Allerlei Gerüchte um Fahrerwechsel innerhalb der Top-Teams, dazu kurzfristige Regeländerungen seitens der FIA - die Zeit zwischen Montreal und dem anstehenden Europa GP hatte es in sich. Die Gerüchtekombüse hat auf dem Hafenkurs von Valencia geschlossen, stattdessen steht der angeblasene Diffusor im Fokus. Die große Einschränkung des Aero-Konzeptes gibt es erst in Silverstone, doch schon am kommenden Samstag werden die Teams mit einer Änderung konfrontiert.

In Valencia dürfen die Teams zwischen dem Qualifying und dem Rennen keine Veränderungen mehr am Motor-Mapping vornehmen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass der Motor genutzt wird, um die Aerodynamik in der Qualifikation durch eine extreme Einstellung zu verbessern. Die F1-Welt geht davon aus, dass vor allem Red Bull betroffen sein wird. Gerade im Qualifying hatten die Bullen bislang dominiert und jede Pole in dieser Saison gesichert.

Vorteil Ferrari?

Während Sebastian Vettel angesichts der Änderung gelassen blieb, wetterte RBR-Motorsportberater Helmut Marko los. "Das alles bevorzugt natürlich Ferrari und die Entscheidung scheint zu ihrem Vorteil getroffen worden zu sein", vermutete der Österreicher. Noch führt Vettel die WM-Wertung souverän an, doch der Vormacht-Status bröckelt ein wenig. Neben der vermeintlichen Diffusor-Schwächung sorgte auch das KER-System in Montreal wieder einmal für Probleme.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner hatte kürzlich Fehler in der Entwicklung des Hybridsystems zugegeben. Ob die Ingenieure in Milton Keynes das leidige Ärgernis für das anstehende Wochenende endlich in den Griff bekommen haben, wird sich noch zeigen. Doch bei Red Bull gingen spätestens nach Jenson Buttons Sieg in Kanada die Alarmglocken an. "Wir haben bei den letzten Rennen gesehen, dass die Konkurrenz nicht schläft", stellte Mark Webber fest.

McLaren wittert Morgenluft

In der Tat hat die Konkurrenz wieder Morgenluft geschnuppert. Allen voran McLaren. Nach seinen beiden chaotischen Rennen in Monte Carlo und Montreal will Lewis Hamilton wieder mit positiven Resultaten überzeugen. "Diese zwei Rennen waren besonders frustrierend für mich", gab Hamilton zu. "Wir haben gezeigt, dass wir die Pace hatten, beide zu gewinnen. Trotzdem habe ich nur acht Punkte geholt."

Der Rückstand auf Vettel, beträgt nun schon beachtliche 66 Zähler. Hamilton sehnt sich nach einem Erfolgserlebnis, deshalb sieht er das anstehende Rennen in Valencia als Konsolidierung. Zwar spricht die Statistik gegen seinen zweiten Saisonsieg - in allen drei Valencia-Rennen landete Hamilton auf Platz zwei - doch etwas stimmte ihn zuversichtlich. "Wir hatten in den vergangenen drei Rennen wohl das schnellste Auto im Rennen", meinte der Weltmeister von 2008. "Das ist wirklich ermutigend, denn ich weiß, wenn ich alles heraushole, sollte ich das Rennen ganz vorn beenden können."

Rennpace auf Nasenhöhe

Teamkollege Button hielt sich zumeist mit Kampfansagen in Richtung Red Bull zurück, doch sein Triumph beim Marathon-Rennen hat für Auftrieb gesorgt. "Wir haben bewiesen, dass wir Sebastian Vettel herausfordern und besiegen können", meinte der Brite. "Jetzt wissen wir, dass wir um die Weltmeisterschaft kämpfen können." In Sachen Rennpace scheint der MP4-26 seinem Red-Bull-Pendant inzwischen mindestens ebenbürtig. Sollten die Diffusor-Einschränkungen Red Bull wirklich am stärksten beeinflussen, könnte es eng werden für Vettel - noch enger, als es eh schon zugeht.

Aufbruchstimmung bei Ferrari, Foto: Sutton
Aufbruchstimmung bei Ferrari, Foto: Sutton

In diese Lücke will auch Ferrari stoßen. Nach Fernando Alonsos zuletzt ansteigender Form wartet die Scuderia noch damit, die aktuelle Saison abzuschreiben. "Der Ausgang der nächsten paar Rennen wird entscheiden, ob wir das Gefühl haben, noch um die Weltmeisterschaft kämpfen zu können", stellte Chef-Designer Nikolas Tombazis klar. Damit dieser Ausgang möglichst positiv verläuft, hat man sich in Maranello noch einmal hinters Zeichenbrett geklemmt und dem 150° Italia eine neue, hintere Radaufhängung verpasst.

Drama in Valencia?

Ob das für den ersten Sieg der Roten in dieser Saison reicht, weiß auch Alonso nicht. "Nun kommen wir zu einem Kurs, der eine ziemlich ähnliche Charakteristik wie Montreal aufweist und es gibt keinen augenscheinlichen Grund, warum wir hier nicht konkurrenzfähig sein sollten", grübelte der Spanier vor seinem zweiten Heimrennen in diesem Jahr. Es wird interessant sein zu sehen, wie die Rote Göttin auf den neuen, mittelweichen Reifen performt.

Neue Reifen, neue Regularien, neue Hoffnung - der Trend einer spannenden F1-Saison scheint sich auch auf einer Strecke fortzusetzen, die in den vergangenen drei Jahren eher an Dramatik gespart hat.