Auch am Tag nach dem Rennen in Istanbul glätteten sich die Wogen um den Zusammenstoß von Sebastian Vettel und Mark Webber nur langsam. Die Schuldfrage war immer noch nicht genau geklärt, beide Fahrer hatten sich im Recht gesehen - Vettel, weil er die innere Linie hatte und Platz brauchte, Webber, weil er seinen Teamkollegen nicht weiter abgedrängt hatte. Der Australier hatte die Sache am Sonntagabend als "verfluchtes Desaster" bezeichnet, er wusste aber auch, dass eine teaminterne Fehde wohl niemandem helfen dürfte.

So wollten zwar einige Medien von einem Handgemenge im Red Bull Motorhome wissen, Webber versuchte die Sache aber schon früh zu beruhigen. "So etwas kann passieren. Die Situation beim Unfall war nicht ideal. Wir werden miteinander reden, denn wir sind erwachsene Männer. Das Leben geht weiter", erklärte er.

McLaren stichelt

Ein wenig Zündstoff versuchte McLaren in die ganze Sache zu bringen. Dort weiß man genau, dass Unfrieden bei Red Bull dem eigenen Angriff auf den Titel nur helfen kann. "So ein dummes Manöver würde ich nie machen", meinte etwa Rennsieger Lewis Hamilton, der gemeinsam mit Teamkollege Jenson Button der engste Verfolger Webbers in der WM ist. Neun Punkte hat Hamilton Rückstand auf den Australier, fünf Zähler fehlen Button auf die WM-Spitze, beide McLaren-Piloten betonen immer wieder, wie gut sie miteinander auskommen. Button hatte schon direkt nach Renn-Ende über Funk gemeint: "Wir haben Druck ausgeübt, und sie sind daran zerbrochen."

Bei Hamilton war es eher so, als habe er die Sache bereits kommen gesehen. Zumindest meinte er später, Vettel war auch gegen ihn aggressiv unterwegs gewesen. "Er war so aggressiv, als er versuchte, sich innen bei mir reinzudrängen. Zum Glück hatte ich genug Platz. Es war genau das Gleiche, was er mit Mark machte", meinte Hamilton. Vettel selbst wollte die Sache auch ein wenig beruhigen. "Es gibt keinen Kampf. So etwas passiert. Wir brauchen es nicht, aber wir können jetzt nichts machen. Ich war zwei Runden lang etwas schneller als Mark. Ich holte ihn ein und dachte, ich könnte ihn auf der Gegengeraden schnappen. Es ist nicht das Best-Case-Szenario", sagte Vettel.