Auch als Testfahrer ist man ganz schön beschäftigt, allerdings nicht unbedingt so extrem an den Rennwochenenden, sondern vor allem dazwischen. Aber ich freue mich natürlich schon sehr, dass ich am Freitag in England in Duxford einen Straightline-Test für Lotus-Renault fahren darf. Das bedeutet, dass ich zum ersten Mal seit meinem Testtag im Februar wieder im R31, dem aktuellen Auto sitzen werde.

Natürlich ist so ein Aerodynamik-Test einerseits keine besondere Herausforderung, weil man ja wirklich immer nur die Gerade rauf und runterfährt, immer wieder mit neuen Teilen, insgesamt so 300 Kilometer, aber andererseits sind solche Tests für die Entwicklungsarbeit sehr wichtig. Es geht vor allem darum, die Windkanaldaten von neuen Teilen dann auch in der Praxis zu differenzieren.

Und außerdem ist es eben einfach schön, wieder mal mit dem diesjährigen Auto zu fahren und richtig in die aktuelle Arbeit des Teams eingebunden zu sein. Wieder mal eng mit den Technikern zusammen zu arbeiten, das ist auch etwas, bei dem man immer etwas lernen kann. Nebenbei kann ich dabei mal ausprobieren, wie der neue Sitz, den wir jetzt noch mal für das aktuelle Auto gemacht haben, passt.

Eau Rouge verkehrt herum

Bruno Senna gefiel es in Spa, Foto: Renault Sport
Bruno Senna gefiel es in Spa, Foto: Renault Sport

Die neuen Sitze für die Vorjahresautos sind jedenfalls perfekt, das habe ich schon in Spa gemerkt, als ich dort am Wochenende vor dem Türkei-GP während des Renault-World-Series Rennwochenendes jeden Tag einige Demo-Runden im R30 gefahren bin. Da war wirklich eine Menge los, am Sonntag wohl so an die 60.000 Zuschauer und auch immer sehr viele im Fahrerlager - ich glaube, ich habe noch nie so viele Autogramme geschrieben.

Aber vor allem das Fahren hat riesig Spaß gemacht. Damit die Zuschauer mehr zu sehen bekommen, sind wir nicht immer die ganze Runde gefahren, sondern nur zwischen der Geraden am einen und Bus Stop am anderen Ende. Das heißt, ich bin also Eau Rouge auch mal in der Gegenrichtung gefahren - bergunter. Das hat schon etwas, das war eine der tollsten Erfahrungen überhaupt, die ich je in einem Rennauto hatte. Da kommt man dann in Radillon mit Tempo 310 an, sieht nicht, wo die Strecke weitergeht, die Piste verschwindet praktisch vor einem und man muss im Prinzip völlig blind reinfahren, genau wissen, wo und wie stark man einlenken muss - das ist wirklich ein unglaubliches Gefühl...

Aus dem Cockpit gefilmt

Ich habe von all dem auch wieder aus dem Cockpit ein Video mit dem Handy gedreht - wie schon mal in Goodwood, nur diesmal mit deutlich höherer Geschwindigkeit. Aber ich sage gleich dazu - ich war da immer noch im sicheren Bereich - und ich warne auch alle eindringlich davor, so etwas mit dem eigenen Handy auf der Straße zu machen oder auch nur beim Autofahren zu telefonieren...

Auf You Tube wurde das Video jedenfalls ein großer Erfolg, viele Fahrerkollegen haben mich auch schon gefragt, wie ich das gemacht habe. In den ersten drei Tagen hatte ich gleich mal fast 240.000 Klicks, jetzt sind es schon an die 290.000. Aber die Million habe ich noch nicht erreicht - ich habe ja schon im Spaß zu Eric Boullier gesagt, wenn ich die Million schaffe, dann musst du mir in diesem Jahr noch ein Rennwochenende geben...

Mitte Juni, zwischen dem Kanada und dem Valencia-Wochenende, werde ich bei der Renault World Series am Nürburging auch wieder dabei sein und so eine Demo-Show machen, da wird sicher auch wieder eine Menge los sein.

Mal sehen, wo wir bis dahin in der WM stehen, jetzt in der Türkei war ja klar zu sehen: Wir müssen generell im Qualifying besser werden, denn das hat man am Sonntag ja wieder gesehen: Unser Rennspeed war, wenn wir mal frei fahren konnten, wie man speziell bei Nick am Ende des Rennens gesehen hat, gut - aber wenn man von relativ weit hinten startet und dann im Verkehr steckt, nützt das halt alles nichts. Wenn wir von weiter vorne starten würden, dann wären auch wieder Podestplätze möglich.