Ein atemberaubendes Rennen in Monaco wurde am Ende von Vitalys Unfall überschattet. Wenn neun Autos durch die Schwimmbad-Passage fahren, ist bei diesen Geschwindigkeiten Kontakt unausweichlich. Sind Sie zusammengezuckt, als Sie das sahen?
Jean Alesi: Ja, das bin ich, weil es an einer Stelle passierte, an der du als letztes abfliegen willst. Es war nicht einmal Vitalys Schuld, denn der Auslöser war Adrian Sutil, der einen weiten Bogen fuhr. In der Folge krachte Jaime Alguersuari in Lewis Hamilton, weil er beim Versuch Sutil auszuweichen, bremsen musste. Der arme Vitaly konnte nirgendwo hin und die Energie, die in die Mauer ging, war enorm. Man ist immer besorgt, wenn sich ein Fahrer nicht selbst aus einem kaputten befreien kann, aber Gott sei Dank ist er in Ordung. Das Monocoque hat seine Aufgabe erfüllt und er hat nur einen verstauchten Knöchel. Ich bin von dem Russen in dieser Saison sehr beeindruckt, denn er zeigt eine tolle Leistung. Sein erstes Podium in Australien hat ihm viel Selbstvertrauen gegeben und seitdem hat er dieses Level gehalten.

Lotus-Renault GP ging sehr selbstbewusst in das Rennen, in dem sie eine gute Leistung zeigten, genau wie im letzten Jahr, als Robert Kubica ein Podium für das Team holte. Waren Sie deshalb überrascht, dass sie sich für die Plätze Zehn und 15 qualifizierten?
Jean Alesi: Das Team hatte höhere Erwartungen, aber in Monaco konzentriert sich jeder auf die ersten Reihen. In Wirklichkeit ist es aber so, dass man mit einer guten Strategie, etwas Drama und in diesem Jahr auch noch DRS und neuen Reifen noch einige Positionen gutmachen kann. Der Schlüssel ist, im Rennen zu bleiben und das ist nicht leicht, weil die Mauern auf dieser Strecke so gnadenlos sind. Wenn Vitaly nicht den Unfall gehabt hätte, hätte er sicher Sechster oder Siebter werden können.

Nick Heidfeld fuhr von Platz 15 aus auf Rang acht und überholte dabei Rubens Barrichello, Nico Rosberg und Paul di Resta. War seine Ein-Stopp-Strategie die richtige Entscheidung?
Jean Alesi: Ich denke, die Strategie zahlte sich aus und wir können mit seinen vier Punkten zufrieden sein. Ich erinnere mich noch aus der Zeit, als ich zusammen mit Nick in einem Team fuhr daran, dass er kein besonders großer Monaco-Fan ist. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum es ihm nicht gelungen ist, Vitalys Speed im Qualifying mitzugehen. Ich denke, dass er unter diesen Umständen mit Platz acht ganz zufrieden sein wird.

Der Unfall in den auch Vitaly verwickelt war, brachte die roten Flaggen heraus und durch die Regeln war es den Teams möglich, an den Autos in der Startaufstellung zu arbeiten, was auch Reifenwechsel beinhaltete. Daher hatte Sebastian Vettel trotz seiner Ein-Stopp-Strategie keine Probleme, seine Führung bis ins Ziel zu verteidigen. Denken Sie, dass man diese Regel wieder verwerfen und der Re-Start auf gebrauchtem Gummi erfolgen sollte?
Jean Alesi: Das Risiko, das Red Bull einging, indem man Sebastian nur ein einziges Mal an die Boxen holte, war in dem Augenblick verschwunden, als man beim Re-Start neue Reifen aufziehen konnte. Und Sie haben Recht, dass das die verbleibenden Runden viel einfacher für ihn gemacht hat. Aber so ist der Motorsport und manchmal braucht man eben Glück. Er hat anständig und ehrlich gewonnen.

Das DRS und die Pirelli-Reifen haben das Unmögliche möglich gemacht - Überholen in Monaco. War dies der beste Monaco Grand Prix, den Sie je gesehen haben?
Jean Alesi: Ich erinnere mich daran, dass auch die letzten Runden des Rennens 1992 unglaublich waren, als Nigel Mansell daran verzweifelte, einen Weg vorbei an Ayrton Senna zu finden. Und auch 1990 war ein tolles Rennen für mich, da bin ich Zweiter geworden. Ayrton hat gewonnen, Gerhard Berger war Dritter und nur zwei Sekunden trennte uns drei im Ziel. Das war ein bisschen so, wie das, was wir am Sonntag gesehen haben, als sich auch drei Autos an der Spitze gejagt haben. Das war definitiv ein Klassiker.