Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Für die kommenden Tage und Wochen scheint es in Deutschland, aber auch weltweit kein anderes Thema zu geben: Michael Schumacher kommt zurück! Als der Rekordweltmeister und das neue Mercedes GP Team am 23. Dezember 2009 die Sensationsmeldung verkünden, steht selbst der Weihnachtsmann im Schatten des siebenfachen Champions – eine Art Sinnbild dafür, dass Rot ausgedient hat, Silber ist in. Zumindest vorerst.

Am 25. Januar 2010 stellen Schumacher und sein Teamkollege Nico Rosberg den neuen Silberpfeil im Stuttgarter Mercedes-Museum vor. Von der deutschen Nationalmannschaft der Formel 1 ist die Rede, vom klaren Ziel den WM-Titel zu gewinnen, wenn auch nicht unbedingt gleich im ersten Jahr. Die Ansprüche und die Erwartungen sind hoch – umso tiefer ist die Enttäuschung, dass der MGP W01 nicht um Siege mitfahren kann.

Im Regen ließ Schumacher immer wieder seine Klasse durchblitzen, Foto: Bridgestone
Im Regen ließ Schumacher immer wieder seine Klasse durchblitzen, Foto: Bridgestone

Der Titelkampf des Vorgängerteams Brawn GP bis zum Saisonende 2009, der harte Existenzkampf des Teams und die begrenzten Ressourcen fordern ihren Tribut – Mercedes GP reiht sich als vierte Kraft hinter Red Bull, McLaren und Ferrari ein. Für Schumacher kein Grund zur Panik, immerhin hat er einen Dreijahresvertrag unterschrieben und betont stets, dass der achte Titelgewinn weiterhin sein Ziel bleibe.

Weniger in den Plan passt ihm jedoch, dass ihm sein junger, schneller Teamkollege fast bei jedem Qualifying und Rennen um die Ohren fährt. Die Qualifying-Bilanz von 14:5 spricht eine deutliche Sprache und auch im Rennen kam Schumacher meist hinter seinem jüngeren Teamkollegen an. Rosberg holte fast doppelt so viele Punkte wie der Rekordweltmeister, was ihm vor der Saison kaum jemand zugetraut hätte.

Erst gegen Saisonende stabilisierte und verbesserte Schumacher seine Leistungen und Ergebnisse – vor allem die neue Generation der Bridgestone-Reifen sagte ihm überhaupt nicht zu. Seine besten Ergebnisse waren vierte Plätze in Spanien, der Türkei und Korea. "Wir haben die Saison mit einem guten Gefühl abschließen können: die Tendenz ging ganz klar in eine positive Richtung", bilanzierte er.

Nichtsdestotrotz gab es auch in seiner Comebacksaison einige Aufreger – etwa das clevere Überholmanöver gegen Fernando Alonso am Ende der SC-Phase in Monaco, das jedoch unbelohnt blieb, und das harte Abdrängen von Rubens Barrichello in Ungarn, wofür Schumacher mit einer Strafversetzung belegt wurde.

Michael Schumacher musste viele Fragen zu seinem Comeback beantworten, Foto: Sutton
Michael Schumacher musste viele Fragen zu seinem Comeback beantworten, Foto: Sutton

Mit Jahr 1 in Silber war Schumacher unter den gegebenen Umständen zufrieden. "Was die Ergebnisse betrifft, sind wir ganz klar hinter unseren Erwartungen geblieben. Aber das bedeutet nichts anderes als dass man um die Dinge kämpfen muss, die man erreichen möchte", so Schumacher, der nicht ans Aufgeben dachte. "Keiner von uns ist der Typ, der dann einfach die Flinte ins Korn wirft - im Gegenteil, so wie wir gestrickt sind, spornt uns das noch mehr an."

Er habe den Entschluss zum Comeback nicht bereut. Selbst die heftige Kritik störte ihn nicht. "Das ist okay, ich habe ja auch nicht immer gut ausgesehen", sagte er. "Mit Kritik kann ich gut leben, man muss sie halt differenzieren; dann kann sie dich auch voran bringen." In der Saison 2011 gelang das bislang erneut nicht. Der Silberpfeil ist immer noch nicht konkurrenzfähig gegen die Topautos und Rosberg weiterhin schneller als Schumacher. Ein Sieg zum 20-jährigen Formel-1-Jubiläum in Spa-Francorchamps erscheint in weiter Ferne, aber die Ardennen haben ja bekanntlich manchmal eigene Gesetze...