Nach dem milden Urteil gegen Ferrari in der Causa Teamorder am Hockenheimring ist wieder die Diskussion entbrannt, ob ein Verbot der Stallorder in der Formel 1 überhaupt etwas bringt. Bernie Ecclestone hat dazu eine klare Meinung. "Diese Regel ist doch völlig verrückt - überhaupt nicht zu kontrollieren", meinte der Brite gegenüber dem Focus.

Was ist Teamorder?

Er fragte, was denn überhaupt eine Teamorder sei. "Etwas, das vielleicht eine halbe Stunde vor dem Rennen stattgefunden hat? Oder einen Monat vor dem Rennen? Oder wenn die Verträge unterschrieben werden? Alles völliger Blödsinn. Wenn man jemand zum Reifenwechsel reinholt - und plötzlich ein Sekündchen dabei länger braucht? In meinen Augen ist das alles Teamstrategie, die erlaubt sein sollte. Ich empfehle der FIA, diese Regel zurückzunehmen", betonte Ecclestone.

Die FIA Arbeitsgruppe Sport befasst sich momentan auch damit, den Paragraphen 39.1. des sportlichen Reglements zu überdenken. Für den Formel-1-Boss wäre es vor allem wichtig, dass sich die Teams darauf verlassen können, dass das Reglement stabil bleibt. "Diese permanenten Regeländerungen halten die Teams davon ab, Geld zu sparen. Insgesamt sollte man sagen, die Regeln von heute werden auch die nächsten zwei Jahre gelten. Wenn es nach mir ginge, würde man zum Beispiel das Motorenreglement auf Jahre einfrieren", meinte er.

Jeder soll sein Team leiten wie er will

Und auch die Ressourcen-Beschränkung, die den Teams vorschreibt, ab 2011 nur noch 380 Mitarbeiter zu haben, die am Auto arbeiten, findet er nicht richtig. Er hätte es lieber so, dass jedes Team so geführt werden darf, wie es das will. "Solange sie es anständig machen, sollte sich da keiner einmischen", betonte Ecclestone. "Ich lasse mir doch auch nicht in mein Business reinreden. Keiner lässt sich das gerne. Und glauben sie mir, sie werden einen Weg finden, wenn sie mehr Leute beschäftigen wollen."

Bernie Ecclestone steht weiter hinter Michael Schumacher, Foto: Sutton
Bernie Ecclestone steht weiter hinter Michael Schumacher, Foto: Sutton

Wieder einmal in Schutz nehmen musste Ecclestone Michael Schumacher, der wegen seiner bisherigen Leistung in der Comeback-Saison gerne kritisiert wird. "Ich denke erst einmal, dass es sehr mutig von ihm war zurückzukommen. Unglaublich mutig. Er ist immer noch hochtalentiert und super fit", erklärte der Brite. Angesichts der drei Jahre Pause, die Schumacher eingelegt hat, stelle er sich sogar sehr, sehr gut an und daher sollte niemand von dem Rekordweltmeister enttäuscht sein, meinte Ecclestone. Auch Sebastian Vettel stärkte er den Rücken. "Er muss sich noch ein wenig entwickeln. Aber er wird sich entwickeln. Und er wird Weltmeister werden."

Button hält nichts von Erlaubnis der Teamorder

Von Ecclestones Idee, die Teamorder wieder zu erlauben, hält Jenson Button wenig. Sollte das Verbot fallen, würde der McLaren-Pilot wissen, was er zu tun hat. "Das würde meine Karriere in der Formel 1 verkürzen", sagte er gegenüber Reuters. Er konnte sich an keinen Umstand während seiner Zeit in der Formel 1 erinnern, in dem ihm Stallorder geholfen oder geschadet hätte. "Es liegt nicht im Interesse des Teams, Stallorder zu haben, denn sie wollen, dass beide Fahrer positiv und stark sind, dass sie eine gute Beziehung haben und es eine gute Atmosphäre im Team gibt. Ich weiß nicht, ob es je passiert, aber wenn die Regeln sich ändern, damit man Teamorder haben kann, wird das sehr eigenartig. Das verändert die Formel 1."

Sollte das Teamorder-Verbot schon für nächste Saison fallen, würde Button aber wohl nicht gleich zurücktreten, denn er ließ wissen, dass er nächstes Jahr noch fahren und es genießen wird. "Aber wenn es passiert, dann ändert das deine Ansicht über den Sport. Das ist ein ganz anderes Racing. Wenn man sich beispielsweise die deutschen Tourenwagen ansieht, sie haben zwei Hersteller und nach den ersten drei oder vier Rennen sieht es so aus, als ob sie sich beide hinter ein Auto stellen. Es wäre ein eigenartiger Sport, wenn das der Fall wird. Ich hoffe immer noch, es passiert nicht. Wenn wir gutes Racing sehen wollen, dann ist es so wie jetzt am besten. Wir sollten keine Teamorder haben."