Wer nach dem zweiten Platz in Shanghai einen niedergeschlagenen Sebastian Vettel erwartete, der konnte lange warten, denn der Red-Bull-Pilot konnte auch mit Platz zwei ganz gut leben. Sein Rennen war diesmal eben einfach nicht perfekt gelaufen, die Strategie hatte nicht ganz gepasst und mit dem Funk hatte es auch Probleme gegeben.

"Ich denke, es war aus verschiedenen Gründen für uns heute kein einfaches Rennen. Ich glaube, wir haben allen Grund zur Freude. Wir hatten drei sehr gute Rennen. Zu heute kann man sagen: im Nachhinein lässt sich einfach sagen, das und das war vielleicht verkehrt, das und das hätte man anders machen müssen. Aber ich glaube, ein zweiter Platz ist in Hinblick auf die Strategie heute kein Untergang", sagte Vettel gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Keine Enttäuschung

Er gab aber zu, dass es ihn doch etwas fuchste, nur auf Platz zwei gelandet zu sein, denn das Auto war seiner Ansicht nach schnell genug, nur die Strategie die falsche. "Es ist eine Team-Entscheidung. Wir dachten, es sei die bessere Alternative, aber es zeigte sich, dass es das nicht war. Im Endeffekt kann man aber nicht von Enttäuschung sprechen. Ich denke, ein zweiter Platz war heute mit der Strategie das Maximum. Anderen ging es noch schlimmer, also können wir uns nicht beschweren", erklärte der Weltmeister.

Lewis Hamilton war diesmal besser aufgestellt, Foto: Sutton
Lewis Hamilton war diesmal besser aufgestellt, Foto: Sutton

Dass es nicht zu Platz eins reichen würde, war ihm gegen Rennende rasch klar, als Lewis Hamilton hinter ihm auftauchte. Es waren noch sieben Runden zu fahren, der Brite hatte frischere Reifen, da war es für Vettel offensichtlich. "Ich wusste, dass es noch sieben Runden waren. Dann ist es natürlich ziemlich offensichtlich. Ich weiß zu dem Zeitpunkt ja, wie mein Auto sich anfühlt, wie viel Reifen ich noch zur Verfügung habe, um vielleicht vorne zu bleiben. Natürlich habe ich versucht, vorne zu bleiben und ihn nicht freiwillig vorbeigewunken. Ich habe darauf gehofft, dass seine Reifen vielleicht auch recht rasch abbauen, aber mir war ziemlich klar, dass ich mir selbst ins Bein schieße, je länger ich versuche, dagegen zu halten."

Nutznießer lauern immer

So war Vettel überzeugt, hätte er noch länger gegen Hamilton gekämpft und so seine Reifen noch weiter zerschlissen, dann wäre er auch noch hinter Mark Webber zurückgefallen. Abgesehen von den letzten sieben Runden hatte der Red-Bull-Pilot aber seinen Spaß gehabt, wobei eine Erkenntnis vorrangig war: "Bei Rennen wie heute, wenn nicht alles perfekt läuft, sieht man, dass da sofort jemand ist, der das ausnutzt. Letztendlich war es kein Desaster, wir wurden immer noch Zweiter."

Vettel glaubte aber durchaus, dass er mit seiner Strategie auch hätte gewinnen können, wäre es beim Start besser gelaufen. "Dann hätten wir im ersten Stint eine Lücke herausfahren können und hätten den Luxus gehabt, eine oder zwei Runden länger draußen zu bleiben. Das hätte den zweiten Stint einfacher gemacht und wir wären auch da etwas länger draußen geblieben. Das macht den letzten Stint etwas kürzer und dann hätte es vielleicht geklappt", meinte er. Aber es war eben nicht ganz rund gelaufen, wozu die Probleme mit dem Funk beitrugen.

Funk ein Fragezeichen

Dadurch kamen die Funksprüche bei ihm nur sehr abgehackt an, aber immerhin hörte er, dass er an die Box kommen sollte - wobei er für solche Dinge auch die Boxentafel hat. "Das Problem war, ich konnte mich ab dem ersten Stopp nicht auf den Funk verlassen. Alles, was danach passierte, war mehr oder weniger ein Fragezeichen. Ich musste im Auto reagieren, viel verstellen und das lenkt natürlich ab. Aber es gibt viel zu lernen. Wir müssen schauen, dass wir das auch tun und im nächsten Rennen umsetzen", betonte Vettel.

In Shanghai durfte er unter anderem lernen, dass auch fremde Fahrer seine Box ansteuern können, das demonstrierte Jenson Button. Der Weltmeister hoffte in dem Moment, dass der Mann am Wagenheber richtig reagieren und ihn durchlassen würde. "Ich hoffte auch, dass er [Button] reagiert und nicht anhält, sonst hätte ich viel Zeit auf die Fahrzeuge auf der Strecke verloren. Er hat es aber kapiert und fuhr weiter. Wenn er sich die Reifen bei mir geholt hätte, weiß ich nicht, ob ich bei McLaren auch welche bekommen hätte. Ich hätte zumindest darauf gehofft."

Fuß bleibt am Gas

Hoffnung hatte Vettel auch darauf, dass es bis zum nächsten Rennen in der Türkei mit KERS ganz klappt. Denn in Shanghai lief es beim Start, im ersten Stint und danach nicht mehr wirklich gut. Für den Deutschen war das aber nicht die einzige Baustelle. "Es gibt noch viel Arbeit für uns. Wir wissen, dass wir in vielerlei Hinsicht besser und stärker werden müssen. Es ist nicht so, dass wir vor einer Wand stehen und nicht wissen, wie wir drüber kommen. Die Leiter steht parat. Wenn man sich die drei Rennwochenenden ansieht, dann haben wir in der kurzen Zeit einen guten Schritt gemacht. In den drei Wochen bis zur Türkei kommen wieder neue Teile. Wir erhoffen uns noch einen Schritt. Der Fuß darf nicht vom Gas."