Das Auto

Nach den ersten neun Rennen der Saison hatte Force India zwölf WM-Zähler auf dem Konto - dann kamen der Nürburgring und der Hungaroring. Adrian Sutil holte acht Punkte in der Eifel, Paul Di Resta sechs beim Ungarn GP - zusammen zwei Punkte mehr als im kompletten vorigen Jahr. Der VJM04 hat kurz vor der Sommerpause offenbar einen weiten Sprung nach vorn gemacht, das Force India-Duo zeigte zuletzt starke Leistungen.

"Wir hatten einen langsamen Start in die Saison, weil ich denke, dass die ersten paar Rennen nur eine Verlängerung unseres Entwicklungs-Programmes waren", sagte Team-Besitzer Vijay Mallya. Vor Sutils siebtem Platz in Monaco lief für das Team nicht viel zusammen. Nach zahlreichen Rennen ohne Punkteausbeute warf Force India einen Blick in Richtung Konkurrenz - genauer gesagt, Red Bull. Mit neuem Unterboden samt überarbeitetem Diffusor machte der VJM04 in den weiteren Rennen einen großen Schritt nach vorn.

Konkurrenzfähig dank stark verbessertem Abtrieb, Foto: Sutton
Konkurrenzfähig dank stark verbessertem Abtrieb, Foto: Sutton

Testläufe im Windkanal zeigten schnell, dass das Abgaskonzept der Bullen dem eigenen bei weitem überlegen war. Der VJM04 ist inzwischen zu einem Allrounder gereift, der auf den meisten Strecken gut klarkommt. Das Downforce-Problem wurde eingegrenzt und in Sachen Topspeed auf der Geraden musste sich Force India dank des Mercedes-Aggregats nur selten Sorgen machen.

Team & Fahrer

Force India hat in seiner Teamaufstellung ein Luxusproblem: Sutil, Di Resta und Testfahrer Nico Hülkenberg fahren auf ähnlichem Niveau. Vor der Saison hatten viele gedacht, dass sich der amtierende DTM-Meister in seinem ersten F1-Jahr kaum gegen den erfahrenen Sutil durchsetzen würde, doch zumindest in den Qualifyings war das Gegenteil der Fall: Di Resta führt mit 7:4 nach den ersten elf Läufen. Die Rennen verliefen zwischen den beiden bisher relativ ausgeglichen. Ein weiterer Punkt, der für Di Resta spricht, denn der Schotte muss sein Cockpit an den Freitagen Hülkenberg überlassen und kennt noch nicht alle Strecken.

Wer macht seinen Weg, wer bleibt auf der Strecke?, Foto: Sutton
Wer macht seinen Weg, wer bleibt auf der Strecke?, Foto: Sutton

Di Resta hat sich schnell etabliert und kommt mit dem Druck dank seiner vergangenen Erfolge bestens zurecht. Nicht umsonst wird er immer wieder mit einem Wechsel zu Mercedes in Verbindung gebracht. Teamkollege Sutil hingegen hatte nach der Affäre mit Eric Lux und anschließender Anklage wegen Körperverletzung mit Nebenkriegsschauplätzen zu kämpfen. E ist nur schwer vorstellbar, dass der Vorfall spurlos an ihm vorbei gegangen ist.

Mit Hülkenberg macht ein ambitionierter Youngster zusätzlich Druck auf die Stammfahrer. Der frühere Williams-Pilot pocht auf ein festes Cockpit und will sich zumindest während der Trainings stark präsentieren. Das spornt Sutil und Di Resta zusätzlich an, denn Force India lässt es in der Fahrerfrage für 2012 ruhig angehen.

Ausblick 2. Hälfte

Vieles spricht dafür, dass Force India den eingeschlagenen Aufwärtstrend nach der Sommerpause bestätigt. Mit den Großen Preisen von Belgien und Italien stehen zwei Rennen an, die dem VJM04 liegen sollten. "Spa und Monza sollten uns entgegenkommen", glaubte auch Sutil. "Wir haben zuletzt ein paar Punkte gut machen können und vielleicht ist noch mehr drin."

Der erstarkte Bolide machte Eindruck bei der Konkurrenz. "Sie sehen ziemlich stark aus und haben mit Spa und Monza jetzt einige vielversprechende Veranstaltungen vor der Türe stehen", sagte Sauber-Technikdirektor James Key. "Wir müssen ein bisschen auf das reagieren, was sie gemacht haben und wo wir stehen." Sauber hat in der Konstrukteurswertung neun Punkte Vorsprung auf Force India. Sollten die Inder an die vergangenen Performances anknüpfen, wird es schnell eng - vielleicht auch für Mercedes GP, das angepeilte Ziel von Sutil und Co.