Rund 1,3 Sekunden war Daniel Ricciardo beim Rookie-Test in Abu Dhabi am Mittwoch schneller als Sebastian Vettel bei seiner Pole Position am Samstag. Rein an Zahlen gemessen eigentlich fast ein unglaublicher Wert, doch der Australier wusste selbst, dass das nicht viel zu bedeuten hat. Erst musste er allerdings ein wenig darüber scherzen. "Ich denke, wenn ich 1,3 Sekunden schneller bin, dann sollte man mir morgen vielleicht einen Formel-1-Vertrag geben", meinte er mit einem Grinsen. Einen echten Vergleich der Zeiten fand er aber unangebracht.

"Die Strecke hat sich wirklich stark verbessert. Es ist schwer zu sagen, wie sehr. Aber sie war schon viel besser als gestern, das sah man an den Zeiten. Heute ging es viel schneller, nicht nur für mich, sondern für alle. Wir haben dazugelernt und die Strecke hat uns auch geholfen. Es hat Spaß gemacht, mich bei den Daten mit Seb zu vergleichen. Das ist recht cool, auch wenn ich weiß, dass der Vergleich nicht fair ist", erklärte Ricciardo. Vornehmlich war er aber ausgelaugt, da er doch ein recht intensives Programm hinter sich hatte und es tagsüber ziemlich heiß war. "Aber ein gutes Abendessen und dann gut schlafen, wird helfen."

Ein guter Vergleich

Mit der getanen Arbeit war der Australier zufrieden, vor allem weil er noch einmal bestätigen konnte, dass der RB6 das schnellste Auto im Feld ist. Er wäre sogar enttäuscht gewesen, hätte er nicht die Bestzeit gefahren. "Aber mit diesem Vorsprung ist das dann schon ganz nett. Letztendlich ging es für mich aber darum, mich mit dem Team wohl zu fühlen und Daten von Mark und Seb vom Wochenende abzugleichen. Die Strecke war zwar anders, aber der Vergleich war gut. Ich bin mit den beiden Tagen zufrieden", sagte Ricciardo.

Testarbeit ist auch anstrengend, Foto: Sutton
Testarbeit ist auch anstrengend, Foto: Sutton

Körperlich hatte er aber schon gemerkt, dass ihm Fahrpraxis in der Formel 1 fehlte, denn gewisse Muskelgruppen lassen sich mit Gewichten nicht so gut trainieren wie im Auto. Am schlimmsten war für ihn der Mittwochmorgen, da der Körper die Strapazen des Vortags spürte, bis zum Nachmittag hin hatte sich das aber wieder gebessert. "Der Tag hat dann nicht so schlecht geendet und wenn wir morgen noch einmal fahren würden, wäre es so gut wie heute, wenn nicht besser. Es gibt immer Dinge, die man bei der Fitness und im Muskelbereich verbessern will. Einige Dinge könnten noch besser sein. Aber das ist schwer zu trainieren, wenn man nicht in einem Formel-1-Auto sitzt, denn Gewichte zu stemmen ist nicht das Gleiche, wie hier zu fahren. Es ist schwer, das zu simulieren, aber ich habe jetzt eine Idee, was ich noch tun muss."

Ruhige Nerven

Trotzdem, für ihn geht nichts über das Fahren im Auto, wobei sich beim Test dadurch verschiedene Dinge erreichen ließen. "Es half, das Auto zu verstehen und zu sehen, wie Marks Ingenieur mit dem Auto arbeitet. Ich bekam da eine bessere Vorstellung davon. Ich war dieses Jahr bei vielen Rennen und die Tests im Vorjahr haben mich für diese Woche beruhigt. Die Nerven waren viel ruhiger und wir verschwendeten keine Zeit damit, auf Speed zu kommen." Zu den großen Jungs fehlten aber dennoch ein paar Dinge. Vor allem beim Bremsen merkte er, dass Sebastian Vettel und Mark Webber doch um einiges härter in die Eisen steigen als er selbst.

Vor allem durfte er aber feststellen, dass die zwei Einsatzfahrer viel mehr Vertrauen darauf haben, dass das Auto mit Hilfe der Bremse und der Aerodynamik zum Stehen kommt. "Das hatte ich gestern nicht ganz drin, heute war es viel besser. Das ist ein Teil, den ich mit mir vergleichen konnte. Seb war am Wochenende besonders in den schnellen Kurven gut, in der vorletzten und in der ersten. Im Vergleich zu ihm musste ich mich auch da steigern. Das haben wir heute geschafft, das war gut. Ich muss noch ein paar Dinge perfektionieren. Es ist vieles recht neu für mich, aber ich bin recht zufrieden", erklärte Ricciardo.

Noch ein guter Vergleich

Bei der Perfektioniererei kam die Arbeit aber auch nicht zu kurz. So verglich der Australier nicht nur Daten vom Wochenende, sondern führte auch Vergleichstests mit mechanischen Teilen durch. Da sich in Abu Dhabi die Windrichtung vom Morgen zum Nachmittag ändert, fuhr er am Dienstagmorgen mit einer Abstimmung, wechselte am Nachmittag zur anderen, behielt diese für Mittwochvormittag und ging am Mittwochnachmittag zur Einstellung von Dienstagvormittag zurück. "Dadurch erhielten wir für alles einen guten Vergleich. Ich wollte auch mein Gefühl für das Auto und das Feedback an die Ingenieure perfektionieren. Ich denke, was die Ingenieure von mir zurückbekamen, war gut und mit mehr Erfahrung wird das noch besser."

Für nächstes Jahr ist noch alles offen, Foto: Sutton
Für nächstes Jahr ist noch alles offen, Foto: Sutton

Wo er nächstes Jahr weiter Erfahrung sammeln wird, wusste Ricciardo aber noch nicht. Zwar hatte er direkt nach Testende mit Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko gesprochen, der für das Red Bull Junior Programm verantwortlich ist, der konnte aber noch nichts vermelden. "Er hat nur gesagt, es gibt noch nichts, das man bestätigen kann. Es wäre nett, jetzt etwas zu wissen, aber das ist nicht unter meiner Kontrolle. Es ist aber nicht schlecht, dass er ehrlich war und sagte, ich soll nach Hause und mich entspannen. Ich finde es gut, dass ich keinen Stress habe und nicht nachdenken muss, was sein kann und was nicht. Ich werde einfach warten." Da er in diesem Jahr nur wenige Tage in Australien war, wird er es wohl genießen und den Sommer Down Under nutzen.