Eine trügerische Stille. Die Tür schlägt zu, dann folgt ein kurzes 'Hallo'. Auf ein plötzlich einsetzendes, lautes Dröhnen folgen drei Minuten meines Lebens, die ich so schnell nicht vergessen werde. Zwei Runden auf dem Hockenheimring und ein paar Schweißperlen später ist es wieder still - und leider auch schon wieder vorbei.

Mercedes stellte kein normales Taxi., Foto: adrivo Sportpresse
Mercedes stellte kein normales Taxi., Foto: adrivo Sportpresse

Fast 500 Pferdestärken im Rücken zu haben, ist schon etwas Besonderes. Noch besonderer wird es, wenn man von einem Profi-Rennfahrer um eine Grand-Prix-Strecke pilotiert wird. Mein Chauffeur ist Bernd Mayländer, ehemaliger DTM-Fahrer und der Mann im Safety-Car der Formel 1. Mein Platz? Ein enger Schalensitz in einer AMG Mercedes C-Klasse. Das Renntaxi der DTM.

Als Bernd den Motor mit einem Knopfdruck anwirft, weiß ich noch nicht, was mich erwartet. Der Sound ist schon einmal atemberaubend. Plötzlich werde ich brutal in den Sitz gepresst. Links rast noch ein Lamborghini Gallardo vorbei - ebenfalls ein Taxi - dann geht es auch schon in die Nordkurve. Ein kurzer Schlag, dann geht es wieder geradeaus. Das war der Randstein. Gut, dass ich nur zweimal darüber muss und nicht 37 Mal wie die Piloten im Rennen am Sonntag.

Auf der langen Geraden ein kurzes Handzeichen - alles okay. Reden oder schreien kann man vergessen. Dafür ist es einfach zu laut. Trotzdem versuche ich es immer wieder, natürlich vor Freude und diesem genialen Kribbeln im Bauch. Vor uns immer noch der Gallardo. Mit seinen 650 Pferden unter der Heckklappe ist er kein einfacher Gegner für uns. In den beiden folgenden Kurven kommen wir ihm bedrohlich nahe. Zwar hätte mehr zwischen die Stoßstangen gepasst als das berühmte Blatt Zeitung, beeindruckt hat es trotzdem.

Bereit für die Fahrt auf dem Hockenheimring., Foto: adrivo Sportpresse
Bereit für die Fahrt auf dem Hockenheimring., Foto: adrivo Sportpresse

Mittlerweile ist schon mehr als eine halbe Runde vergangen. Es geht ins Motodrom. Da passiert es. Der Lambo-Fahrer bremst einen Tick zu spät und verpasst den Scheitelpunkt der Kurve. Beinahe wäre er ins Kies geflogen. Beim Vorbeifahrer winken wir freundlich. Ich bin mir sicher, dass Bernd in diesem Moment genauso grinsen musste wie ich. Als Zugabe folgte eine weitere Runde im Renntempo.

Neben den extremen Kurvengeschwindigkeiten und der Beschleunigung ist vor allem eines sehr brutal: Die Bremsen. Gegen die Kohlefaser-Bremsen aus dem Hause AP hat so schnell kein Serienwagen etwas zu melden. Vor der Spitzkehre wird von über 250 km/h auf weniger als 80 verzögert. Jetzt weiß ich, warum der Hebel beim Herunterschalten nach vorne gedrückt wird. Bei diesen enormen Kräften wäre es unmöglich zu ziehen, während man mit dem linken Fuß voll auf das Bremspedal steigt.

Zum Ende noch ein lauter Knall. Bernd schaltet den Motor ab und wir kommen wieder zum Stehen. Noch ein kurzer Smalltalk über den schnellen Lamborghini und Kollege Fässler, den wir ebenfalls überholten und ich muss mich wieder durch die Gitterrohrrahmen nach Draußen zwängen. Gerne wäre ich noch ein paar Runden mitgefahren. Wer auch immer einmal die Chance bekommen sollte, in einem Renntaxi einzusteigen - man sollte es sich definitiv nicht entgehen lassen. Es ist besser als jede Achterbahnfahrt der Welt.