Der Mercedes-Sieg beim Saisonfinale in Hockenheim - seit 2001 scheint er ein ungeschriebenes Naturgesetz der DTM zu sein. Die verschiedensten Gattungen der Familie "finaler Mercedes-Sieg" durfte die DTM bereits kennen lernen: Nach überlegenen Start-/Ziel-Siegen und Dreifachtriumphen war es nun zumindest eine durchaus sehenswerte Gattung, die die am Wochenende insgesamt 149.000 Hockenheim-Reisenden bei Laune hielt...

So erlebte Bruno Spengler, am Samstag noch mit Startplatz zwei überzeugendster HWA-Pilot, in Form eines misslungenen Starts zunächst scheinbar einen Rückschlag im Kampf um den Vizetitel gegen Tom Kristensen - mit der Betonung auf "scheinbar": Rasch zog der Kanadier an seinem auf Rang vier vorgestoßenen dänischen Rivalen vorbei, machte mit Martin Tomczyk und Jamie Green recht kurzen Prozess und befand sich bereits nach wenigen Runden wieder in der Verfolgerrolle hinter Heinz-Harald Frentzen - der Spengler noch vor seinem ersten Boxenstopp ziehen lassen musste...

Den Rest erledigte der Kommandostand. "Die Strategie und mein Auto waren perfekt", jubelte Spengler nach dem Gewinn seines Vizetitels, den er nach einer weiteren Machtdemonstration nahezu mühelos gegen den chancenlosen Kristensen errang. Die Taktik eines weit hinausgezögerten Boxenstopps hatte sich als die richtige erwiesen: Während Frentzen und Kristensen Zeit im Kampf gegen Bernd Schneider verloren, drehte Spengler einsam seine Runden - wäre da nicht Jamie Green gewesen: "Jamie war hinter mir; 15 Runden vor Schluss war er ein bisschen schneller - dann jedoch nach dem letzten Stopp war ich wieder etwas schneller", beschrieb Spengler das Youngster-Duell gegen den jungen Briten, der sich mit Platz zwei - auch dank eines gelungenen Starts - einen kleinen Befreiungsschlag verschaffte:

"Ich bin mit Platz zwei zufrieden. Ich habe den Speed, die Ergebnisse werden automatisch folgen", deutete Green allerdings unterschwellig an, dass ihn das Ende seiner sieglosen Saison angesichts vierer Siege von Seiten Spenglers nicht unberührt ließ. Auch Bernd Schneider mag sich nach dem heutigen Rennen Gedanken machen, ob seine Saison ähnlich verlaufen wäre, wäre Spengler bereits von Beginn an mit von der Meisterschaftspartie gewesen: So präsentierte sich der Saarländer zwar auch heute konkurrenzfähig, konnte jedoch schon allein infolge seines bescheidenen Startplatzes mit Platz vier nur Schadensbegrenzung betreiben - und bekam den davoneilenden Spengler nach dem ersten Rennviertel nicht mehr zu Gesicht.

Alesi wurde ein letztes Mal erfolgreichster Mercedes-Jahreswagenfahrer, Foto: Sutton
Alesi wurde ein letztes Mal erfolgreichster Mercedes-Jahreswagenfahrer, Foto: Sutton

Mika Häkkinen hätte sich dagegen mit dem vierten Platz Bernd Schneiders durchaus anfreunden können, kam er doch heute zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd in Podestnähe. "Es sind mir so viele Autos ins Heck gefahren; am Ende war mein hinterer Diffusor gebrochen", musste der Finne vom Rennpech berichten, das ihn in dieser Saison schon so oft ereilt hatte. Auch Daniel La Rosas Dienstwagen blieb trotz eines guten achten Startplatzes nicht ohne Blessuren:

Nachdem es bereits nach dem Start zu einer Kollision mit Alexandros Margaritis gekommen war, erlebte der Hesse zum Rennende ein Déjà-vu: "Als Alex hinter mir war, haben wir uns ein paar Mal berührt. Ich habe ihn am Ende auch nicht mehr gesehen. Ich habe dann nur noch hinten links einen Schlag gegen die Aufhängung bekommen." So war es mit Rang acht schließlich DTM-Aussteiger Jean Alesi, der die Ehre der Mercedes-Jahreswagen rettete - einen Rang vor Susie Stoddart im 2004er-Mercedes, die damit den Saisonrekord unter den Fahrzeugen gleichen Jahrgangs aufstellte.

"Bruno hat damit den zweiten Platz in der Fahrermeisterschaft gewonnen, Jamie hat zusammen mit dem neuen und fünfmaligen DTM-Champion Bernd Schneider die Teammeisterschaft geholt. Es war ein Saisonfinale vor Rekordzuschauerkulisse wie man es sich nicht besser wünschen kann", resümierte ein zufriedener Mercedes-Sportchef Norbert Haug - der mit Blick auf das Saisonfinale 2007 allerdings Unbehagen empfinden dürfte: Mit dem möglichen Finale in Dubai wäre ein für Mercedes so vorteilhaftes Naturgesetz außer Kraft gesetzt...