Ein Teil des Selbstverständnisses für einen Rennfahrer ist es meist, dass er sich für den Besten hält, immerhin muss er davon ausgehen, mit gleichem Material jeden seiner Konkurrenten besiegen zu können - andernfalls wäre er in der Königsklasse schlecht aufgehoben. Angesichts dieser psychologischen Voraussetzung klingt es vielleicht überraschend, dass Jackie Stewart meinte, das aktuelle Feld der Formel 1 sei das beste aller Zeiten. "Ich denke, es ist das beste Feld aller Zeiten. Red Bull hatte dieses Jahr ein gutes Auto, aber bis zum letzten Rennen kämpften vier Fahrer um die WM und für einen Großteil der Saison waren fünf in Schlagdistanz", sagte der dreifache Weltmeister.

Red Bull, Ferrari, McLaren und auch Renault hätten sich gegenseitig angetrieben, besser ginge es kaum, meinte Stewart. "Es war eine lange Saison und ging bis zum letzten Rennen. Das Racing war auch eng." Dass die einzelnen Fahrer aber besser sind als andere Piloten in früheren Jahren, soweit wollte er nicht gehen. Auf gleichem Niveau wie die Fahrer in den Jahren 1969, 1971 und 1973, als Stewart Weltmeister wurde, sah er sie aber in jedem Fall. "Absolut. Ich denke, die Herausforderung ist genau die gleiche. Ich glaube nicht, dass Sebastian Vettel anders ist als Jim Clark oder Graham Hill oder Jack Brabham oder weitere Leute, die mehr als einmal Weltmeister waren. Diese Fahrer sind gleich - das gleiche Verlangen, der gleiche Wille, der gleiche Fokus, die gleiche Hingabe und das gleiche Talent, das bis zum höchsten Niveau ausgereizt wurde."

Hohe Leistungsdichte

Doch auch wenn sich die Fahrer als Individuen kaum von den früheren Größen unterschieden, so sieht Stewart aktuell eine so große Zahl an Spitzenfahrern, dass es die Fahrerfelder von früher damit nicht aufnehmen können. Hinzu kommt für ihn noch die größere Leistungsdichte bei den Autos und dadurch wird das Racing enger. "2010 war für mich so gut wie die späten 60er und frühen 70er. 2010 war ein tolles Jahr, aber 2011, weil die gleichen Leute mit noch mehr Erfahrung dabei sein werden, wird ein weiteres tolles Jahr werden", erklärte Stewart gegenüber Autosport. Er rechnete damit, dass Sebastian Vettel in Zukunft noch stärker werden wird, glaubte aber gleichzeitig, dass Mark Webber, Fernando Alonso, Lewis Hamilton, Jenson Button oder Robert Kubica ihm durchaus die Stirn werden bieten können.

Im Alter von 23 Jahren hat Vettel nach Stewarts Meinung jedenfalls noch vieles vor sich, das zeigte dem Schotten ein Blick in die eigene Vergangenheit. "Ich erinnere mich daran, als ich 23 Jahre alt war, war das das Alter, als ich in Rennautos zu fahren begann. Ich war 23 und er ist Weltmeister mit 23. Mark Webber ist 34. Ich weiß, als ich 34 war, war ich ein besserer Mann als mit 23, deswegen denke ich, es kommt von Sebastian noch viel. Webber ist immer noch da und Kubica könnte eines Tages Weltmeister werden. Dann ist da Jenson, der so ruhig und sauber fährt wie kein Anderer und Lewis ist vielleicht der beste Racer von allen - und Alonso ist immer noch am besten gerüstet. Es gibt da so eine starke Gruppe von sehr fähigen Fahrern."