Beim glamourösen Saison-Highlight am Yachthafen von Monte Carlo stockte allen Zuschauern des Qualifyings kurz vor 15:00 Uhr der Atem. Nachdem am Vormittag bereits Nico Rosberg ausgangs des Tunnels beim Anbremsen zur Hafenschikane seinen Mercedes auf der berüchtigten Bodenwelle verloren hatte und nur haarscharf an den Barriere vor den Leitplanken am Ende der Auslaufzone vorbei geschleudert war, hatte Sauber-Pilot Sergio Perez weniger Glück. Der Mexikaner schlug heftig mit der rechten Seite seines C30 in die Streckenbegrenzung ein.

Nach anfänglich großer Sorge, wurde nach dem Ende des Zeittrainings bald klar, dass es dem Rookie verhältnismäßig gut ging. Perez befindet sich zwar zur Beobachtung im Krankenhaus und wird so gut wie sicher auf einen Rennstart im Fürstentum verzichten müssen - angesichts der Bange-Minuten kurz nach dem Einschlag, in denen der 22-Jährige von den eintreffenden Rettungskräften vor Ort erstversorgt wurde, jedoch ein insgesamt glimpflicher Ausgang des heftigen Crashs. Das freute auch Sir Jackie Stewart, der zum Grand Prix im Fahrerlager von Monte Carlo weilt.

Formel 1 als Beispiel für Risikomanagement

Für den dreimaligen Weltmeister war der glückliche Ausgang des Perez-Unfalls fast schon ein kleines Wunder. "Welchen Tag haben wir heute? Den 28.? Das bedeutet, dass es also 17 Jahre und 27 Tage her ist, dass zuletzt ein Fahrer sein Leben in einem Formel-1-Auto verloren hat", meinte der Schotte. Am ersten Mai 1994 war in Imola der legendäre Ayrton Senna ums Leben gekommen. Seither blieb die Königsklasse von Todesfällen verschont. Stewart schlussfolgerte daraus: "Der Sport ist heute in Bezug auf die Sicherheit eines der besten Beispiele für Risikomanagement. Und das für jedes Geschäft, für jede Sportart und für jede Aktivität auf der Welt."

Auch Nico Rosberg crashte am Samstag in der Schikane - er hatte jedoch Glück und verfehlte die Streckenbegrenzung am Ende der Auslaufzone ganz knapp, Foto: Sutton
Auch Nico Rosberg crashte am Samstag in der Schikane - er hatte jedoch Glück und verfehlte die Streckenbegrenzung am Ende der Auslaufzone ganz knapp, Foto: Sutton

"Ich meine, in all den Jahren ging es nur um Millimeter. Bei Geschwindigkeiten jenseits der 300, bei menschlichen Fehlern, mechanischen Defekten, großen Unfällen.. und doch haben sie alle überlebt", resümierte Stewart über die Neuzeit der Formel 1. Früher sei dies jedoch gravierend anders gewesen. "Zu meiner Zeit hätte der Mexikaner das heute nicht überlebt", war sich der Ex-Tyrell-Pilot in Bezug auf den Perez-Unfall sicher. "Bei uns gab es damals ein Jahr, da ist in jedem Monat, immer am selben Wochenende, jemand gestorben - vier ganze Monate lang", erklärte der Schotte.

"Der Sport hat sich sehr gut entwickelt. Ich habe das damals mir einer Sicherheitskampagne gestartet", freute sich Stewart stolz über die jüngsten Entwicklungen. Der enge Stadtkurs in Monte Carlo sei trotz der Gefahren aber nicht unverantwortlich. "Monaco hatte schon immer eine gute Statistik diesbezüglich. Nur Bandini verlor hier sein Leben. Die Sicherheit, die Autos, die medizinische Versorgung, die Leitschienen, die Strukturen des Autos.. all das ist besser geworden", zählte der Ex-Champ auf. Stewart mahnte jedoch auch: "Aber man darf jetzt nicht damit aufhören zu versuchen, das immer weiter zu verbessern."

"Ich habe gerade erst zu Bruno Senna gesagt: "Wir müssen die Stelle ändern, die Perez heute getroffen hat, wenn man dort aus dem Tunnel kommt und dann hier schon die Leitschiene steht." Wir müssen die Bäume an dieser Stelle fällen und mit der Auslaufzone noch weiter nach hinten gehen", so der 71-Jährige. "Aus solchen Dingen müssen wir lernen, denn heute gab es an dieser speziellen Stelle zwei heftige Unfälle. Man kann nicht sagen: "Nun hatten sie doch Glück - wir können das also so lassen." Man muss weiter aus diesen Fehlern lernen - nur das ist Erfahrung", so Stewart über die Hafenschikane, in der in der Vergangenheit auch schon Alex Wurz, Takuma Sato, Jenson Button und ganz besonders Karl Wendlinger 1994 schwere Unfälle hatten.