Auch eine Woche nach dem Ungarn GP ist der Zweikampf zwischen Michael Schumacher und Rubens Barrichello noch immer Gesprächsthema Nummer 1 in der Formel 1. "Ich finde es absolut unpassend, dass Michael manchmal wie eine Art gefühllose Maschine dargestellt wird", kritisiert Ralf Schumacher die Kritiker seines Bruders. "Das ist Michael nicht."

Michael Schumacher habe sein Manöver gegen Barrichello überschlafen und sorry gesagt. "Nicht, weil er es jemandem Recht machen wollte, sondern aus Überzeugung, weil er seinen Fehler eingesehen hat." Das solle man ihm glauben und so akzeptieren, meint Ralf in der Welt. Den Grund für die harte Kritik sieht Ralf in der Vergangenheit seines Bruders. Als erfolgreichster F1-Fahrer der Geschichte werde er immer kritischer gesehen, besonders, weil es in dieser Saison nicht gut laufe.

Erfrischender Umgang

"Es war ein hartes Manöver, aber das zeigt, wie ernst Michael seinen Job immer noch nimmt", betont Ralf. "Und aus Fahrersicht beurteilt man das in den ersten Momenten manchmal weniger dramatisch." Der Ehrgeiz sei also ungebrochen. "Aber er geht heute mehr Kompromisse ein, was man auch an seiner Entschuldigung sieht", so Ralf. Früher sei Michael Schumacher dafür kritisiert worden, dass er zu geradlinig und kühl sei, heute werde ihm die Lockerheit als fehlender Ehrgeiz ausgelegt. "Dies ist die falsche Auslegung."

Sein Bruder gehe mit der Situation erfrischend offen um, früher hätte er da viel dünnhäutiger reagiert. "Er präsentiert sich heute im Fahrerlager so wie er privat schon immer gewesen ist: sehr entspannt", sagt Ralf. "Denn eines ist doch klar: Seine Rückkehr hat allen geholfen in der Formel 1, nur bisher noch nicht ihm." Trotzdem kann Ralf verstehen, warum sein Bruder zurückkehrte - und würde es genauso machen.

Positiv bekloppt

"Ich hätte mich genauso wie er für ein Comeback in der Formel 1 entschieden, aber ich hatte nicht das Angebot", verrät Ralf. "Auch mich juckt es immer noch. Das liegt daran, dass wir - in positiver Art - bekloppt genug sind, und es einfach nicht sein lassen können und schon gar nicht sein lassen wollen."

Selbst wenn der Erfolg ausbleibt. "Ich bin ja die meiste Zeit meiner Formel-1-Karriere hinterher gefahren", gesteht Ralf. Aber als Sportler habe er die Rückschläge weggesteckt, wie sie jetzt auch sein Bruder wegstecke. "Er hat sicher keinen Spaß daran, Elfter zu werden", betont Ralf. "Er hat danach den Montagsfrust, den ich auch oft gehabt habe. Das Rennen verlief nicht wie geplant, da lag ich Sonntagnacht im Bett, konnte nicht schlafen, weil ich mich wahnsinnig über einen Fehler von mir geärgert habe." Aber das Gefühl vergehe und neue Ziele bringen neue Befriedigung. "Wenn du mit dem Material beim nächsten Rennen statt Zehnter plötzlich Sechster oder Siebter wirst, bist du auch happy."