Ich hatte mich auf Singapur, mein erstes Nachtrennen in der Formel 1, wirklich gefreut - aber leider ist dann doch nicht allzu viel herausgekommen. Eine Mischung aus grundsätzlichen Problemen, einem auch von mir alles andere als optimalen Samstag - und dann auch noch einer gehörigen Portion unverschuldetem Pech am Sonntag im Rennen.

Mit dem ganzen "Nachtrhythmus" dort bin ich grundsätzlich gut zurecht gekommen - man bleibt eben in der europäischen Zeit, geht früh um fünf ins Bett und steht um zwei auf, das geht schon. Man muss nur aufpassen, dass man dabei nicht nur ans Trinken denkt, was in der Hitze ja sowieso selbstverständlich ist, sondern auch noch genügend zu essen.

Irgendwie hat das bei mir am Freitag in der Nacht nicht so ganz funktioniert, mit dem Ergebnis, dass ich dann, als ich um nach eins vom wieder einmal ziemlich langen Fahrerbriefing zurückkam, gewaltige Kopfschmerzen hatte - bei mir nicht ungewöhnlich, wenn der Blutzuckerspiegel zu weit absinkt. Aber nachdem ich mir dann in der Hospitality schnell was Ordentliches geholt hatte, ging es schnell wieder besser.

Ich war sogar noch zusammen mit Karun Chandhok und unserer Pressesprecherin Tabatha bei Virgin, wo das große Formel-1-Quiz für die neuen Teams stattfand. Karun hat das beinahe im Alleingang für uns gewonnen - er ist wirklich ein wandelndes Formel-1-Lexikon.

Was nicht funktioniert hat, war der Samstag. Am Freitag hatte ich noch das Gefühl gehabt, das Auto trotz aller Schwierigkeiten in die richtige Richtung gebracht zu haben, hatte meinen Teamkollegen Christian Klien die ganze Zeit sicher im Griff. Einige Änderungen, die wir während der zweiten Session, als es richtig trocken wurde, gemacht haben, schienen zu funktionieren. Aber am Samstag im freien Training hat das Auto auf einmal gewaltig untersteuert, ich hatte dadurch zwei Ausrutscher - das hilft natürlich gerade auf einem Stadtkurs überhaupt nicht.

Für das Qualifying haben wir so etwas Ähnliches probiert wie in Budapest, das Auto aggressiver zu machen. Diesmal nicht durch Einhängen des hinteren Stabis, aber durch andere Dinge an der Aufhängung, die in die gleiche Richtung gehen sollten. In Budapest hatte das - mit Blick auf das Rennen - gut funktioniert, im Qualifying war es dort zwar auch ziemlich kritisch gewesen, aber im Rennen war das Auto recht gut gewesen, ich hatte dort eines meiner stärksten Rennen überhaupt.

Singapur lag dem HRT nicht, Foto: Sutton
Singapur lag dem HRT nicht, Foto: Sutton

Diesmal hat es aber nicht so geklappt. Im Qualifying hatte ich extremes Übersteuern, "snap oversteer", das Auto war kaum zu kontrollieren, mit dem Ergebnis, dass ich mit dem zweiten Satz Reifen, als ich wirklich noch mal attackieren wollte, einen Dreher drin hatte, die zweite, anschließende Runde war auch nichts mehr, da waren natürlich die Reifen, die durch dieses Setup sowieso schon stark beansprucht wurden, auch nicht mehr gut.

So kam der große Rückstand auf Christian zustande. Er hat eine sehr gute Runde hingekriegt, ich nix Gescheites - und dann sieht das eben so aus. Als ich nachher über die Telemetriedaten analysieren wollte, warum das Auto gar so extrem gewesen war, mussten wir auch noch feststellen, dass die Daten, die wir hatten, zum Teil nicht viel Sinn machten, irgendwas hatte in der Elektronik gesponnen - möglicherweise durch die Störungen von außen, mit denen in Singapur immer wieder einige zu kämpfen haben.

Für das Rennen am Sonntag hatte ich gehofft, dass es vielleicht wenigsten vorher wieder ein bisschen regnen würde, so dass wir auf nasser Strecke starten würden, eventuell mit Intermediates, Bedingungen, mit denen ich ja immer sehr gut zurecht komme. War aber leider nix, der Sonntag war der einzige komplett trockene Tag, der viele Regen kam dann leider erst am Montag...

Am Start bin ich eigentlich mal wieder gut weggekommen, war auch schon an Christian vorbei, aber dann ging es in der zweiten Kurve mal wieder drunter und drüber, ich wurde abgedrängt auf die Randsteine - und dadurch habe ich den Platz wieder verloren. Dann kam gleich das erst Safety-Car, wir haben von den weichen auf die harten Reifen gewechselt, um durchzufahren. Dass ich mich beim Stopp hinter Christian anstellen musste, war nicht so wild, das Loch kann man hinter dem Safety-Car wieder zufahren.

Was mir klar war: Wenn ich mit dem einen Satz Reifen durchkommen will, muss ich am Anfang, gerade bei dem kritischen Fahrverhalten unseres Autos, das die Reifentemperaturen ständig in Grenzbereiche treibt, sehr vorsichtig sein und erst mal wirklich auf die Reifen aufpassen. Deshalb ist mir Christian auch erst mal ein bisschen weggefahren. Aber am Ende wäre meine Taktik sicherlich aufgegangen. Als die Überrundungsphase losging, bin ich wieder an ihn herangekommen, mein Auto wurde immer besser, während er sich im Funk schon sehr über die Reifen beklagt hat, eventuell auch noch einmal reinkommen wollte.

Aber dann hat der Unfall von Kobayashi zusammen mit den langsamen Streckenposten meine ganze schöne Strategie zunichte gemacht. Der ist in die Leitplanke gekracht - nachdem er sich vorher heftig mit Michael Schumacher angelegt hat, da war er wirklich schon "all over the place". Ich war genau dahinter - die Berührung ging eindeutig auf seine Kappe, nicht auf Schumachers.

So sieht Brunos neuer Helm aus, Foto: Bruno Senna
So sieht Brunos neuer Helm aus, Foto: Bruno Senna

Bei dem endgültigen Crash war ich ein paar Sekunden dahinter, so weit, dass ich nicht sehen konnte, was da passiert war - aber so nah, dass noch keine gelben Flaggen draußen waren. Erst als ich um die Ecke kam, schon in der Anbremsphase war, das Auto auch stehen sah, kam Gelb raus, viel zu spät, um noch was machen zu können, vor allem, weil das auch noch der engste Punkt der Strecke ist.

So bin ich dann halt in den stehenden Sauber reingerutscht. Wirklich ärgerlich, denn wir konnten es an den Daten sehen: Die Taktik wäre aufgegangen, das Rennen hat sich in meine Richtung entwickelt, das Auto und die Strecke passten immer besser zusammen, es wäre noch ein bisschen was gegangen.

Tatsache ist aber leider auch: Wir waren in Singapur - wohl auch durch die Streckencharakteristik, die vielen Bodenwellen, die gerade beim Anbremsen unser Auto doch sehr aus der Balance bringen, so weit weg von allen anderen wie schon lange nicht mehr. Keine Chance, mit den anderen Neuen auch nur annähernd mitzufahren. Das muss man ganz realistisch so sehen.

Ich hoffe, dass das in Suzuka wenigstens wieder etwas besser wird. Aber es ist schwer zu sagen. Ich selbst bin in Suzuka noch nie gefahren, bin aber normalerweise immer gut auf schwierigen Strecken - und alle sagen, dass Suzuka eine der größten Herausforderungen überhaupt ist. Wir müssen sehen, was wir machen können, um aus dem Auto ein bisschen mehr herausholen zu können. Es sollte ein paar weniger Bodenwellen haben, längere Kurven, also ganz anders als hier - aber es ist schwierig, Prognosen abzugeben.

Zwischendurch war ich kurz in Abu Dhabi, wieder mal wie letztes Jahr dort Doppelsitzer fahren für PR-Aktionen, dann kurz zurück nach Monaco - und am Sonntag geht es schon wieder Richtung Japan. Man muss ja, was das Thema Zeitverschiebungen angeht, so richtig ins Training kommen, bei dem, was uns bis zum Saisonende in dieser Beziehung noch so erwartet. Ach ja - und der Sieger in meinem Helmdesign-Wettbewerb steht inzwischen auch fest. Ich hoffe, wir schaffen es, dass der neue Helm jetzt auch bis Interlagos fertig wird...