Lange hat er sich in Schweigen gehüllt. Nun hat Lewis Hamiltons Vater Anthony erstmals öffentlich über die Meinungsverschiedenheiten mit seinem Sohn gesprochen. Der Streit zwischen beiden führte dazu, dass der McLaren-Pilot nicht länger von seinem Vater gemanaged wird. Zu Beginn der Vorsaison kam es zum Bruch zwischen den davor so vertraut wirkenden Hamiltons. Mittlerweile sieht man Anthony aber wieder öfters an der Strecke - wenn auch in der Rolle als Manager für F1-Rookie Paul di Resta. Doch die Tür zur McLaren-Box sei nicht verschlossen.

In einem Interview mit dem Daily Telegraph erklärte der Brite nun, dass er immer nur gute Absichten verfolgt hätte. "Ich war wirklich wie alle anderen Eltern auch - ich wollte das Beste für meinen Sohn. Ob immer alles das Beste war? Nicht immer, aber ich denke schon, dass ich meistens das Richtige gesagt habe. Und wenn ich etwas mal nicht gewusst habe, habe ich es gelernt und nachgefragt, um sicher zu stellen, dass Lewis Erfolg hat und dass die Leute, die an ihn und uns geglaubt haben stolz sind", sagte Hamilton.

Er gab zu, den richtigen Zeitpunkt für die Abnabelung von seinem Filius verpasst zu haben. "Ich bin ein Jahr zu lang geblieben - das war mein größter Fehler. Ich wusste, dass wir an dem Punkt waren, an dem wir sein Leben haben wollten. Er hatte den Weltmeistertitel, seine eigene Freundin, sein eigenes Geld. Aber das Problem war, dass das Auto 2009 nicht gut war. Ich wollte nicht an einem Punkt gehen, an dem die Dinge schlecht liefen, also habe ich die Vaterrolle weiter ausgefüllt", meinte der Brite.

Manchmal wurde Lewis der väterliche Rat wohl etwas zu viel, Foto: Sutton
Manchmal wurde Lewis der väterliche Rat wohl etwas zu viel, Foto: Sutton

"Man sollte aber nicht vergessen, dass wir zusammen unseren Traum verwirklicht haben - er war Weltmeister", wollte sich Hamilton an die guten Zeiten erinnern. "Um das zu erreichen, konnte er aber nie einfach ein normaler Teenager sein. Deshalb lernen wir noch heute dazu und auch ich habe letztes Jahr viel gelernt. Was ich versuche damit zu sagen: Dass das alles 2010 so passiert ist, war sogar eine gute Sache für uns. Ich versuche das Leben nun ein bisschen leichter zu nehmen", beschrieb der Engländer die Situation.

"Die Liebe zwischen uns war immer sehr groß. Er hatte nur eben einfach das Verlangen, sein eigenes Ding zu machen und wollte, dass ich das auch tue. Wir haben in letzter Zeit wieder viel Zeit miteinander verbracht, aber die Grundregeln sind nun andere. Er ruft an und fragt um Rat, was bis zu einem gewissen Grad ja auch schon immer meine Rolle als Vater war. Das Unglückliche war früher nur, dass ich auch kontrollieren musste und diese Kontrolle gefiel ihm natürlich nicht. Aber ich bin immer noch Lewis Vater und hoffentlich sein erster Ansprechpartner. Und wann immer er etwas braucht, muss er einfach nur anrufen", erklärte Hamilton.

Sein Sohn dankte ihm für das neue väterliche Verständnis bereits in Melbourne. "Ich habe die Unterstützung meines Vaters hier wirklich gespürt - es war die gleiche, die er mir schon immer gegeben hat, nur einfach ohne den ganzen Stress", meinte der McLaren-Pilot und fügte hinzu: "Ich sagte zu ihm: "Du musst jetzt ans andere Ende der Startaufstellung und ich verstehe das" - "Nein, Paul versteht es, dass ich auch an diesem Ende der Startaufstellung sein will", entgegnete er mir dann", freute sich Hamilton.

"Mein Vater war einfach nur als mein Vater hier. Er hat mich immer enorm unterstützt, aber ich denke es war eine Mischung aus Unterstützung und Stress. Jetzt sagt er nur noch: "Ich bin so stolz dich da draußen zu sehen und es war einfach fantastisch, wirklich ganz großartig." Die Dinge sind also ziemlich gut. Es sind tolle Zeiten und es kann nur noch besser werden", stellte der 26-Jährige überglücklich fest. Wann die Hamiltons ihren ersten Erziehungs-Ratgeber für Eltern herausgeben werden, wurde indes noch nicht bekannt gegeben.