 gebracht. Fühlst du deshalb an diesem Wochenende bei seinem 20-jährigen Jubiläum einen besonderen Stolz?
Eddie Jordan: Ein bisschen schon, ja. Er ist der größte Rennfahrer aller Zeiten. Ich bin stolz, denn damals waren deutsche Rennfahrer nicht gefragt. Außerdem war es für einen jungen Fahrer nahezu unmöglich, in die Formel 1 zu kommen, besonders aus der Sportwagenszene. Wir sind ein sehr großes Risiko eingegangen. Gleichzeitig hat er diese Chance perfekt genutzt.

Hättest du rückblickend irgendetwas anders gemacht?
Eddie Jordan: Natürlich haben wir Fehler gemacht, zum Beispiel beim Vertrag und wie es abgelaufen ist. Heute denke ich aber lieber an die guten Seiten. Heute hatte er ein schlimmes Qualifying, aber ich bin mir sicher, dass er morgen zurückschlägt. Ich würde ihn hier gerne bei seinem 20-jährigen Jubiläum auf dem Podium sehen - es ist noch nicht zu spät dafür.

Weißt du, was Bertrand Gachot heutzutage macht?
Eddie Jordan: Ich habe keine Ahnung. Vielleicht gibt er mir noch die Schuld, aber ich habe dem Taxifahrer nichts getan. Es ist etwas seltsam, aber ich war überrascht, was für eine harte Strafe er erhalten hat. Manchmal sind die Richtersprüche eben nicht vorherzusehen.

Eddie Jordan mit Motorsport-Magazin.com Mitarbeiterin Inga Stracke, Foto: adrivo sportpresse
Eddie Jordan mit Motorsport-Magazin.com Mitarbeiterin Inga Stracke, Foto: adrivo sportpresse

Michael Schumacher ist seit 20 Jahren dabei. Wie lange können die Fahrer in der heutigen Formel 1 fahren?
Eddie Jordan: Mark Webber ist 35 und wurde heute Dritter - er hat noch einige Pfeile im Köcher. Ich glaube nicht, dass das Alter eine Rolle spielt. Es geht um den Hunger, die Entschlossenheit und die Leidenschaft - wenn man all das hat, dann kann man lange fahren. Trotzdem muss man die Frage stellen, ob es mit 42 Jahren noch sinnvoll ist? Diese Antwort kann aber nur Michael selbst geben.

Auch Nick Heidfeld ist für dich gefahren. An diesem Wochenende sitzt Bruno Senna in seinem Auto. Du kannst Nick einschätzen, hat er es nicht mehr drauf?
Eddie Jordan: Natürlich hat er es noch drauf. Man fährt in dieser Saison nicht aufs Podium, wenn man es nicht drauf hat. Er ist ein Topfahrer, den ich bewundere. Ich kenne die Politik bei Lotus oder Renault nicht, sie müssen uns erklären, warum sie es getan haben - gibt es finanzielle Probleme im Team? Was ist das Ziel des Teams? Was bedeuten die Podestplätze vom Saisonbeginn? Dennoch: Das war heute ein fantastisches Qualifying von Bruno. Klasse Leistung von ihm.