Beim zum vierten Mal in Folge erstellten D&B F1 Index belegen erneut Privatteams die Spitzenplätze. Aus finanzieller Sicht ist Williams mit einer absoluten Topbewertung "Wertmeister 2010" - vor Mercedes-Benz GP, Toro Rosso und dem Doppelweltmeister-Team von Red Bull. Laut Analyse des Wirtschaftsinformationsdienstes ist zum Saisonende lediglich Mercedes GP dank dem Rückhalt eines Großkonzerns in der Lage, zu den mit knappen Budgets hantierenden Privatteams aufzuschließen.

Mercedes GP landete knapp auf dem zweiten Platz, Foto: Mercedes GP
Mercedes GP landete knapp auf dem zweiten Platz, Foto: Mercedes GP

Mit einem Maximalergebnis von 100 Punkten landete Williams zum zweiten Mal hintereinander auf dem Spitzenplatz - knapp vor Mercedes GP. Auch wenn der Zahlungsverzug mit neun Tagen (Mercedes: elf Tage) im direkten Vergleich verbesserungswürdig erscheint, so schätzen Vertragspartner offenbar weiterhin das solide Geschäftsgebaren des englischen Privatteams. "In den vergangenen drei Jahren haben wir als Unternehmen laut Bilanz immer einen Gewinn erwirtschaftet. Das wird auch dieses Jahr der Fall sein", verkündete Williams-Geschäftsführer Adam Parr zu Saisonende. Der Grund: Williams hat sich mittlerweile ein zweites Standbein geschaffen, um Einnahmen zu generieren. So beliefern die Engländer im nächsten Jahr Neuling HRT mit einem F1-Getriebe und integrierten bereits 2010 erfolgreich die zu KERS-Zeiten entwickelte Schwungrad-Technik in den Porsche 911 GT3 Hybrid. Schließlich ist die Tochterfirma Williams Hybrid Power seit April dieses Jahres zu einem großen Teil im Besitz des englischen Rennstalls.

Fraglich jedoch, ob Williams die Führung auch in der Saison 2011 behalten wird. Denn immerhin hat das Traditionsteam laut Medienberichten zum Saisonende vier zahlungskräftige Sponsoren verloren: Neben der Royal Bank of Scotland auch Philips sowie McGregor und Air Asia. Diese Entwicklung sorgt für erhebliche finanzielle Ausfälle. Erstes Opfer: Nico Hülkenberg, den höchstwahrscheinlich GP2-Champion Pastor Maldonado mit einer 15 Millionen US-Dollar Mitgift des venezuelanischen Mineralölkonzerns PDVSA beerbt.

Weltmeisterlich: Red Bull mit verbesserter Zahlungsmoral

Red Bull zählt zwar ebenfalls zu den Privatteams, ist jedoch mit ausreichend finanziellen Ressourcen gesegnet. Das freut neben dem frischgebackenen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel auch die Gläubiger: Anstatt mit Verzug zahlen die Österreicher ihre Rechnungen nun pünktlich. Weitere positive Wirtschaftskennzahlen hieven die Brause-Spezialisten im D&B F1-Index von 83 Punkten (Frühjahr 2010) auf aktuell 95 Punkte - und damit endlich auf das Niveau des italienischen Junior-Teams Toro Rosso (ebenfalls 95). Ganze sechs Jahre hat es gedauert, bis Red Bull 2010 dank Vettel und Webber sowohl den Team- als auch den Fahrertitel für sich verbuchen konnte. Nach der Übernahme von Jaguar beziehungsweise Ford Ende 2004 traute diesen Erfolg den Österreichern kaum jemand zu. Bemerkenswert aus wirtschaftlicher Sicht ist zudem, dass Red Bull dies mit viel geringeren finanziellen Mitteln gelungen ist als zum Beispiel Toyota, die mit einem geschätzten Budget von jährlich bis zu 900 Millionen Euro nicht annähernd so erfolgreich waren.

Die Scuderia bleibt weiterhin nur Mittelmaß, Foto: Sutton
Die Scuderia bleibt weiterhin nur Mittelmaß, Foto: Sutton

In finanzieller Hinsicht weiterhin nur Mittelmaß ist Ferrari mit 79 Punkten. Darüber hinaus hat sich bei der Scuderia die Zahlungsmoral ebenfalls kaum verbessert: Aktuell 15 Tage bedeuten im Vergleich zum Frühjahr einen Tag Gewinn. Schlimmer trifft es mit 51 Punkten nur noch McLaren. Nicht nur, dass Lieferanten und Kunden mit 17 Tagen drei Tage länger als zu Beginn der Saison auf ihr Geld warten müssen. Mit Virgin zieht auch noch der F1-Neuling an dem traditionsbewussten Rennstall vorbei, der mit einem vermeintlich zu kleinen Tank in die Saison gestartet war. 75 Punkte und acht Tage Zahlungsverzug bedeuten für Virgin F1 in der Endabrechung Platz sieben - noch vor Renault (68 Punkte, 14 Tage Verzug). Die positive Entwicklung dürfte sicherlich Großsponsor und Virgin-Gründer Sir Richard Branson geschuldet sein, da der bisherige Sponsor Marussia sich erst nach dem Saisonfinale als neuer Anteilseigner geoutet hat. Für finanzielle Entlastung beim 2011 als Marussia Virgin F1 startenden Team sollte überdies der neue Großsponsor QNet sorgen - ein internationales Konglomerat mit Sitz in Hongkong, das sich auf Wellness- und Lifestyle-Produkte spezialisiert.

Sauber kämpft gegen den Absturz, HRT und Lotus mit Problemen

Sorgen hingegen bereitet den D&B Analysten das Sauber-Team: Vom vormals zweiten Platz mit 96 Punkten landen die Schweizer aktuell mit 77 Punkten nur noch auf Platz sechs. Hier half auch die Rückkehr von Nick Heidfeld wenig. Am schlechtesten positionieren sich allerdings wieder das Sutil Team Force India (30 Tage Verzug) sowie das neue Index-Kellerkind Lotus (180 Tage Verzug). HRT läuft aufgrund fehlender Zahlen weiterhin außerhalb der Wertung, ohne das Besserung in Sicht wäre. Zwar ist der frühere Telefonica-Chef Juan Villalonga Anfang November als Teilhaber eingestiegen. Die geplante Zusammenarbeit mit den Resten der Toyota-Mannschaft in Köln, die das neue Auto bauen sollte, ist allerdings geplatzt. Grund: Die Spanier sollen Rechnungen nicht bezahlt haben - was bei einem Gesamtbudget von rund 45 Millionen kaum verwundert. Deshalb gilt: Obwohl Teambesitzer Jose Ramon Carabante von zwei spanischen Fahrern träumt, werden für 2011 nur Fahrer eingesetzt, die die geforderten acht bis zehn Millionen Euro mitbringen.