Ein bisschen frustriert war ich ehrlich gesagt am Sonntag Abend in Monza schon, dass mein Rennen wieder nur so kurz war. Wir hatten diesmal am Freitag massive Probleme, durch ein kleines Teil, das sich an einer Benzinleitung gelöst hatte und in den Tank gefallen war und dort den Kollektor blockiert hat, bin ich praktisch den ganzen Tag kaum zum Fahren gekommen. Am Samstag konnten wir zwar einiges aufholen, mussten aber in Sachen Renn-Setup schon ein bisschen spekulieren, weil ich unter anderem keine einzige Runde mit vollen Tanks gefahren war - Sakon übrigens auch nicht.

Trotzdem haben wir die Abstimmung eindeutig mehr aufs Rennen als aufs Qualifying ausgelegt, in der Hoffnung, dass wir im Rennen durch unsere mangels Monza-Aeropaket ja eigentlich zu hohe Downforce die Reifen besser schonen könnten als die Konkurrenz der anderen Neuen - und damit vielleicht doch ein bisschen was ausrichten. Dass im Qualifying nicht viel gehen würde, wenn man zehn km/h auf der Geraden verliert, war klar.

Ich bin dort auch genau die Zeit gefahren, die ich mir nach dem freien Training ausgerechnet hatte - es war eine gute Runde, mehr war einfach nicht möglich, Monza ist nun nebenbei auch nicht unbedingt die Strecke, wo man als Fahrer extrem viel rausholen kann wie etwa in Spa. Das merkt man daran, dass die Zeitabstände zwischen den Teamkollegen, wenn nicht einer einen Fehler gemacht hat oder ein technisches Problem hatte, in Monza generell meist nicht so groß sind - es sei denn, man fährt mit komplett unterschiedlichem Setup, wie McLaren in diesem Jahr...

Mein Rennen war wieder sehr kurz. Und natürlich wäre es für mich wichtig, gerade jetzt im Hinblick auf die Verhandlungen für nächstes Jahr noch einmal besondere Leistungen zeigen zu können. Aber das ist besonders schwierig, wenn man mit vielen technischen Problemen zu kämpfen hat. Monza war nach Spa das zweite Rennen hintereinander, wo ich auf Grund eines Defekts schon in der Anfangsphase ausgefallen bin. Diesmal war es ein Ölleck im Hydrauliksystem - das kam sehr plötzlich, ohne jede Vorwarnung, was soll ich machen?

Das Radfahren war anstrengender als so mancher Start, Foto: Sutton
Das Radfahren war anstrengender als so mancher Start, Foto: Sutton

Am Start war ich an sich wieder ganz gut weggekommen, habe auch erstmal wieder zwei Autos überholt, aber dann war ich in der ersten Schikane vielleicht ein bisschen zu vorsichtig. Angesichts der Erfahrung von Spa, wo ich zwischen einem Toro Rosso und einem Force India eingeklemmt und mein Frontflügel beschädigt wurde, wollte ich diesmal ganz auf Nummer sicher gehen, aber irgendwie hing ich so hinter einem Lotus fest, dass einige, auch mein Teamkollege Yamamoto, wieder vorbeigegangen sind.

Da Sakon und ich die identische Abstimmung hatten, er hatte meine am Samstag zwischen freien Training und Qualifying übernommen, und wir auch auf der gleichen Strategie waren, war Überholen erstmal natürlich nicht möglich. Dann bekam ich auch noch Probleme mit dem Reifendruck, der zu sehr anstieg und habe darüber nachgedacht, vorzeitig an die Box zu kommen - aber dann kam eh gleich der Defekt...

Am Wochenende zuvor beim Triathlon in Monaco hatte ich dafür eine Menge Spaß und ich war am Ende mit meinem Ergebnis, 3 Stunden und 38 Minuten über die schwierige, bergige 100-Kilometer-Rad-Strecke zufrieden. 3:45 hatte ich mir vorher als Ziel gesetzt. Beim Wechsel auf Lucas di Grassi, der ja auch geschwommen war, zum Laufen lagen wir vier Minuten vor der anderen Formel-1-Staffel mit Jenson Button, Alexander Wurz und Nico Rosberg - aber Nico ist so ein sensationeller Läufer, dass er Lucas halt doch noch abgefangen und eine Minute hinter sich gelassen hat. Also müssen wir für nächstes Jahr noch mehr trainieren...

Vielleicht bin ich beim zweiten Mal auch nicht mehr ganz so aufgeregt vor dem Start. Das war schon komisch. Ich war, bevor ich auf die Strecke ging, während ich auf Lucas gewartet habe, unglaublich nervös, viel nervöser als vor einem Rennstart. Ich hatte 170 Puls - ohne überhaupt was getan zu haben. So musste ich das erste Stück, auch den ersten langen, schweren Anstieg, eher vorsichtig angehen, weil der Puls erstmal einfach nicht mehr runter gehen wollte, zum Teil deutlich über 180 war - und das ist eigentlich viel zu viel, wenn man noch so eine lange Strecke vor sich hat.

Aber nach dem ersten Gipfel hat sich das zum Glück doch eingependelt, ich konnte gegen Ende noch zulegen, habe auch auf den schwierigen und nicht ungefährlichen Abfahrten ziemlich attackiert, denn sonst hätte ich eine gute Zeit vergessen können. Am Ende kam ein Schnitt zwischen 27 und 28 km/ heraus - bei einem Durchschnittspuls von 171. Das sagt schon einiges über die Strecke aus - im Flachen fahre ich im Training solche Schnitte mit unter 140 Puls...

Noch können die Fans über Brunos Helmdesign entscheiden, Foto: Sutton
Noch können die Fans über Brunos Helmdesign entscheiden, Foto: Sutton

Nach Monza war ich Mitglied der Jury, die die fünf schönsten Designs in meinem Helmwettbewerb ausgewählt hat. Wir haben über 500 Einsendungen bekommen, es waren eine Menge sehr, sehr gute dabei, so dass es keine einfache Entscheidung war. Die fünf Finalisten sind bis Sonntag auf meiner Website brunosenna.com.br zu sehen - jeder kann für seinen Favoriten abstimmen. Das Siegerdesign werde ich dann, wohl in Brasilien, auf meinem Helm tragen.

Jetzt geht es allerdings erst einmal nach Singapur. Ich bin schon sehr gespannt auf dieses Nachtrennen, ich glaube aber nicht, dass es da durch die Lichtverhältnisse besondere Probleme geben sollte. Nach allem was ich gehört habe, ist das so gut ausgeleuchtet, dass das nicht wirklich ein Thema ist. Letztes Jahr bin ich in Abu Dhabi bei den PR-Fahrten dort auch unter Flutlicht gefahren - und das war absolut perfekt.

Vom Zeitplan her werde ich es so machen, dass ich erst am Mittwoch nach Singapur komme. Das ist zwar normalerweise für ein Überseerennen sehr spät, aber da wir durch das Nachtrennen sowieso alle quasi im europäischen Zeitrhythmus bleiben und uns gar nicht erst an die Ortszeit anpassen, sollte es so am besten passen. Was die Strecke angeht, sollte sie vom Downforce-Level her unserem Auto eigentlich wieder besser liegen als Monza, aber wir müssen halt sehen, wie wir mit den Bodenwellen zurecht kommen, das ist etwas, was unserem Auto nicht so besonders schmeckt. Aber vor allem möchte ich wieder mal ins Ziel kommen!