Rémi Taffin leitet die Aktivitäten von Renault Sport F1 an der Rennstrecke. Der 36-jährige Franzose koordiniert die Arbeit der Motoreningenieure in den drei Partnerteams und stellt sicher, dass alle drei maximalen Support erhalten.

Sie haben als Ingenieur für Champions wie Jenson Button und Fernando Alonso gearbeitet und voriges Jahr die Teams Renault und Red Bull auf Motorenseite betreut. Jetzt sind Sie sogar für drei Rennställe zuständig. Wie hat sich Ihre Rolle verändert?
Rémi Taffin: Im Moment fällt so vieles an und der Job ist so intensiv - ich hatte noch gar keine Zeit zurückzuschauen. Am besten, ihr fragt mich in sechs Monaten noch einmal! Aber im Ernst: In meiner neuen Funktion habe ich dafür zu sorgen, dass alle drei Teams jede Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um erfolgreich zu sein. Und ich kann schon jetzt absehen, dass wir durch die Kooperation mit drei Teams noch schneller lernen und letztlich unsere Performance weiter verbessern können. Damit dieser erfreuliche Informationsfluss in geregelten Bahnen verläuft, ist ein übergeordneter Koordinator absolut notwendig. Im Großen und Ganzen mache ich dasselbe wie voriges Jahr, nur mit deutlich mehr Logistik- und Management-Aufgaben. Ich fühle mich ein bisschen wie der Dirigent eines Orchesters - und ich bin sicher, dass wir gute "Musiker" als Kunden gewählt haben.

Worin besteht die Herausforderung, wenn ein Motorenhersteller drei Grand Prix-Teams beliefert?
Rémi Taffin: Das Interessanteste an der Zusammenarbeit mit den drei Teams ist, dass wir sie nicht nur als Motorenlieferant unterstützen, sondern sie auch an unserer großen Erfahrung als Teambetreiber und Konstrukteurs-Weltmeister teilhaben lassen. Die Arbeit mit Red Bull in Milton Keynes und den Jungs von Lotus Renault GP in Enstone hat sich gegenüber 2010 nicht verändert. Mit Team Lotus aus Hingham ist jetzt ein sehr junger Rennstall dazugekommen. Da müssen sich die nötigen Prozesse erst einspielen. Aber dank unserer Erfahrung können wir diese Phase beschleunigen.

In dieser Saison darf wieder das Energierückgewinnungs-System KERS eingesetzt werden. Wie geht Renault Sport F1 damit um?
Rémi Taffin: Das Reglement zu KERS sieht genauso aus wie 2009: Wir dürfen etwa 400 Kilojoule pro Runde speichern und dem Antrieb maximal 60 Kilowatt zuführen. Bei voller Leistung wären das etwa 80 PS über 6,5 Sekunden. Wie das geschieht, bleibt den Teams selbst überlassen. Technisch hat sich unser System seit 2009 erheblich weiterentwickelt: Es ist heute kleiner, leichter und leistungsfähiger. Wir bieten unseren Partnerteams ein Komplettpaket an, also Motor plus passendes KERS.

Nutzen alle drei Renault-Teams diese Möglichkeit?
Rémi Taffin: Bevor sie die Möglichkeiten von KERS nutzen, konzentrieren sich manche lieber auf andere Punkte. Diese Abwägung ist Sache der Rennställe. Fest steht, dass das System am Start eines Rennens einen erheblichen Vorteil bringt, da die Autos wegen der vollen Tanks und des erhöhten Mindestgewichts recht schwer sind und jeden Schub gebrauchen können. Während des Grand Prix hält sich der Gewinn durch KERS jedoch in Grenzen.

Wie steht es um das Herz eurer Arbeit, den RS27-V8 in 2011er-Spezifikation? Wie reagiert er auf die ungewöhnlichen Auspuff-Layouts?
Rémi Taffin: Grundsätzlich knüpft der aktuelle RS27 an die Charakteristik seines Vorgängers an. Die Integration von KERS hat seiner Qualität und Zuverlässigkeit in keiner Weise geschadet. Was die neuen Auspuff-Lösungen angeht, so wirken die sich auf den Motor nur unwesentlich aus, solange die Teams unsere technischen Vorgaben beachten. Interessant ist allerdings, dass der Motor heutzutage eine zentrale Rolle für die Balance des Autos spielt und die aerodynamische Effizienz beeinflusst.