Wie hoch war das Risiko bei den Überholmanövern gegen Fernando Alonso und
Sébastien Buemi in der vorletzten bzw. letzten Runde?
Kamui Kobayashi: Das ist natürlich schwer zu sagen. Mein Auto war gut, und ich hatte mit den
frischen Reifen viel mehr Grip als Fernando und Sébastien, meine Rundenzeiten waren
klar besser. Ich hatte nur vier Runden mit diesen Reifen. Weil ich wirklich schneller
war, musste ich es versuchen. Ich wollte ja das Beste aus dieser Situation
herausholen. Mir war klar, dass ich vorbeikomme, wenn keiner beim Anbremsen
irgendwelche komischen Manöver macht, und das habe ich nicht erwartet, weil beide
gute Fahrer sind und nicht kurz vor dem Ziel ihre Punkte wegwerfen.
In Istanbul haben Sie Ihre Reifen zu schnell verschlissen. Hat Ihnen diese Erfahrung
jetzt in Valencia geholfen?
Kamui Kobayashi: Ja, auf jeden Fall. Das Rennen in der Türkei war eine gute Erfahrung, wenngleich
diese beiden Situationen in Sachen Reifenverschleiss unterschiedlich waren. Aber ich
habe in Valencia sehr auf meine Reifen aufgepasst und hatte gar keine Probleme, 53
Runden mit diesem einen Satz der härteren Mischung zu fahren.
Wie gross war der Druck von Jenson Button, der fast 40 Runden lang mit einer bis
anderthalb Sekunden Abstand hinter Ihnen lag?
Kamui Kobayashi: Ich habe definitiv Druck gespürt. Am meisten unmittelbar nach der Safety-Car-
Phase. Ich wusste natürlich, dass Jenson hinter mir im schnelleren Auto sitzt und
ausserdem zu diesem Zeitpunkt die frischeren Reifen hatte. Andererseits ist es auf
diesem Stadtkurs auch nicht so einfach, zu überholen, und ich durfte mich ohnehin
nicht verrückt machen lassen, weil ich auf meine Reifen aufpassen musste. Ich habe
zwar meine Rundenzeiten verbessert, aber mein Fokus lag darauf, vernünftig mit den
Reifen zu haushalten.
Hat dieses Rennen Einfluss auf Ihr Selbstvertrauen?
Kamui Kobayashi: Natürlich. Vor allem, weil wir im Rennen ein hohes Tempo fahren konnten, das hat
unheimlich Freude gemacht. Unsere Schwäche ist ganz klar das Qualifying. Wenn wir
uns da besser platzieren, können wir öfter Punkte holen. Speziell in Valencia war der
Unterschied der Streckenbedingungen recht gross. Im Rennen bot der Asphalt viel
mehr Grip, das hat geholfen. Die Strecke wurde immer griffiger, und parallel dazu
wurden mit abnehmendem Fahrzeuggewicht Bremsstabilität und Traktion besser.
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