Ein Blickfang wird der Lotus-Renault-Auftritt in Kuala Lumpur in jedem Fall. Die Piloten sollen in Malaysia am Sonntag golden glitzernde Rennanzüge tragen, um der Hitze besser gerecht zu werden. Das Team erhofft sich, dass an diesen die Temperaturen besser abperlen, als an der angestammten schwarzen Kluft. Doch viel wichtiger ist der Mannschaft aus Enstone ein gutes Ergebnis unter der zu erwartenden heißen Sonne Malaysias. Im Vordergrund steht aus sportlicher Sicht nach Vitaly Petrovs Podium beim Saisonauftakt in Melbourne daher sicher nicht die Optik, sondern der Erfolg auf der Strecke. Die Top-Teams zu ärgern ist das erklärte Ziel.

Nach dem Jubel in Australien klingelte Vitaly Petrovs Telefon Sturm, Foto: Sutton
Nach dem Jubel in Australien klingelte Vitaly Petrovs Telefon Sturm, Foto: Sutton

Vitaly Petrov, der mit der Strecke in Sepang bereits bei seinen GP2-Asia-Siegen in den Jahren 2008 und 2009 beste Erfahrungen gemacht hat, kommt nach seinem sensationellen Podestplatz in Australien beflügelt zum zweiten Lauf der Saison. "Ich habe mich nach dem Rennen wirklich gut gefühlt. Es war großartig vor meinem Team auf dem Podium zu stehen, besonders vor dem Hintergrund, was für schwierige Momente wir diesen Winter durchmachen mussten", sagte Petrov in Anspielung auf den schweren Rallye-Unfall seines Teamkollegen Robert Kubica. "Das Ergebnis zeigt, dass es die ganze harte Arbeit und Anstrengung wert war. Ich muss mich bei allen bedanken, dass sie mir so ein brilliantes Auto gegeben haben", meinte Pertov und fügte selbstbewusst an: "Ich weiß, dass wir eine großartige Saison haben können."

"Das Auto war in Melbourne das ganze Wochenende über perfekt und wurde von Session zu Session immer noch besser. Ich glaube, dass wir das die nächsten Rennen wieder machen können", freute sich Petrov, der über die vielen Gratulationen nach seiner ersten Podiumsfahrt überrascht war. "Ich hatte vergessen wie viele Leute meine Telefonnummer hatten", scherzte der Russe. Viel wichtiger als die Glückwünsche waren dem Lotus-Piloten jedoch die guten ersten Eindrücke aus Australien. "Wir haben nun ein viel besseres Bild davon, wo wir im Vergleich zu unserer Konkurrenz stehen. Aber ich denke wir müssen noch ein paar Rennen abwarten, um das echte Bild zu sehen", so Petrov, der anfügte: "Wir wissen, dass Red Bull und McLaren auch sehr stark sind - aber hoffentlich können wir ihren weiterhin viel Druck machen."

Viel Potential im Auto

"Die große Frage auf dieser Strecke werden die Reifen sein, da wir noch nie bei wirklich hohen Temperaturen gefahren sind. Ich weiß aber, dass wir einige neue Aerodynamik-Teile in Sepang haben, die hilfreich sein sollten", meinte der Russe. "Ich mag den Kurs, aber einfach ist er nicht. Es gibt viele verschiedene Kurven und die richtige Abstimmung zu finden ist nicht so einfach. Man braucht ein Auto, das überall funktioniert: In den schnellen Kurven, in den langsamen Kurven und man muss auch gut auf der Bremse sein", wusste der 26-Jährige.

Neben seinem golden glitzernden Rennanzug hatte der Lotus-Pilot dann noch einen ganz anderen Tipp parat, um in der Hitze Malaysias einen kühlen Kopf zu bewahren. "Man muss einfach draußen bleiben und die Klimaanlagen meiden. Das ist das Geheimnis. Ich habe auch keinen besonderen Speiseplan oder so etwas - ich werde einfach ganz viel Wasser trinken", sagte Petrov.

Die Handküsse vor dem Rennen halfen Nick Heidfeld auch nichts - der Deutsche erlebte in Down Under einen rabenschwarzen Saisonauftakt, Foto: Sutton
Die Handküsse vor dem Rennen halfen Nick Heidfeld auch nichts - der Deutsche erlebte in Down Under einen rabenschwarzen Saisonauftakt, Foto: Sutton

Teamkollege Nick Heidfeld war immer noch etwas geknickt von seinem schwachen Ergebnis in Australien. Mit einem stark angeschlagenen Boliden konnte der Mönchengladbacher im Albert Park nicht an die Rundenzeiten von Petrov herankommen. "Aus meiner Perspektive war es natürlich vollkommen enttäuschend - sogar noch mehr, weil dann klar sichtbar wurde, wie viel Potential wir in diesem Auto haben. Mein Ziel ist es immer jedes Wochenende das Maximum heraus zu holen und das habe ich in Melbourne nicht geschafft", blickte Heidfeld zurück. Immerhin habe er an seinem ersten Rennwochenende mit der neuen Mannschaft aber eine Menge über die Zusammenarbeit und die Abläufe im Team lernen können, wollte der Deutsche die positiven Aspekte nicht außer acht lassen und zeigte sich zuversichtlich für den Auftritt in Malaysia.

"Man freut sich immer auf das nächste Rennen und wenn man davor ein schwieriges Rennen hatte sogar noch mehr. Im Moment ist mein Ziel Australien zu vergessen und mich auf Malaysia zu freuen", so der Lotus-Pilot. Eine Veränderung im Rennen erwartete er sich auch durch den verstellbaren Heckflügel. "Ich denke der sollte hier einen größeren Einfluss haben. Überholen war in Malaysia auf Grund der Streckenführung schon immer einfacher. Man hat lange Geraden, gefolgt von langsamen Haarnadelkurven - wir sollten mehr Action zu sehen bekommen", glaubte der 33-Jährige.

Nick wird zurückschlagen

Teamchef Eric Boullier sprach Heidfeld sein vollstes Vertrauen aus. "Ich bin zu 100% überzeugt, dass er zurückschlagen wird. Er ist ein Kämpfer und verfügt über viel Erfahrung. Er wird jetzt eher noch entschlossener sein, in Malaysia eine gute Leistung abzuliefern", so der Franzose. Auf das Team bezogen sagte er: "Ich bleibe zuversichtlich, dass wir die Performance vom letzten Jahr wiederholen können. Wir haben 2010 bewiesen, dass wir ein Auto auf hohem Niveau entwickeln können und ich sehe keinen Grund, warum wir das dieses Jahr nicht wieder schaffen sollten", meinte Boullier, der hinzufügte: "Wir waren in Australien in einer guten Position und ich kann mir vorstellen, dass wir auch weiterhin mit den Großen kämpfen werden."

Ein Vorhaben hinter dem auch Technikdirektor James Allison steht. Doch dieser wusste auch, dass dafür viel Arbeit notwendig ist. "Wir müssen dem Auto in den kommenden Rennen noch viel mehr Leistungsfähigkeit einhauchen, wenn wir unseren frühen Schwung beibehalten wollen", so Allison. Ein Vorteil seien dabei zweifelsfrei die Reifen. "Wir hatten bereits bei den Wintertests das Gefühl, dass der R31 ziemlich schonend mit den Reifen umgeht und wir sind mit damit in Melbourne ganz gut klar gekommen. Die Saison ist aber noch zu jung, um schon große Aussagen darüber treffen zu können, wie sich die Reifenabnutzung bei uns im Vergleich zur Konkurrenz darstellt", meinte der Lotus-Renault-Techniker zurückhaltend und versprach für Malaysia am Boliden der Franzosen zudem neue Updates für den Front- und Heckflügel, sowie an der Karosserie.