Was können wir in Silverstone erwarten?
James Allison: Nach drei Rennen mit lediglich langsamen Kurven wird es interessant, auf einen Kurs mit diversen, herausfordernden Hochgeschwindigkeits- und mittleren Kurven zurückzukehren. Wie es schon ausgiebig diskutiert wurde, machen es die Regeländerungen des Motoren-Managements knifflig zu wissen, wie sich das Auto mit unseren Rivalen messen wird. Ich bin allerdings hoffnungsvoll, dass wir uns daran schnell anpassen können. Interessant könnte es zudem werden, wenn wir wieder mit einer Situation ähnlich in Barcelona konfrontiert werden, bei der es besser ist, in der Box zu bleiben, statt einen weiteren Satz der Option-Reifen im Qualifying zu gebrauchen.

Was sind die Herausforderungen von Silverstone?
James Allison: Silverstone ist eine der klassischen F1-Strecken. Im Vergleich zu den vergangenen paar Rennen, bietet sie eine große Bandbreite herausordernder Kurven: Von besonders schnell bis hin zu recht langsamen und technischen Kurven. Wenn man solch einen Unterschied zwischen schnellen und langsamen Bereichen hat, dann stellt das eine große Anforderung an die Fahrer und die Teams dar, das Meiste aus dem Auto herauszuholen. Dazu gesellt sich noch das unberechenbare britische Wetter.

Wie haben sich die Änderungen des Kurses in den vergangenen Jahren ausgewirkt?
James Allison: Die Änderungen des vergangenen Jahres haben nicht wirklich viel an der Natur der Strecke verändert. In der Mitte einer schnellen Kurve, wo der alte Kurs mit dem neuen zusammenlief, gab es eine fiese Bodenwelle. Wir haben das Gefühl, dass dies einigermaßen behoben wurde. Der neue Boxengassen-Komplex könnte dafür sorgen, dass wir bei den Stopps weniger Zeit verlieren. Dies könnte einen geringfügigen Effekt auf die Strategien haben - das werden wir alles in den Freien Trainings herausfinden.

Fühlt es sich anders an, wenn das Rennen nur wenige Kilometer von der Teamfabrik stattfindet?
James Allison: Sobald das Rennwochenende beginnt, macht es für das Renn- Team nur wenig Unterschied, dass sich die Strecke quasi in unserem Garten befindet - es konzentriert sich auf das Geschehen an der Strecke. Für die Jungs in der Teamfabrik ist es eine Gelegenheit, die Autos in Aktion zu sehen. Außerdem ist es viel einfacher, in letzter Minute noch neue Komponenten an die Strecke zu bringen.

Wie wirken sich die neuen Einschränkungen des Motor-Mappings im Qualifying auf das Team aus?
James Allison: Die Änderungen haben beim Team für ein paar bürokratische Kopfschmerzen gesorgt. Für das Team gab es bei der Ausstattung des Autos nur einen kleinen Effekt in Sachen Performance.

Die volle Stärke der FIA in Sachen Diffusor-Einschränkung tritt in Silverstone in Kraft. Können Sie mehr über diese neue Situation erzählen?
James Allison: Die großen Änderungen für Silverstone lauten wie folgt: Wenn der Fahrer den Fuß vollständig vom Gaspedal nimmt, dann muss die ECU so eingestellt sein, dass der Motor den Gasfluss verhindert. Zuvor war es möglich, die Motoren-Mappings so zu konfigurieren, dass das Gas offen bleibt und die Power des Motors auf andere Weise reduziert wird. Wenn der Fahrer vom Gas geht, muss die ECU zusätzlich so eingestellt sein, dass die Benzinzufuhr zum Motor unterbrochen wird. Dadurch soll das so genannte "heiße Anblasen" verhindert werden, wobei die Energie der Auspuffgase die Verbrennung erhöht.

Wie wird sich dies für LRGP im Vergleich zu den anderen Teams auswirken?
James Allison: Es ist nicht einfach, den Effekt dieser Änderungen für unsere Rivalen zu beurteilen. Der Verlust für jedes Auto mit angeblasenem Unterboden kommt mit zwei separaten Effekten - wie viel Downforce geht verloren, und wie sehr wird der Verlust dieses Anpressdruckes sich auf die Balance des Autos auswirken. Als Resultat dieser Einschränkungen werden alle Autos mit angeblasenem Unterboden beim Bremsen Downforce verlieren. Manche Teams verlieren mehr, manche weniger. Es ist schwierig, genau zu wissen, wie viel LRGP verhältnismäßig dadurch verlieren wird. Es ist allerdings vorstellbar, dass wir beim Gleichgewicht der Balance weniger Probleme haben werden, weil sich unser Abgassystem an der Vorderseite zur Mitte des Autos hin auswirkt. Das bedeutet, wenn der Gasausfluss zu- und abnimmt, dann wird das die Aero-Balance unseres Autos nicht zu sehr stören. Mit einem Gebläse an der Rückseite wird der Anpressdruck des Auspuffs an der Hinterachse generiert. Da die neuen Regeln die Auswirkung des Anblasens beim Kurveneingang viel mehr reduzieren als beim Ausgang einer Kurve, ist es möglich, dass die Autos mit rückwärtigem Gebläse beim Bremsen am Kurvenausgang mehr Nervosität erzeugen sowie mehr Untersteuern produzieren. Wir werden es in Silverstone herausfinden!