Nicht immer trennen sich Fahrer und Teamchef im Guten. Manchmal endet es in einem wahren Rosenkrieg, bei dem nicht nur die Worte, sondern auch Fäuste fliegen. Das Motorsport-Magazin weiß, wo es ordentlich gekracht hat.

1. Jacques Villeneuve: Rauswurf bei BAR 2003

"Als vergeudete Jahre" bezeichnete Jacques Villeneuve seine Zeit bei BAR-Honda. Dass die Chemie zwischen dem extrovertierten Kanadier und Teamchef David Richards nicht stimmte, war ein offenes Geheimnis. Für Richards gab es drei Gründe, Villeneuve so schnell wie möglich loszuwerden: Erstens verdiente Villeneuve fürstliche 18 Millionen Dollar - Geld, das man lieber in die Entwicklung des Autos gesteckt hätte.

Zweitens steckte ihn 2003 Teamkollege Jenson Button - deutlich jünger und deutlich billiger - in die Tasche. Drittens hatte Villeneuve eine Abneigung gegen jede Art von PR-Arbeit. Gegen Saisonende spitzte sich der Streit zu. Richards zögerte die Vertragsverhandlungen mit Villeneuve hinaus, um schließlich kurz vor dem Saisonfinale in Japan Takuma Sato als Villeneuve-Nachfolger zu präsentieren. Der Kanadier war so sauer, dass er beim Japan-GP erst gar nicht mehr ins Auto stieg.

2. Johnny Herbert: Rauswurf bei Benetton 1989

Johnny Herbert musste 1989 bei Benetton gehen, Foto: Sutton
Johnny Herbert musste 1989 bei Benetton gehen, Foto: Sutton

Johnny Herbert wurde völlig unschuldig zur Zielscheibe im internen Machtkampf zwischen Teamchef Peter Collins und Flavio Briatore. Collins und Briatore, der sich ins Team eingekauft hatte, waren sich von Anfang an nicht grün und versuchten mit politischen Spielen, einander das Leben schwer zu machen. Am Ende fiel Herbert den Spielchen zum Opfer. Der Brite brach sich 1988 beim F3000-Rennen in Brands Hatch mehrfach die Füße, hatte allerdings zu diesem Zeitpunkt seinen Vertrag bei Benetton bereits unterschrieben.

Collins stand hinter Herbert und der vierte Platz des Briten beim F1-Saisonauftakt in Brasilien schien ihm Recht zu geben. Doch das Blatt wendete sich: Herbert machten immer öfter seine Beine zu schaffen, speziell beim Bremsen. Als er sich aufgrund dessen für den Kanada-GP nicht qualifizierte, witterte Briatore seine Chance und hetzte gegen Collins und Herbert. Der Plan ging auf: Beim Frankreich-GP musste Herbert sein Cockpit für Emanuele Pirro räumen.

3. Scott Speed: Rauswurf bei Toro Rosso 2007

Zu Handgreiflichkeiten zwischen Teamchef und Pilot kam es 2007 bei Toro Rosso. Teamchef Franz Tost soll seinem Piloten Scott Speed, nachdem dieser beim Großen Preis von Europa im Regen von der Strecke gerutscht war, die geschlossene Faust mitten in den Rücken gerammt und ihn gegen die Wand gestoßen haben. Zeugen sprachen von einem tätlichen "Angriff", während Tost alle Vorwürfe von sich wies.

Scott Speed und Tonio Liuzzi hatten keine Zukunft bei Toro Rosso, Foto: Sutton
Scott Speed und Tonio Liuzzi hatten keine Zukunft bei Toro Rosso, Foto: Sutton

Allerdings mussten Speed sowie sein Teamkollege schon im Vorfeld harte Kritik von Tost als auch Gerhard Berger einstecken. Sätze wie "Am liebsten würde ich keinen dieser Fahrer mehr in unser Auto setzen" [Tost] oder "Ich habe noch nie zwei Fahrer erlebt, die so deppert sind" [Berger] waren keine Seltenheit. Nach dem Vorfall beim Europa-GP war das Maß voll und an eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr zu denken. Beim Ungarn-GP wurde Speed durch Sebastian Vettel ersetzt.

4. Juan Pablo Montoya: Rauswurf bei McLaren Mercedes 2006

Ein heißblütiger Kolumbianer auf der einen, ein perfektionistischer Brite auf der anderen Seite - das konnte nicht gut gehen. 2006 trennten sich McLaren und Montoya - nach außen hin - einvernehmlich. Doch hinter den Kulissen ging es heiß her, denn Dennis soll Montoya gefeuert haben, nachdem dieser Dennis nur wenige Stunden vor der Bekanntgabe per Telefon über seinen NASCAR-Wechsel informiert haben soll. Daraufhin wurde er bei McLaren für den Rest der Saison freigestellt und durch Pedro de la Rosa ersetzt - womit das Team wiederum keine Abfindung zahlen musste.

"Er hat darauf gebaut, dass Dennis ihn sofort rausschmeißt, er eine Abfindung kassieren und dann gleich in den USA weiterfahren kann", hieß es aus Montoya-Kreisen. Nicht der erste Bock, den Montoya geschossen hatte: 2005 zog er sich angeblich beim Tennisspielen einen Haarriss in der Schulter zu und musste zwei Rennen pausieren. Kurze Zeit später kam heraus, dass Montoya beim Motocross mit über 80 km/h gestürzt war.

5. Jarno Trulli: Rauswurf bei Renault 2004

Ob Flavio Briatore sich an Trullis Frisur störte?, Foto: Sutton
Ob Flavio Briatore sich an Trullis Frisur störte?, Foto: Sutton

"Wenn Du im Kopf nicht stark genug bist, dann wirst Du von Flavio einfach überrollt", erklärte Jarno Trulli nach seinem Rauswurf bei Renault. Obwohl er 2004 den Monaco-GP gewann und mit Fernando Alonso durchaus Schritt halten konnte, wurde Trulli von Briatore auf die Straße gesetzt. Seit längerem hatte es zwischen den Beiden gekriselt, unter anderem weil Trulli Briatore nicht länger als Manager wollte. "Ich arbeite nur mit ihm zusammen, wenn er seine Provision senkt", posaunte Trulli.

Als in Frankreich patzte und dadurch Rubens Barrichello vorbei gehen konnte, hatte Briatore endlich einen Grund, den Italiener zu feuern. Denn Fehler sind bei Briatore nicht erlaubt, eine zweite Chance gibt es nicht. "Wenn du etwas falsch machst, dann wirst Du es irgendwann noch mal falsch machen. Ich manage Jarno seit seiner F3-Zeit, aber jetzt wird es Zeit, dass er seinen Weg alleine geht", erklärte Briatore. Nach dem Italien-GP wurde Trulli durch Jacques Villeneuve ersetzt.

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