Für die Bekanntgabe seines Rücktritts hatte Christian Abt bereits vor vier Monaten einen passenden Ort gefunden: Den Norisring. Hier fühlte er sich stets am wohlsten, hier feierte er mit einem sensationellen zweiten Platz im Audi-Jahreswagen 2005 den letzten großen Erfolg. Auch der zunächst provisorische Ort des letzten Punktegewinns war gut gewählt: Zandvoort. Hier jubelte Christian Abt 2002 gemeinsam mit seinem Bruder Hans-Jürgen und Laurent Aiello über den ersten DTM-Titel für Abt-Audi.

So hatte Abt eigentlich schon vor seinem letzten DTM-Rennen auf dem Hockenheimring alles geregelt. Und tatsächlich blieb er am Sonntag - eigentlich ganz und gar nicht seiner Natur entsprechend - im Hintergrund. Mit Platz 15 im letzten Rennen und Rang 15 in der Meisterschaft beendete Christian Abt sein persönliches DTM-Kapitel. "Es ist sehr emotional. Zum einen ist es mein allerletztes Rennen gewesen, zum anderen hat Mattias den Titel gewonnen. Da gehen einem viele Gedanken durch den Kopf", zeigte sich Abt im Gespräch mit der adrivo Sportpresse erfreut, aber auch nachdenklich.

Mit dem Fortschreiten seiner DTM-Karriere hatte Christian Abt eigene Ambitionen immer weiter zurückgestellt, um sein Abt-Audi-Team, aber auch die jungen Talente der Ingolstädter sowie später das Phoenix-Team voranzubringen. "Ich bin stolz auf das, was ich in den letzten acht Jahren in der DTM gemacht habe. Wir haben seit meiner Karriere im Tourenwagensport vier Meisterschaftstitel geholt", verweist Abt auf seinen Titelgewinn in der STW 1999 sowie die DTM-Teamerfolge von 2002, 2004 und 2007. Mit Stolz blickt Abt auch auf seine Bemühungen, für jüngere Audi-Piloten eine Mentorenrolle einzunehmen - die zuletzt auch sein Phoenix-Teamkollege Alexandre Prémat lobend hervorgehoben hatte.

In Hockenheim verabschiedeten sich die Fans von einem der Charakterköpfe der DTM, Foto: Audi
In Hockenheim verabschiedeten sich die Fans von einem der Charakterköpfe der DTM, Foto: Audi

Doch aus Sicht des Allgäuers ist es nicht nur der Franzose, der von seiner Erfahrung profitierte: "Wenn ich bedenke, was aus Mattias und Martin geworden ist, die als Junioren zu Abt kamen, geworden ist: Sie sind absolute Spitzenfahrer. Ich glaube, dass sie viel von mir gelernt haben - und das geben sie Gott sei dank auch selbst zu." Während eigene zählbare Ergebnisse in seiner letzten Saison im 2006er-Audi im Rennen oft ausblieben, verfolgte Abt den teaminternen Titelkampf Ekströms und Tomczyks mit umso größerer Genugtuung: "Ich bin fürchterlich stolz, wenn ich sehe, was für all die Arbeit mit dem Team Früchte getragen hat - da ist man rundum glücklich. Viel mehr kann man in seinem Leben nicht erreichen."

Seit seinem Rücktritt hatte Abt immer wieder betont, dass das Ende seiner DTM-Karriere keineswegs gleichbedeutend mit seiner Rennkarriere sei. Die Gerüchte um einen Einstieg in die neue asiatische Speedcar-Serie hatte Abt vor sechs Wochen uns gegenüber nicht dementieren wollen. Nun jedoch scheinen sich seine Prioritäten von Asien zurück nach Ingolstadt verschoben zu haben. "Ich habe zu Rupert Stadler [Audi-Vorstandschef] im Audi-Zelt gesagt, dass ich mir vorstellen kann, auch in den nächsten zwei bis drei Jahren mit Audi im Motorsport zusammenzuarbeiten", verrät Christian Abt, der fahrerisch im gewohnten Metier bleiben will - hatte er doch 2000 als Dritter auch bei den 24 Stunden von Le Mans einen Erfolg gefeiert: "Es wird auf jeden Fall im Touren- oder Sportwagenbereich sein. Vielleicht gibt es im Konzern irgendwo einen Platz für mich, wo ich fahren kann."