Normalerweise debütieren eher Formel-Talente in DTM. Welche Vorteile haben Sportwagenpiloten?
Mike Rockenfeller: Erst einmal ist die DTM ja Tourenwagensport. Zudem bin ich auch schon Prototypen gefahren und die sind einem Formelfahrzeug sehr ähnlich. In den letzten Jahren bin ich bei Langstrecken- und Sprintrennen an den Start gegangen und sehe das auch als meine Stärke an. Diese Kombination bildet eine gute Basis für den Rennsport.

Wie war es, als Sie erfahren haben, dass Sie Audi-Werksfahrer werden?
Mike Rockenfeller: Die Entscheidung kam für mich nicht überraschend. Ich habe da schon meinen Teil dazu beigetragen. Aber natürlich habe ich mich riesig gefreut, dass ich jetzt wieder in Europa fahren kann und das auch noch in der DTM. Sie ist hier schließlich die populärste Serie, die für mich gleich nach der Formel 1 kommt.

Wie gestaltet sich die neue Arbeit mit dem neuen Team?
Mike Rockenfeller: Die Saison geht ja gerade erst los. Wir hatten jetzt das Winter-Training und dort konnte ich meine Teamkollegen kennen lernen - obwohl ich die meisten sowieso schon kenne. Aber es war die richtige Möglichkeit, sich in das Team zu integrieren. Ich fühle mich bei Audi sehr wohl.

Wovon waren Sie bei Ihrer ersten Runde im DTM-Boliden am meisten überrascht?
Mike Rockenfeller: Ich war wirklich überrascht, wie weit hinten man sitzt und wie schlecht die Sicht ist. Der Fahrer sitzt wirklich sehr weit hinten und sehr tief. Es hat ein paar Runden gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Ich habe es langsam angehen lassen und es nicht gleich übertrieben. Aber nach einem Tag war ich schon eins mit dem Auto.

Was können Sie an Erfahrung mit einbringen und was müssen Sie noch lernen?
Mike Rockenfeller: Ich muss jetzt noch sehr viel lernen. Ich muss lernen, mit dem Team und mit meinem Ingenieur zusammenzuarbeiten. Es dauert einfach seine Zeit, bis man sich blind versteht. Auch das spezielle Qualifying-Format in der DTM ist noch neu für mich. Mein Ziel ist es, mich so schnell wie möglich an alles zu gewöhnen und mich zu etablieren.

Rockenfeller (l.) will es Timo Scheider gleichtun - und in den Neuwagen aufsteigen, Foto: Audi
Rockenfeller (l.) will es Timo Scheider gleichtun - und in den Neuwagen aufsteigen, Foto: Audi

Was ist anders bei der Arbeit am Auto?
Mike Rockenfeller: Grundsätzlich kommt es zuerst darauf an, das Auto und den Fahrstil zu optimieren. Dazu brauche ich noch mehr Zeit. Aber der Audi A4 DTM ist bei den Einstellungen sehr empfindlich - was nicht unbedingt schlecht ist, da man sofort jede Veränderung merkt. Aber trotzdem war ich überrascht, wie sensibel der Audi ist.

In der letzten Saison schienen die 2006er-Mercedes etwas konstanter als die Audi-Neuwagen. Wie schätzen Sie Ihre Chancen gegen die Mercedes-Jahreswagen ein?
Mike Rockenfeller: Das ist für mich sehr schwer zu beurteilen, dafür steht rund um die Jahreswagen noch zu wenig fest. Die genauen Verhältnisse werden wir wohl erst beim ersten Rennen oder beim ersten gemeinsamen DTM-Test sehen.

Sind Sie auf die Rennen in der DTM vorbereitet? Wie sieht es aus mit Boxenstopps, Starts und Zweikämpfen?
Mike Rockenfeller: Bisher kenne ich die Rennen nur aus dem Fernsehen. Boxenstopps kenne ich von der Langstrecke, auch wenn sie dort etwas länger dauern. Ich muss auf jeden Fall aufpassen, dass ich im Auto sitzen bleibe. Ich werde mir jetzt noch weitere Rennen im Fernsehen anschauen und versuchen, mich so gut wie es geht auf die Rennen vorzubereiten. Ob das gereicht hat, werde ich beim ersten Rennen sehen.

Wie hoch wird der Anteil an Sportwagenrennen sein?
Mike Rockenfeller: Das steht noch nicht fest. Ich finde es toll, dass ich bei Audi die Möglichkeit habe, in verschiedenen Renn-Kategorien an den Start zu gehen. Aber die DTM hat absolute Priorität.

Es wird bestimmt zu einem Vergleich zwischen Ihnen und Lucas Luhr kommen. Wie werden Sie damit umgehen?
Mike Rockenfeller: Darüber habe ich mir noch nicht viele Gedanken gemacht. Das erste Ziel für jeden Fahrer ist es, den Teamkollegen zu schlagen. Zwar sind wir alle mehr oder weniger Teamkollegen, aber Lucas ist in der gleichen Situation wie ich und dadurch sehr gut mit mir zu vergleichen. Natürlich versuche ich, besser zu sein. Egal wie: Lucas ist mein Freund.

Was sind die kurzfristigen und langfristigen Ziele?
Mike Rockenfeller: Kurzfristig will ich mich schnell in die DTM einleben. Ich muss jetzt noch viel lernen, bis Routine aufkommt und ich mich an die Abläufe gewöhnt habe. Ich will versuchen, so gut zu fahren, dass ich mich für die nächste Saison für ein aktuelles Auto empfehle. Ziel ist es dort natürlich, um Siege mitzufahren.