Formel-1-Boliden verkamen auf den europäischen Rennstrecken verglichen mit ihren DTM-Pendants in den vergangenen Wochen beinahe zur Massenware. Während sich das F1-Starterfeld für die kommende Saison bereits nahezu formiert hat, eifrig über die Performance der Reifen geplaudert und über Sinn und Unsinn neuer Entwicklungen spekuliert wird, machen sich in der DTM Fahrer wie Ingenieure rar. Und wenngleich die Gehälter der DTM-Piloten von Formel-1-Sphären weit entfernt sind, kann sich womöglich so mancher der Vorstellung vom entspannten Audi- und Mercedes-Fahrpersonal auf exklusiven Kreuzfahrtdampfern nicht erwehren...

Von den Malediven...

"Schlafen! Nichts!", lautet denn auch Martin Tomczyks spontane Antwort auf unsere Frage, was ein DTM-Pilot während der Winterpause so alles anstelle. Um sich sogleich zu korrigieren: "Winterpause ist vielleicht übertrieben zu sagen. Es ist eine Pause von der Rennsaison, aber letztlich gehen die Entwicklung und die Testarbeit im Winter weiter. Eine wirkliche Pause hat man nur ab der letzten Vorweihnachtswoche bis Mitte Januar." Täuscht die Ruhe in der DTM-Welt? Mattias Ekström zeigt sich auf die Frage, wohin ihn sein Urlaub führe, zunächst jedenfalls nur bedingt als erfahrener Ferienexperte: "Eigentlich habe ich davon nicht so viel Ahnung. Ich hatte noch nie so einen echten Urlaub..."

Im Winter intensiviert Martin Tomczyk sein Fitnessprogramm, Foto: Audi
Im Winter intensiviert Martin Tomczyk sein Fitnessprogramm, Foto: Audi

Doch schon die Identität von Ekströms Berater in Urlaubsfragen räumt am Ende noch mit der bösen Vermutung, DTM-Piloten fänden aus ihrem Berg an Arbeit nur in Ausnahmefällen in einen Urlaubsflieger, auf. "Ich habe einen Tipp von meinem Teamkollegen Martin bekommen. Ich bin ein Salzwasserfreak und begeistert von Korallen und Fischen - da meinte er, dass ich unbedingt auf die Malediven soll", berichtet der Schwede gegenüber der adrivo Sportpresse von seinen Plänen im DTM-Winterschlafwandel, "so bin ich jetzt ein Woche mit meiner Lebensgefährtin Tina alleine dort. Anschließend bleiben wir noch zwei Nächte zu Hause. Tina fliegt dann nach Lissabon zur Rallye Paris-Dakar und ich nach Schweden." Wo Ekström wohl seine Garage öffnen und seine reichhaltige Privatsammlung an verschiedensten Schneegefährten zum Einsatz kommen lassen dürfte...

... über den Fitnessraum...

Und während sich Ekström so für einige Zeit auch in skandinavischen Winterlandschaften in Bewegung hält, muss Tomczyk im heimischen bayrischen Voralpenland wohl insbesondere auf klassische Methoden zurückgreifen, um an der Fitness zu feilen - was er umso fleißiger zu tun gedenkt. "Das Fitnessprogramm ist im Winter schon sehr intensiv, weil es unsere Leidenschaft ist, uns durch körperliche Fitness im Winter auf die neue Saison vorzubereiten", berichtet der Meisterschaftsvierte von 2006 von noch größeren Anstrengungen als während der Saison, "wenn man am Wochenende statt Rennen zu fahren Sport treibt, mache ich alles Mögliche, damit hundertprozentig fit bin."

Den Fitnessvergleich mit seinen Teamkollegen scheut Tomczyk dabei nicht. "Wir haben das Glück, dass Audi jedes Jahr ein einwöchiges Fitnesstraining mit allen Werksfahrern veranstaltet. Ich hoffe, dass ich dabei sein werde. Das macht immer viel Spaß und ist auch der Anreiz, beim Training noch einmal alles zu geben", spricht der 25-Jährige von einem teaminternen Zusammentreffen der besonderen Art - nachdem bei der Kommunikation zwischen den Fahrern abseits von den PR-Veranstaltungen der letzten Wochen des alten Jahres meist nur die Funktionen gängiger Mobiltelefone ausgereizt werden...

... zurück ins DTM-Cockpit

Ohne bunte Lackierung und den Hauch einer Ahnung: Die ersten Testfahrten, Foto: Sutton
Ohne bunte Lackierung und den Hauch einer Ahnung: Die ersten Testfahrten, Foto: Sutton

Anschließend gehen die Handyrechnungen auf ein Normalmaß zurück, müssen sich die Piloten doch dann gemeinsam die Errungenschaften der Ingenieure erproben. "Die Fahrer werden immer nach ihrer Meinung gefragt und es gibt Testfahrten", fasst Mattias Ekström kurz und knapp einen langen Prozess zusammen, während dessen die Ingenieure unmittelbar nach der Saison neben Telemetriedaten auch lange Statements und Wunschlisten der Piloten heranziehen, die sie mit ihrer Neuentwicklung zu erfüllen versuchen.

Bei den folgenden, ersten Testfahrten mit dem neuen Auto geben laut Tomczyk die Ingenieure den Ton an. "Dazu gehört auch schon die Vorarbeit - die Ingenieure erarbeiten einen Testplan, der dann rigoros abgearbeitet wird. Da wird nicht viel auf den Fahrer eingegangen, sondern auf das Auto", erzählt der Bayer und fühlt sich anders als mit Blick auf sein Ferienpensum an frühere Zeiten erinnert: "Da gibt es wie in der Schule eine To-do-Liste - und am Ende des Tages resümiert man, was gut und was weniger gut war. Dann testet man eventuell das Gleiche noch einmal, oder ein anderer Fahrer macht einen Gegentest." Herauskommen soll ein Basis-Setup, das wie gewohnt vom Piloten an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden kann - spätestens dann, wenn die Akteure ihr Winterschlafwandel zurück nach Hockenheim geführt hat...