Hinter den Erwartungen zurück - Mercedes GP: Halbzeitbilanz

Das Auto

Als Mercedes GP Anfang des Jahres in die Saison startete, waren die Erwartungen hoch gesetzt. Nach vereinzelten Bestzeiten bei den vorsaisonalen Tests in Barcelona und Jerez reiste die Mannschaft voller Zuversicht zum Auftakt nach Melbourne. "Das Team hat definitiv viele Fortschritte gemacht, es war toll, wie viel da gekommen ist", war Nico Rosberg zu Saisonbeginn frohen Mutes. Doch in Australien wurde das Team mit einem Doppelausfall auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und auch beim zweiten Rennen in Malaysia lief es nicht deutlich besser, als Nico Rosberg sogar mit einer Runde Rückstand den Zielstrich überfuhr.

Daran hat sich auch in den vergangenen Rennen nichts geändert, so dass Mercedes GP in der Konstrukteurswertung schon über 300 Punkte zurückliegt. Dennoch ist Ross Brawn mit der ersten Saisonhalbzeit durchaus zufrieden. "Wir analysieren jedes Rennen und normalerweise liegen wir zurück, aber im Moment holen wir auf - wenn auch nicht so schnell wie erhofft", stellte der Mercedes GP-Teamchef fest. Großes wird man mit dem MPG W02 in dieser Saison nicht mehr erreichen, das hat auch das Team mittlerweile eingesehen. "Wir sind im Moment noch weit entfernt von Siegen", sagte Michael Schumacher kürzlich.

Team & Fahrer

Mit Nico Rosberg und Michael Schumacher hat Mercedes GP zwei Top-Fahrer, wobei sich Rosberg im bisherigen Saisonverlauf deutlich besser gezeigt hat als Teamkollege Schumacher. Das Qualifying-Duell spricht mit 10:1 deutlich für den gebürtigen Wiesbadener und auch in der Gesamtwertung liegt er mit 16 Punkten Vorsprung vor dem Rekordweltmeister. Zuletzt hielten sich sogar die Rücktrittsgerüchte in den Medien und auch Niki Lauda forderte Schumacher zum Aufhören auf. "Ich bin sicherlich nächstes Jahr noch dabei, das ist definitiv", stellte der 42-Jährige dazu jedoch klar.

Mit Bob Bell hat sich Mercedes GP bereits einen zuverlässigen und guten Ingenieur als Technischen Direktor an Bord geholt. Auch in der Teamstruktur habe man sich in den letzten Wochen und Monaten ständig verbessert. Nun soll weiteres Personal eingestellt werden. "Zuerst braucht man eine Infrastruktur bevor man weitere Leute hinzuholen kann. Ich denke, wir haben die Struktur verstärkt, nicht zuletzt auch durch Bob Bell", erklärte Mercedes GP-Teamchef Ross Brawn.

Ausblick 2. Hälfte

"Für dieses Jahr ist der Zug abgefahren", musste Michael Schumacher zugeben. Siege wird Mercedes GP in dieser Saison nicht mehr einfahren, Podestplätze nur, wenn die Top-Teams ausfallen oder es zu einem Chaos-Rennen wie in Kanada kommt. Dort ist Schumacher mit seinem vierten Platz nur knapp am Podium gescheitert - eine Ausnahme. Aus eigener Kraft schafft es der MGP W02 in diesem Jahr nicht mehr auf das Podest.

Für Mercedes GP gilt es also, das Fahrzeug weiter zu entwickeln und mit ein oder zwei guten Ergebnissen die Kritiker verstummen zu lassen. Dabei sollte man sich nicht zu spät auf die Saison 2012 konzentrieren, denn in diesem Jahr kann das Team nicht mehr viel erreichen. Mercedes Motorsport-Chef Norbert Haug nahm jedoch auch für das kommende Jahr schon die Luft aus den Segeln. "Wir werden den Sprung von Vier auf Eins unter normalen Umständen nicht in einem Jahr schaffen", so Haug. Ein achter Titel wird für Michael Schumacher damit kaum möglich...