Die Saison 2010 war für Mark Webber nicht immer einfach. Nicht nur, dass er letztendlich dabei zusehen musste, wie sein Teamkollege Sebastian Vettel den Weltmeister-Titel gewann, hatte Webber teamintern wohl so einige Kämpfe mit der Teamleitung auszutragen. Doch der Australier musste nun betonen, dass er den Reset-Knopf gedrückt hat und im kommenden Jahr gerade wegen der zwischenzeitlichen Schwierigkeiten davon ausgeht, noch besser abschneiden zu können. Denn für ihn hat sich viel Positives aus der Saison 2010 ergeben, egal ob es zwischendurch auch Negatives gab.

Voll aufgeladen

"Viele Dinge sind dieses Jahr passiert, die neu für das Team waren. Sebastian ist jetzt der Weltmeister und ich muss in eine Position kommen, in der ich ihn so oft wie möglich besiegen kann. Und da sind dann noch Jenson, Lewis und Fernando dabei, also all die üblichen Verdächtigen. Der Reset-Knopf wurde gedrückt. Wir haben neue Regeln, die wir meistern müssen. Ich war in einer Position, um etwas sehr, sehr Einzigartiges zu schaffen, aber das Märchen erfüllte sich nicht. Dennoch gibt es viel Positives für mich, damit ich voll aufgeladen in die neue Saison gehen und eine Chance haben kann. Ich habe ein tolles Team an Leuten um mich und wir werden alles geben", sagte Webber gegenüber BBC Radio 5 Live.

In ein anderes Team zu gehen, darüber hatte Webber nie nachgedacht. So gab es in der abgelaufenen Saison einige Gelegenheiten, bei denen Webber deutlich zum Ausdruck brachte, sich gegenüber Vettel benachteiligt zu fühlen - besonders in Silverstone, als Vettel den letzten funktionstüchtigen neuen Vorderflügel bekam. Webber sah es aber als wichtig an, dass er seinen Frust offen mit dem Team geteilt hatte, denn dadurch könne 2011 besser gearbeitet werden. "Ich dachte nie daran, woanders hinzugehen. Ich wusste, ich musste einige Dinge intern aussortieren. Wie ich schon ein paar Mal gesagt habe, das Team und ich haben dieses Jahr viel darüber gelernt, wie man auf diesem Level konstant vorne mitfährt", erklärte Webber.

Wachstums-Schmerzen waren zu erwarten

Der Australier merkte an, dass auch Ferrari und McLaren so ihre Probleme mit zwei sehr starken Fahrern gehabt hatten - und meinte damit nicht nur das Duo Lewis Hamilton und Fernando Alonso im Jahr 2007. "Ferrari ist seit 50 Jahren dabei, Red Bull seit fünf Minuten, also haben wir dieses Jahr viel gelernt. Und ich wusste, dass wir als Team dieses Jahr ein paar Wachstums-Schmerzen erleben würden und dadurch besser werden", meinte er. Dass das Team auf seine Kritik während der Saison recht hart reagierte, konnte er einigermaßen verstehen. "Sie hatten so gute Arbeit geleistet, um uns beiden die Chance zu geben, wirklich, wirklich gut abzuschneiden - und dass dann so etwas passiert, ist sehr, sehr selten, weswegen es auch die Reaktion gab."

Mark Webber findet es richtig, die verletzte Schulter für sich behalten zu haben, Foto: Sutton
Mark Webber findet es richtig, die verletzte Schulter für sich behalten zu haben, Foto: Sutton

Dass sich nach Saisonende dann noch herausstellte, dass Webber eine Schulterverletzung während der letzten vier Rennen verschwiegen hatte, sorgte aber noch einmal für Aufregung. Teamchef Christian Horner meinte, enttäuscht zu sein, doch Webber verteidigte seine Entscheidung, die Sache für sich zu behalten. "Ich denke, das war genau die richtige Vorgehensweise. In einer Wettbewerbs-Umgebung ist es schon schwer genug - und dann würden die Leute noch zu verstehen versuchen, warum es passiert ist, was genau er hat, was er durchmacht? Die Leute werden Fragen stellen und es gab so schon genug Fragen und Verhöre. Ich nahm meinen Standpunkt ein und wollte es für mich behalten. Ich sagte meinen engsten Vertrauten, Mutter und Vater, [Lebensgefährtin] Ann, [Trainer] Roger, soweit soll es gehen, wenn es noch weitergeht..."

Information ist gefährlich

Klarerweise machte sich Webber auch Sorgen darüber, dass seine Leistungen unter der Schulterverletzung leiden könnten, doch er war überzeugt, sollte dem so sein, würde das Team es wohl als erstes merken und dann mit ihm sprechen. "Was Christian [Horner] betrifft... manchmal ist so eine kleine Information gefährlich. Er hatte viel Zeug, um das er sich kümmern musste und ihm das in dieser Phase mitzuteilen... Es ist jetzt leicht gesagt, dass es toll gewesen wäre, die Leute einzuweihen, aber die beste Taktik war es, niemandem etwas zu sagen. Das ist kein Vertrauensproblem, dadurch ist das Vertrauen in der Beziehung nicht zerstört. Es ist wie in einem Boxring - wenn einem etwas wehtut, warum würde man allen erzählen, dass man nicht in Bestform ist? Wobei ich das sowieso war."

Was seine Zukunft über 2011 hinaus angeht, ließ er sich alle Optionen offen. Dass er nach der kommenden Saison definitiv zurücktreten wird, wollte er jedenfalls nicht bestätigen. Vielmehr gab er zu, wie viele seiner Kollegen von einem Engagement bei Ferrari zu träumen. "Ich werde jedes Jahr so nehmen, wie es kommt. Ich konzentriere mich auf das nächste Rennen. Die Vertragszeit kommt immer wieder und dann will man es oder nicht. Ich will es tun wollen, ich will hungrig, motiviert und entschlossen sein. Voriges Jahr lief gut und ich hoffe, ich kann nächstes Jahr das gleiche schaffen. Schauen wir, was dann 2012 passiert. Wichtig ist, aufzuhören, wenn man oben ist. Ich will nicht von Leuten geschlagen werden, die das meiner Meinung nach nicht sollten."