Nach dem Rennen in Kanada machten viele die Reifen dafür verantwortlich, dass die Show dort so gut war. Doch während den Zusehern einiges geboten wurde, hatten die Fahrer zu kämpfen. Und das ist in diesem Jahr beinahe immer so, denn die Gummis geben Rätsel auf, da einige damit mehr Probleme haben als andere. So zieht Felipe Massa weiche Reifen, heißes Wetter und rauen Asphalt vor, da er nur dort die Reifen richtig zum Arbeiten bekommt und mit Fernando Alonso auf Augenhöhe ist.

"Es hat wenig mit Rennfahren zu tun, wenn wir so abhängig von den Reifen sind", wurde Massa von auto motor und sport zitiert. Am meisten frustriert ihn, wie schnell McLaren die Reifen zum Arbeiten bekommt. Dort habe der Reifen sofort Grip. "Ich muss mir rundenlang die Seele aus dem Leib fahren, um dorthin zu kommen, wo Hamilton in der ersten fliegenden Runde schon ist", betonte der Brasilianer.

Ein Puzzle

Noch mehr Probleme gibt es bei Mercedes, da Michael Schumacher und Nico Rosberg mit stark schwankender Reifen-Performance kämpfen und manchmal nicht wissen, warum es nun Grip gibt oder nicht. Schumacher spricht deswegen von einem Puzzle, das nur schwer zu durchschauen ist und meint, noch nie so schwer lesbare Reifen gehabt zu haben. "Oft ändern sich von einem Tag auf den anderen nur einer oder zwei Faktoren." Laut Teamchef Ross Brawn ist ein Grund für den fehlenden Grip, dass die Oberfläche des Reifens zu heiß und der Gummi innen zu kühl ist. Rosberg meint dazu, dass nicht alles nur an der Temperatur festzumachen ist.

Sebastian Vettel scheint es nicht viel besser zu gehen. Er beklagt, dass es eigentlich kaum einen Unterschied zwischen Reifenschonen und aggressivem Fahren gibt. Bei der schonenden Fahrweise könne man vielleicht zwei Runden mehr aus den Reifen herausholen. Und um Temperatur im Reifen aufzubauen ist auch einiges nötig. "Du musst den Reifen in schnellen Kurven aggressiv fordern, damit der so genannte Squash eintritt. Dabei drückt es den Reifen zusammen, und diese Bewegung generiert Temperatur", erklärte er laut auto motor und sport. Gibt es keine schnellen Kurven, dann muss dieser Effekt beim Bremsen erreicht werden.

Aggressiv hilft

Grund für diese Schwierigkeiten ist die im Vergleich zu 2009 steifere Karkasse, die auf jener Spezifikation aufbaut, die Bridgestone 2005 als Ersatz nach Indianapolis mitnahm, um den Anforderungen dort gerecht zu werden. Ein aggressiver Fahrstil, wie etwa der von Lewis Hamilton, hilft, um den Gummi zum Arbeiten zu bekommen. "Man sieht ganz klar, dass sich Hamilton mit seiner aggressiven Fahrweise leichter tut, die Reifen in ihr Arbeitsfenster zu bekommen als Button mit seiner runden Linie", sagte Brawn. Bei Mercedes steht deswegen auch Rosberg besser da, wenn es schwierig ist, den Reifen auf Temperatur zu bekommen. Schumacher seinerseits muss bemerken, dass seine Auszeit von drei Jahren in punkto Reifen einen Erfahrungsrückstand bedingt hat.