Nur selten kann man sich bei Mercedes mit einem annähernden Stillstand so gut arrangieren wie heute. Mit zehn statt zwölf Punkte blieb der Meisterschaftsvorsprung geradezu unberührt - nach einer anderen, jedoch durchaus aussagekräftigen Rechenart hat er sich gar erhöht: Musste Tom Kristensen nach dem Stand des sechsten Saisonlaufs je verbleibendem Rennen um drei Punkte besser abschneiden als, um am Ende mit Schneider gleichzuziehen, so sind es nun dreieindrittel.

Nachdem es gestern so schien, als sei eine vollkommene Pleite gegen Audi nur durch eine fahrerische Topleistung Jamie Greens im Qualifying verhindert worden, so bestätigte sich heute die Hoffnung der HWA-Piloten auf eine bessere Rennperformance der C-Klasse - was insbesondere Bernd Schneider unter Beweis stellte: Nachdem der Saarländer von Startplatz sieben aus zunächst rundenlang hinter Pierre Kaffer im Vorjahres-Audi festhing, legte der 42-Jährige im Folgenden einen konkurrenzfähigen Speed an den Tag - der wie bereits 2005 im Falle Gary Paffetts von einer ausgeklügelten Rennstrategie gekrönt wurde:

Indem Bernd Schneider die Boxenbesuche jeweils lange hinauszögerte, stellte sich gewissermaßen beim Stillstand eines Boxenstopps der Fortschritt im Klassement her, der zunächst von Rang sechs auf Position drei führte. Ein hartnäckiger, jedoch schließlich erfolgreicher Kampf gegen Mattias Ekström brachte schließlich Rang zwei ein. Ein Erfolg, von dem seine HWA-Teamkollegen nur träumen konnten:

Während sich Jamie Green - wie schon so oft - bereits am Start seiner Chancen entledigte und nach einer Berührung mit Mattias Ekström eine Durchfahrtsstrafe kassierte, kam Mika Häkkinen nie richtig in Fahrt, was sich auch in einem eher unüberlegten Überholmanöver gegen Christian Abt äußerte. Bereichert um einen sportkommissarisch vorgeschriebenen weiteren Boxenbesuch sah der Finne die Zielflagge nur fernab der Punkteränge und manifestierte so eine bisher kaum zufrieden stellende Saisonbilanz. Neben Schneider schlug sich lediglich Bruno Spengler passabel: Zwar misslang auch dem zweiten HWA-Youngster der Start, dann jedoch arbeitete sich der Kanadier unauffällig wie effektiv auf Platz vier vor.

"Im letzten Stint war ich so schnell wie die Top Drei. Aber die Lücke war zu groß und da konnte ich nicht mehr hinkommen", stellte Spengler fest, dass das Potenzial auch diesmal durchaus vorhanden war - an die Leistung Schneiders reichte er allerdings auch aus der Sicht von Mercedes-Sportchef Norbert Haug nicht ganz heran: "Bernd hat sein ganzes Können gezeigt und sich fair gegenüber Tomczyk durchgesetzt. So viel dazu, dass die '42-jährigen Großväter' nicht mehr schnell fahren können." Zweifelsohne schnell fuhr auch ein 24-jähriger Single, der im Mücke-Mercedes seines Vaters eher unerwartet auf Rang sieben fuhr:

"Wir wussten zwar, dass wir am Freitag einen guten Longrun gefahren sind und dass wir über die Distanz sehr gut sein werden, aber dass wir auf Platz sieben ankommen, hatten wir nicht erwartet", zeigte sich der Berliner später uns gegenüber ebenfalls überrascht. Nicht den Entwartungen entsprach - im negativen Sinne - auch das Team Persson: Während Jean Alesi an einer defekten Servolenkung scheiterte, krankten Alexandros Margaritis und sein Mercedes-Jahreswagen an Vibrationen, die der Grieche Berührungen mit Nicolas Kiesas Audi zuschreibt. Der Dritte im Bunde, Mathias Lauda, brachte sein Ergebnis auf den Punkt: "Das Qualifying gestern lief super, was ich vom Rennen nicht behaupten kann."